Essen. Essen verliert mit der von Thyssenkrupp verkauften Aufzugssparte rund 400 Jobs – und ein gewinnbringendes Unternehmen mit Perspektive.

Nach dem Aufschwung vergangener Jahre, mit Eon und Brenntag, mit ista und Funke, geht es für die Stadt Essen im Standortreigen derzeit wieder mal abwärts – nach der immer noch nicht ausgestandenen Sorge um die Karstadt-Kaufhof Zentrale nun ausgerechnet mit einem Aufzugs-Unternehmen, wie passend: thyssenkrupp Elevator, die kürzlich verkaufte ertragreiche Tochter des Industrie-Konzerns, verlässt Essen und bezieht im ersten Quartal 2021 eine neue Zentrale am Düsseldorfer Flughafen.

Unterm Strich steht für die Stadt damit nicht nur der Verlust von rund 400 Arbeitsplätzen eines weltweit agierenden Unternehmens, sondern wohl auch einiges an Steuerkraft. Denn thyssenkrupp Elevator macht mit Kunden in über 100 Ländern und weltweit mehr als 50.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund acht Milliarden Euro und kam im Geschäftsjahr 2018/19 auf einen Vorsteuergewinn von rund 791 Millionen Euro.

Trost für den OB: „Das Kerngeschäft bleibt in Essen“

Dass das Unternehmen nach dem Verkauf an Finanzinvestoren nicht weiter als Untermieter auf dem Campus von Mutter thyssenkrupp verbleiben würde, galt schon lange als ausgemacht. „Das bedauere ich“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen am Donnerstag, als die Nachricht vom Wegzug eintraf. Um tröstend hinterherzuschieben: „Der größere Unternehmensteil und das Kerngeschäft bleiben in Essen.“

Bitter auch für Essens Wirtschaftsförderer, dass man in der jetzt gesuchten Größenordnung von immerhin 9000 Quadratmetern Bürofläche kein passendes Angebot unterbreiten konnte. Denn der von manchem

Ein Verkauf der thyssenkrupp wieder Luft verschafft

Für rund 17,2 Milliarden Euro hat thyssenkrupp Ende Februar ihre Aufzugs- und Fahrtreppen-Sparte Elevator an ein Bieterkonsortium um die Finanzinvestoren Advent, Cinven und RAG-Stiftung verkauft.

Das Geschäft, das Ende dieses Monats endgültig abgeschlossen wird, soll dazu beitragen, dass der thyssenkrupp-Konzern „wieder Fahrt aufnehmen kann“, wie die Vorstandsvorsitzende Martina Merz betont.

Die ertragsstarke Elevator AG wird ihren neuen Sitz im ehemaligen e plus-Gebäude am Düsseldorfer Flughafen haben.

zunächst ins Auge gefasste Umzug in den alten RWE-Turm zerschlug sich, und für einen Neubau auf bereitstehenden Flächen, etwa im Krupp-Gürtel, fehlte schlichtweg die Zeit: Der Aufzugs- und Fahrtreppen-Hersteller wollte den Neustart noch in diesem Jahr.

Wirtschaftsförderer sehen Essen dennoch „auf einem sehr guten Weg“

So geht es nun – auch unter achselzuckendem Bedauern der in Essen beheimateten RAG-Stiftung – zurück in die Stadt, aus der man vor zehn Jahren an den Essener Campus wechselte. In Düsseldorf, vor allem am Standort am Flughafen, so heißt es fast entschuldigend in einer am Donnerstag verbreiteten Pressemitteilung, profitiere man als führender internationaler Anbieter für urbane Mobilitätslösungen von der guten Infrastruktur: „Der Umzug ist auch vor dem Hintergrund unserer internationalen Ausrichtung als unabhängiges Unternehmen zu sehen.“

Für Essen bleibt dies „natürlich ein Verlust“, heißt es bedauernd bei der Wirtschaftsförderung, die sich für einen Verbleib des Unternehmens ins Zeug gelegt hatte. Sie zeigt sich trotz des Wegzugs „überzeugt, dass Essen sich weiterhin auf einem sehr guten Weg in eine erfolgreiche Zukunft befindet“: mit den großen Konzernen, einem leistungsfähigen, breit aufgestellten Mittelstand und einer innovativen Start-up-Szene.

Zudem verweist man auf die neuen oder neu geplanten Unternehmenszentralen von RWE und ALDI Nord, Deichmann und opta data. Soll heißen: Auch ohne Aufzüge kann es wieder aufwärts gehen.