Essen-Steele. In der Marienkirche in Essen-Steele entstehen zwölf Eigentumswohnungen, dahinter noch einmal 21. Für das Viertel Steeler Rott ein großes Projekt.
Als Gotteshaus diente die St.-Marien-Kirche den Gläubigen die längste Zeit für ihr Gemeindeleben, dann wurde sie Lagerraum fürs Bistumsarchiv und schließlich Kleiderkammer für Geflüchtete: Nun entstehen hinter den alten Mauern neue Wohnungen. Dazu kommen 21 Eigentumswohnungen an der Stelle, wo bis vor kurzem das Pfarrhaus stand. Ihr Viertel werde aufgewertet, sind Anwohner, Gemeindemitglieder und Politiker überzeugt. Die Vermarktung im Steeler Rott ist gestartet. Die Wohnungen kosten bis zu 500.000 Euro.
1925 wurde die Kirche an der Buschstraße errichtet, wo nun 2022 zwölf Wohnungen bezugsbereit sein sollen. Auf etwa 50 bis 150 Quadratmetern, mit Gartenanteil und Garage werden die neuen Bewohner in dem denkmalgeschützten Gebäude leben, in dem einst so viele Kinder getauft wurden und zur Kommunion gingen. So wie die Kinder von Klaus Stumpe, der 80 Jahre alt ist und ebenso lange im Steeler Rott wohnt.
Viele Häuser im Steeler Rott entstanden um 1900
„Unser Haus hat mein Urgroßvater gebaut“, erzählt der 80-Jährige, der von 1975 bis 2008 Mitglied der Bezirksvertretung und auch zehn Jahre Bezirksbürgermeister gewesen ist. In seinem Viertel, das bis etwa 1880 vor allem landwirtschaftlich geprägt gewesen sei, stammten die meisten Bauten aus den Jahren um 1900, viele weitere folgten nach dem Zweiten Weltkrieg – und die Menschen hinter den Fassaden, das seien eben die „Rotter“.
Die neuen Wohnungen werden nun bestimmt etwa 100 Neubürger ins Steeler Rott bringen, hat Dirk Vogt überschlagen. Außer in der Kirche selbst, die bestehen bleibt, wird es 21 Neubauwohnungen geben. Dafür ist das Pfarrhaus bereits abgerissen worden. Der CDU-Ratsherr war als Mitglied im Kirchenvorstand der Pfarrei St. Laurentius, zu der die Gemeinde St. Maria zählt, von Anfang an in den Entwicklungsprozess eingebunden. Nun ist dieser neu entstehende Wohnraum nicht nur ein großes Projekt fürs Viertel, sondern derzeit das einzige.
Grillo-Theater nutzte Räume der Jugendhalle im Steeler Rott
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Damit ziehe dann auch wieder Leben in die Kirche. Denn genau hier habe sich das Leben stets abgespielt, blickt Klaus Stumpe auch auf die benachbarte Grundschule, in die er selbst 1946 eingeschult wurde. Die Fassade der Jugendhalle, die die Schüler zum Sportunterricht und die Schützen, Boxer und Tischtennisspieler als Vereinsräume nutzen, erhält gerade eine energetische Sanierung.
„Hinter den Mauern standen einst Schauspieler des Grillo-Theaters auf der Bühne“, erinnert sich der 80-Jährige an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Theater in der Innenstadt sei zerstört gewesen und seine Mutter habe an der Garderobe in Steele gearbeitet, wo etwa Hans-Joachim Kuhlenkampff aufgetreten sei, erzählt er über die Historie. Werde die Sanierung abgeschlossen sein, solle die Schule neue Toiletten erhalten.
Ehemaliges Gesundheitsamt könnte auch Wohnraum werden
Wohnen in der Kirche ist nicht barrierefrei
Die zwölf Wohnungen, die in der Kirche St. Maria an der Buschstraße 33 entstehen, werden im Gegensatz zu den 21 weiteren Neubauwohnungen hinter dem Gotteshaus nicht barrierefrei sein. Mindestens die Hälfte der Wohneinheiten in der Kirche sind bereits verkauft oder reserviert.
Ein Beispiel: Knapp 130 qm im Erdgeschoss kosten 484.000 Euro. Bauträger ist die Schlun-Baugruppe. Die Vermarktung übernimmt die Immobilien GmbH der Sparkasse Essen.
Und dann ist da ja noch das ehemalige Gesundheitsamt, in dem zuletzt alleinstehende, afrikanische Frauen gelebt hätten, zeigt Dirk Vogt auf das Eckhaus, das an die Grundschule grenzt. Jetzt stehe das städtische Gebäude leer. Auch hier sei Wohnraum denkbar, entschieden sei aber noch nichts. Fest stehe hingegen, dass dem Kindergarten an der Kirche fünf Einfamilienhäuser folgen sollen. Die Kitagruppen würden dafür nach Freisenbruch umziehen.
Die Beteiligten blicken optimistisch auf all das, was sich in ihrem Viertel tut. Und so ist die Trauer darüber, dass sie das Gotteshaus in seiner ursprünglichen Funktion nicht haben halten können, inzwischen längst einer Freude aufs Neue gewichen.
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