Essen. Die Rückkehr des öffentlichen Lebens auf der Rüttenscheider Straße zieht auch Auto-Protzer an. Die Essener Polizei will vermehrt kontrollieren.

Die Rückkehr des öffentlichen Treibens auf der Rüttenscheider Straße in Essen zieht den Ärger schnell nach sich: Nach der coronabedingten Abwesenheit von Lärm und Lebensfreude berichten Anwohner nun von zunehmenden Ruhestörungen durch rücksichtslose PS-Poser. Junge Männer in Luxuskarossen, die meinen, in den Gästen der in lauen Sommernächten wieder erstarkenden Straßengastronomie ein dankbares Publikum zu finden, geben wieder ordentlich Gas. Gerade an Wochenenden, sagen genervte Augen- und Ohrenzeugen, lassen sie die Motoren ihrer Boliden aufheulen und veranstalten ihr Schaufahren ohne Rücksicht auf geltende Regeln und benötigte Ruhe.

Dabei scheint sich die Rüpelszene inzwischen auf den nördlicheren Teil der Rüttenscheider Straße zwischen „Stern“ und der Traditionskneipe „Ampütte“ verlagert zu haben, nachdem die Polizei noch im Juli des vergangenen Jahr südlich der Martinstraße „aufgeräumt“ hatte.

Die Rüttenscheider Straße in Essen zieht ein solches Verhalten an

Auf Nachfrage dieser Zeitung ließ Polizeisprecherin Judith Herold keinen Zweifel daran, dass sich eine vergleichbare Schwerpunktaktion in diesem Sommer durchaus wiederholen könnte: „Wenn sich die Beschwerden häufen, werden wir aktiv.“ Und dann kann es für die Angeber teurer werden als bislang: Wer mit seinem Auto für unnötigen Lärm sorgt, vermeidbare Abgase in die Umwelt bläst und sinnlos hin- und herfährt, kann mit bis zu 100 Euro zur Kasse gebeten werden. Bislang waren maximal 20 Euro die Regel, wenn keine weiteren Verstöße hinzu kamen.

Es sei der Behörde bekannt, dass die „Rü“ eben genau ein solches Verhalten anziehe. Auch dieses Jahr gebe es bislang den ein oder anderen Hinweis darauf. Jedoch handelt es sich nach Einschätzung der Polizei nach wie vor um einzelne Missetäter: „Eine etablierte Poser- und Raserszene gibt es nach unseren Erkenntnissen nicht“, sagt Herold: „Es fallen nicht immer die gleichen Fahrzeuge auf.“

Vor einem Jahr hat die Polizei eine Schwerpunktaktion im Stadtteil gefahren

Das bestätigten nicht nur die Beamten des Bezirksdienstes, die im Stadtteil genauso unterwegs sind wie motorisierte Streifenteams, sondern das gelte auch für andere Orte in der Stadt, wo es zu vergleichbaren Regelüberschreitungen durch lautstarke Protzereien mit Pferdestärken kommt, wie etwa in der nördlichen Innenstadt oder am Niederfeldsee in Altendorf.

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In Rüttenscheid hat die Polizei vor etwa einem Jahr nach dem Rechten gesehen – und wurde fündig: Es wurden Fahrer beileibe nicht nur wegen fortgesetzter Ruhestörung vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Herold kann sich auch an Fälle erinnern, bei denen Autos unter dem Einfluss von Rauschgift, aber dafür ohne jede Fahrerlaubnis gesteuert worden sind.

Nicht immer sind die Kontrollen der Essener Polizei augenfällig

Im April dieses Jahres haben sich Beamte der „BAO Clan“ und der Einsatzhundertschaft Auto-Poser am Niederfeldsee und am Ehrenzeller Platz vorgeknöpft, nachdem sich die Beschwerden von Anwohnern dort gehäuft hatten. 50 Fahrzeuge wurden kontrolliert, ein Fahrer ohne Führerschein erwischt und eine Gaspistole sichergestellt.

Doch nicht immer sind die Aktionen der Polizei derartig augenfällig: „Es gibt auch in Rüttenscheid Kontrollen, die nicht immer deutlich sichtbar sind“, betont Herold. Wenn etwa Beamte in Zivil unterwegs sind, kann der Eindruck entstehen, die Ordnungsmacht sei nicht präsent genug.