Essen. Noch gibt es keine Kündigung, weder für Ladenflächen noch für Mitarbeiter der beiden Essener Warenhäuser. Das nährt die Hoffnung auf eine Rettung.

Wenn die Politik wortreich Resolutionen verfasst, ist es meistens schon zu spät: Die „große Bestürzung“ über Schließungspläne, die „volle Solidarität“ für die Beschäftigten – sie erzählen dann mehr von der Wut und der Hilflosigkeit örtlicher Macher, als von echten Chancen, noch was zu retten. Beim Kaufhaus-Kahlschlag der Galeria Karstadt Kaufhof aber scheint das diesmal anders zu sein: Nicht nur Stadtspitze und Wirtschaftsförderer hegen die Hoffnung: „Da geht noch was.“

Ota Hortmanns, SPD-Ratsfrau und Betriebsrätin in der Karstadt Hauptverwaltung, sprach am Mittwoch im Stadtrat von einem „kleinen Zeitfenster, um die eine oder andere Filiale vor der Schließung zu retten“. Und sie meinte vor allem: in Essen. Geöffnet sei dieses Fenster allenfalls noch ein paar Wochen, längstens bis Ende August, und mit jedem Tag schrumpfe der Spalt für hilfreiche Gespräche.

Auch im Limbecker Platz gab es „umfangreiche Zugeständnisse“

In denen geht es fraglos nur um eines: ums Geld, genauer gesagt: um die Ladenmieten. Das ist in den beiden Essener Kaufhäusern am Willy-Brandt- wie auch am Limbecker Platz nicht anders als andernorts in der Republik, wo die Vermieter sich jetzt die Frage stellen müssen, ob sie noch weitere Zugeständnisse machen sollen oder ihren Hauptmieter ziehen lassen.

Nach der Koerfer-Gruppe aus Köln, der die alte Kaufhof-Immobilie unweit des Hauptbahnhofs gehört, bestätigte jetzt auch der Hamburger Centerbetreiber ECE, man habe „umfangreiche Zugeständnisse (...) in Aussicht gestellt“, wie Regionaldirektor Alexander Crüsemann es formuliert. Bis dato reichten diese Zusagen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH aber offenbar nicht aus, um den Limbecker Platz aus der Schließungsliste zu streichen.

Ein erklecklicher Anteil an den 21,5 Millionen Euro Ladenmiete

Ob und wie weit man sich weiter herunterhandeln lässt, bleibt einstweilen offen. Mit zusammen 24.000 Quadratmetern Verkaufsfläche brutto belegen Galeria Karstadt Kaufhof (20.000 qm) und Karstadt Sports (4000 qm) rund ein Drittel der Verkaufsfläche im Einkaufszentrum am Berliner Platz, das den Anlegern eines offenen Immobilienfonds der Union Investment Real Estate gehört.

Laut Geschäftsbericht dieses Fonds namens „UniImmo: Europa“ kalkuliert man für das Limbecker mit Gesamtmieterträgen von rund 21,5 Millionen Euro im Jahr. Es geht also mutmaßlich um eine stattliche siebenstellige Summe, die allein in Essen im Feuer steht.

Erste Kündigungen für Mitarbeiter und Ladenflächen soll es Anfang Juli geben

Dass noch nicht alles verloren ist, mag man auch daran ablesen, dass bislang keine Kündigungen ausgesprochen wurden – weder für Mitarbeiter noch für Ladenflächen: „Aktuell liegt uns noch keine offizielle Mitteilung unseres Mieters Galeria Karstadt Kaufhof dazu vor“, bestätigt Crüsemann.

Nach Informationen aus dem Konzern soll der Rückzug ab Anfang Juli Schritt für Schritt erfolgen – mit ersten Kündigungen der auf der bundesweiten Streichliste verzeichneten Warenhäuser und ihrer Mitarbeiter, um Waren und womöglich Beschäftigte sofern möglich auf verbleibende Standorte umzulenken.

Wenn zehn der 62 Warenhäuser von der Streichliste rutschen, „wäre das schon viel“

Welches Haus am Ende den Schließungsplänen entkommt, weiß keiner. In Essen werden dem Limbecker Platz größere Chancen eingeräumt als dem Solitär am Willy-Brandt-Platz – obwohl dem Vernehmen nach auch Koerfer noch einmal in Miet-Verhandlungen einsteigen will. Unterm Strich, heißt es in der Karstadt-Kaufhof-Zentrale, dürfte nur ein Teil der 62 Häuser zu retten sein: „Zehn fände ich schon viel“, sagt einer der Beteiligten.

Ob Essen dabei ist, wird sich zeigen. Sicherheitshalber warnte CDU-Fraktionschef Jörg Uhlenbruch im Rat schon mal davor, „die Stadt schlecht zu reden“. Denn in Rede stünde das Aus für 1-A-Lagen der Einkaufsstadt, während in manchen Nachbarstädten schlechtere Lagen mit schwächeren Ergebnissen erhalten blieben: „Es gibt keine Logik“, hieß es mit Blick auf die Schließungsliste im Rat unisono, „jedenfalls keine, die wir erkennen“.