Essen. Essener Urlauber kehren aus Mallorca zurück. Sie beklagen “einseitige Bilder“ von der Insel, blicken aber auch mit Skepsis auf die Partymeilen.
Zum ersten Mal nach dem Corona-Lockdown vor rund vier Monaten haben Hunderte Touristen am Ballermann wieder Party gemacht - und damit auf Mallorca große Sorgen ausgelöst. Denn kaum einer der Feiernden habe am Wochenende an der Playa de Palma die derzeit in ganz Spanien geltenden Schutzvorschriften beachtet. Das berichten spanische Medien, was nicht nur hierzulande zu Überlegungen führt, auch für Mallorca-Urlauber eine zweiwöchige Quarantäne anzuordnen, falls man keinen Negativ-Test vorweisen kann.
Wegen der Partys am „Ballermann“ hat Mallorca nun sogar die Zwangsschließung aller Lokale der vor allem von deutschen Touristen gern besuchten „Bier-“ und „Schinkenstraße“ beschlossen. Diese Anordnung gelte zunächst für zwei Monate und trete am Mittwoch in Kraft. Die Regionalregierung ordnete aus demselben Grund auch die Schließung aller Lokale der Straße Puerto Ballena in der Briten-Hochburg Magaluf westlich der Inselhauptstadt an.
Am Wochenende wurde es auf der Insel voller
Einige Mallorca-Urlauber aus Essen hingegen ärgern sich über das „einseitige Bild“, das derzeit durch die Medien gehe. „Wir hatten überhaupt nicht den Eindruck, dass es ausgeartet ist. Natürlich hat man gemerkt, dass es zum Wochenende voller wurde, aber wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl, uns in Gefahr zu befinden, sonst wären wir gegangen“, berichtet eine junge Frau, die selbst am Freitagabend „mittendrin“ war, wie sie sagt.
„Als die Leute auf der Straße anfingen zu tanzen, kam eine Durchsage, dies bitte zu unterlassen und die Musik wurde leise gedreht, so dass das Schauspiel nach nur wenigen Minuten vorbei war. Wir saßen an einem Tisch, der im Abstand zu den anderen Tischen stand und mussten zuvor unsere Hände desinfizieren“, so die Essenerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Der Abend habe einem Wochenende im Bochumer Bermuda-Dreieck geglichen, wo auch viele Leute zusammen kämen und es sich vor den Lokalen zwischenzeitlich knubbeln könne.
Mancher Urlauber treibt es am Ballermann zu bunt
Andere Essener, die zur Zeit ihren Urlaub auf Mallorca verbringen, sehen hingegen mit Skepsis auf die Partymeile. Denn während es manch einer am Ballermann offenbar zu bunt treibt, laufe in Palma und anderen Regionen der Insel „alles sehr gesittet ab“. „Im Hotel wird viel desinfiziert und geputzt. Wir selber wohnen am Balenario 12, also weit weg von Arenal. Ich kann sagen, dass sich die Urlauber hier an die Auflagen halten. Im Großen und Ganzen fühlen wir uns hier besser aufgehoben als an den deutschen Küsten“, berichtet Anke Simon*.
Ähnlich sieht es auch Dominik Rissewyck. Der Essener hat mit seiner Freundin für zwei Wochen eine Ferienwohnung im Osten der Insel gemietet und berichtet, „dass das Bild hier einfach ein anderes ist, als viele, viele Menschen in Deutschland von der Lage haben“.
Mallorca: Der Tourismus kommt auf die Insel zurück
„Der Tourismus kommt zurück und der Großteil geht hier auch vorsichtiger mit dem Virus um als es in Deutschland der Fall ist. Und trotzdem ist hier das Leben bzw. der Urlaub keinesfalls unentspannt. Von den Unbelehrbaren am Ballermann muss ich natürlich nicht anfangen aber es ist schade, dass dann alle Deutschen wieder pauschalisierend verurteilt werden, denn hier macht, wie schon erwähnt, der Großteil der Deutschen sehr verantwortungsbewusst Urlaub. Deshalb finde ich auch eine eventuelle Quarantäne nach dem Urlaub völlig schwachsinnig,“, so Rissewyck.
*Name auf Wunsch der Leserin geändert.