Essen. Viele Essener fühlen sich in ihrer Stadt zunehmend fremd, was besorgniserregend ist. Doch so wichtig wie das Ankommen ist auch das Annehmen.
Die Essener Innenstadt steht beileibe nicht als einzige vor der Herausforderung eines zwingend nötigen Wandels. Tatsächlich befindet sie sich im Ruhrgebiet bekanntermaßen sogar in bester schlechter Gesellschaft. Neben den inzwischen fast schon uralten Problemen, der Konkurrenz aus dem Internet, dem kostenlosen Parkangebot nahe gelegener Einkaufszentren und dem oft beklagten Mangel an Klasse und Qualität, ist in den vergangenen Jahren ein Phänomen dazu gekommen, dass zuvor kein Stadtplaner hätte ahnen können.
Einer Umfrage unserer Redaktion zufolge meiden viele Essener die Innenstadt auch, weil sie sich angesichts junger, migrantischer Männergruppen unwohl fühlen. Ein diffuses Störgefühl überkommt sie, unabhängig davon, ob sie allein durch die Präsenz oder durch das bisweilen auffällige Verhalten der Migranten tatsächlich tangiert sind. Tatsächlich scheint es den meisten auch gar nicht darauf anzukommen. Denn schließlich machen die jungen, oft arabischen, Migranten nichts verbotenes, wenn sie lautstark in Gruppenstärke miteinander feixend über die Kettwiger Straße spazieren.
Fremd in der eigenen Heimat
Dennoch fühlt sich eine nicht zu unterschätzende Zahl an Menschen, die mit der hiesigen Kultur aufgewachsen ist beziehungsweise diese achtet, zunehmend unwohl, zunehmend fremd – fremd in der eigenen Heimat.
Zu den konzeptionellen Herausforderungen der Innenstadt ist seit einiger Zeit auch eine kulturelle hinzugekommen. Während Kaufhäuser vergleichsweise einfach umgebaut, Plätze und Gassen aufgewertet und einladende Cafés errichtet werden könnten, lässt sich das Unbehagen, das viele Essener empfinden, nicht so einfach wieder zurückdrehen.
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Ein gesellschaftliches Dilemma, kommt hier zum Ausdruck, das in Teilen der Politik und den Medien zu lange tabuisiert wurde. Ein Dilemma deshalb, weil es unwahrscheinlich scheint, dass die alten und die neuen Essener absehbar einen Weg finden, zusammenzuwachsen. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Lebensräume weiter ausdifferenzieren.
Die langfristigen Folgen sind absehbar. Zwar gibt es unzählige Beispiele für sehr gut integrierte Personen etwa mit türkischer Migrationsgeschichte, doch es hat drei Generationen gebraucht, bis der Großteil der Türkeistämmigen in unserer Gesellschaft angekommen ist, aber auch bis er als Teil der Gesellschaft akzeptiert wurde.
So wichtig wie das Ankommen ist nämlich auch das Annehmen.
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