Essen. Stadt löst CSD-Party in Essen auf, bei der Corona-Regeln missachtet werden. Behörden ernten dafür Kritik: „Clan-Beerdigung lasst ihr gewähren“.
Das erste August-Wochenende ist für gewöhnlich CSD-Wochenende in Essen. Coronabedingt haben die Organisatoren die diesjährige Demonstration allerdings schon vor Monaten abgesagt. Ungeachtet dessen versammelten sich 200 bis 250 vorwiegend junge Menschen mit Regenbogenfahnen am Samstagnachmittag auf dem Kennedyplatz in der Essener Innenstadt, um den Fest- und Gedenktag der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender zu feiern.
Nur wenige der Jugendlichen haben dabei einen Mund-Nasen-Schutz getragen und die Abstandsgebote eingehalten. Um der Lage Herr zu werden, bat das Ordnungsamt der Stadt Essen deshalb die Polizei um Amtshilfe, die wenig später die Versammlung friedlich, aber entschieden auflöste.
Vorwurf gegen Essener Behörden wegen Duldung der Clan-Beerdigung mit 750 Personen
Dabei mussten sich die Beamten von Aktivisten den Vorwurf anhören, „bei harmlosen Jugendlichen gleich durchzugreifen“, während die Ordnungskräfte wenige Tage zuvor bei einer Beerdigung im Clan-Milieu nicht eingeschritten waren, als 750 Trauernde unter Missachtung der Coronaregeln Abschied von einem der Ihren nahmen.
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Augenzeugen berichten, dass es vielen Jugendlichen indes wohl weniger um eine politische Demonstration gegen Diskriminierung und Ausgrenzung als vielmehr um eine öffentliche Party gegangen sei. So erklärt etwa Dietrich Dettmann vom Vorstand des Ruhr CSD, der zufällig Augenzeuge war: „Wir haben mit dieser Versammlung nichts zu tun und distanzieren uns ausdrücklich davon. Möglicherweise haben diese Leute nicht mitbekommen, dass der Ruhr CSD schon lange abgesagt war und sind deshalb trotzdem nach Essen gekommen.“
Was die Stadt Essen und die hiesige Polizei auf den Vorwurf antworten, bei der Durchsetzung der Coronaschutz-Maßnahmen mit zweierlei Maß zu messen, treibt Dettmann dennoch um. „Die Abstandsregeln wurden zwar vielfach nicht eingehalten, aber es war auch keine so große Menschenmenge wie bei der Beerdigung“, stellt Dettmann fest.
Kritik kommt auch von den Essener Grünen
Und auch die Essener Grünen formulierten inzwischen ihr Unbehagen angesichts der geduldeten Beerdigungsversammlung. „Sollte es bei der Trauerfeier tatsächlich zu merklichen Verletzungen der Coronaauflagen gekommen sein, müssen diese konsequent geahndet werden. Wir befinden uns nach wie vor mitten in der Pandemie und müssen gar eine zweite Welle befürchten, deren Auswirkungen noch niemand voraussehen kann. Derartige Ausnahmen sind daher völlig inakzeptabel und gefährden die gerade wiedergewonnene Normalisierung und somit letztlich den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft“, sagt Grünen-Vorsitzende Gönül Eğlence.
Die Polizei stellt für sich in beiden Fällen klar, nicht unmittelbar zuständig gewesen zu sein, sondern nur der Stadt Amtshilfe geleistet zu haben bzw. bei der Beerdigung nicht darum gebeten worden zu sein.
Stadtsprecherin Silke Lenz erklärt auf Nachfrage, dass die Jugendlichen den Kennedyplatz mit Plastikmüll, Pappbechern, Glasflaschen und Glasscherben stark vermüllt hätten und es darüber hinaus mehrere Einsätze der Feuerwehr wegen stark alkoholisierter Jugendlicher gab.
„Die große Gruppe hat sich dann nach den erteilten Platzverweisen auf dem Kennedyplatz und dem Kardinal-Hengsbach-Platz teilweise auf die Spielplätze im Umfeld verlagert und dort weiter Alkohol konsumiert, darüber hinaus gab es Beschwerden von Anwohnern, so dass dann auch entsprechende Platzverweise auf den Spielplätzen ausgesprochen wurden und die Gruppe aufgelöst wurde“, stellt Lenz klar.
Mit Blick auf die Vorwürfe der Ungleichbehandlung erklärt die Stadtsprecherin knapp, dass die Verwaltung nun anhand der zusammengetragenen Ergebnisse prüfe, „inwieweit bei der Beerdigung Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung geahndet werden können“.
Zahl der Coronainfizierten in Essen stieg zuletzt wieder an
Zuletzt ist die Zahl der Coronainfizierten in Essen wieder gestiegen. Einen nachweisbaren Zusammenhang mit den immer häufiger zu beobachtenden Ansammlungen von Jugendlichen in Parks, am See oder in der Nähe von Tankstellen und Kiosken gäbe es bisher gleichwohl nicht, erklärt die Stadt.
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