Essen. Der Fahrgastverband Pro Bahn spricht von einer Bankrotterklärung. Die Ruhrbahn will das Angebot erst nach den Sommerferien weiter hochfahren.
Der Fahrgastverband Pro Bahn übt massive Kritik am Fahrplan-Angebot der Ruhrbahn. Während andere Städte auch im Ruhrgebiet trotz Corona längst wieder zur Normalität übergegangen seien, sei das Angebot in Essen außerhalb der Hauptverkehrszeiten nach wie vor stark eingeschränkt.
So fahren an Samstagen wichtige Stadtbahn-, Straßenbahn- und Buslinien bis gegen 11 Uhr nur jede halbe Stunde. Das gilt auch für die Zeit nach 19 Uhr - obwohl die Innenstadt immer noch gut besucht sei. Auch sonntags fahren wichtige Linien den ganzen Tag über nur im Halbstundentakt, bedauert der Fahrgastverband und stellt fest: „Obwohl das gesellschaftliche Leben weitgehend wieder angelaufen ist, macht der Nahverkehr in Essen noch nicht wieder mit.“
Besonders verärgert ist Pro Bahn über das Angebot ab dem späten Abend
Besonders sauer stößt Pro Bahn das Angebot am späten Abend auf. „In Essen ist der Abendverkehr sowieso problematisch, da ab 21 Uhr an allen Tagen Busse und Bahnen auf fast allen Strecken nur halbstündlich verkehren - es gibt keine andere Großstadt dieser Größenordnung außer Duisburg, die sich ein ähnlich schlechtes Angebot leistet“, so Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn Ruhr. „Seit der Corona-Krise bedeute das jedoch, dass der Verkehr nach der Sternfahrt um 23 Uhr komplett eingestellt wird.“
Auch wenn inzwischen einzelne Linien am Wochenende wieder fahren, spricht Dirk Grenz, Regionalvorsitzender von Pro Bahn, von einer Bankrotterklärung des öffentlichen Nahverkehrs. „In den meisten Stadtteilen ist jetzt ein Vierteljahr lang nach 23.30 Uhr kein Bus und keine Bahn mehr gefahren. Die Ruhrbahn wird ihrem Auftrag an eine Grundversorgung nicht gerecht.“
Das Problem sieht der Fahrgastverband speziell in Essen
Das Problem liegt für Pro Bahn speziell in Essen, andere Städte in NRW hätten die Einschränkungen des Fahrplanangebots mit den Lockerung der Corona-Maßnahmen weitgehend zurückgenommen. Selbst in der Ruhrbahn-Partnerstadt Mülheim seien die Linien bis auf den Nachtexpress wieder „halbwegs normal“ unterwegs - sonntags sogar teils häufiger als in der deutlich größeren Nachbarstadt Essen.
Laut Ruhrbahn-Vorstand Michael Feller deckt der aktuelle Fahrplan die Nachfrage ab. „Nach unseren Zählungen passt das Angebot zum öffentlichen Leben“, so Feller. Da das Fahrgastaufkommen in den Sommerferien erfahrungsgemäß sinke, werde die Ruhrbahn das Angebot erst nach Ferienende weiter hochfahren.
Für das Nachtnetz gilt dies ab dem 31. Juli, dann sollen alle Nachtexpress-Linien wieder im Normalbetrieb fahren. An Samstagen und Sonntagen wird dies laut Feller ab dem Wochenende 1./2. August gelten. Zusätzliche Fahrten im Fünf-Minuten-Takt, die auf ausgesuchten Linien aus dem Programm des Bundes für saubere Luft, Lead-City, finanziert werden, sollen ab dem 12. August wieder aufgenommen werden.