Essen/Bottrop. Den 109. Geburtstag hat Heinrich Homann am Mittwoch gefeiert, sich über hohen Besuch gefreut. Doch am Nachmittag musste der Senior ins Hospital.

Auf den Essener Oberbürgermeister hatte sich Heinrich Homann sehr gefreut. Und tatsächlich kam Thomas Kufen am Mittwoch (24. Juni) nach Bottrop, um dem alten Herrn zu seinem 109. Geburtstag zu gratulieren; schließlich hat Homann seine ersten 108 Lebensjahre in Essen verbracht. Darum wird der Neu-Bottroper weiter als ältester Essener gewürdigt. „Der Besuch von Herrn Kufen hat ihm viel bedeutet“, erzählt sein Sohn Detlef Homann. Doch wenig später habe sein Vater keine Luft mehr bekommen und sei geschwächt ins Marien-Hospital in Bottrop eingeliefert worden.

Gut hundert Jahre ist es her, dass Heinrich Homann das erste Mal ernstlich erkrankt war: Da tobte weltweit die Spanische Grippe, die am Ende 25 Millionen Opfer fordern sollte. In Tagen der Corona-Krise wird wieder viel an den aggressiven Influenzavirus erinnert, doch außer Heinrich Homann dürfte es niemanden mehr geben, der sagen kann: „Ich habe die Spanische Grippe überlebt.“ Er war damals sieben Jahre alt, „und er hat auf Leben und Tod gelegen“, erzählt sein Sohn.

Als Siebenjähriger hat er die Spanische Grippe überlebt, die Millionen Opfer forderte

Dass der kleine Junge die gefährliche Krankheit besiegte, mag man als Ausweis seiner besonderen Zähigkeit werten. Jedenfalls hat es Homann mit dem Überleben seither ziemlich ernst genommen, war nach Angaben seines Sohnes nie wieder krank. Zumindest bis zum vergangenen Jahr. „Da fing er an, immer schwächer zu werden.“

Mit 108 Jahren von Essen nach Bottrop umgezogen

Heinrich Homann wurde am 24. Juni 1911 in Stoppenberg geboren. Bis 2019 hat er in seiner eigenen Wohnung in Essen gelebt.

Im vergangenen Jahr ist er ins Stift Urbana im Stadtgarten in Bottrop gezogen. Heinrich Homann hatte drei Söhne, von denen einer bereits verstorben ist. Er hat sieben Enkel und sieben Urenkel.

Der Witwer, der noch immer in seiner Wohnung im zweiten Stock in Essen gelebt und sich selbst versorgt hatte, brauchte mehr und mehr Hilfe. Schließlich zog er im Alter von 108 Jahren ins Stift Urbana im Stadtgarten in Bottrop. Dort hätte er am Mittwoch so gern neben seiner Familie und dem Oberbürgermeister auch die Presse empfangen – schließlich ist Homann seit einigen Jahren Medienprofi. Als ihn die Reporter zu seinem 100. Geburtstag besuchten, scherzte er: „Da werde ich auf meine alten Tage noch berühmt.“

Als Heinrich Homann geboren wurde, regierte noch Kaiser Wilhelm II.

Längst kennt er das Staunen, wenn er erzählt, dass Kaiser Wilhelm II. noch regierte, als er zur Welt kam. Er hat die Frage nach dem Rezept seiner Langlebigkeit nun schon so oft beantwortet: „Es gibt keines.“ Die Söhne Detlef (70) und Winfried (76) hoben die gesunde Lebensweise des Vaters hervor: So habe er viel Sport getrieben und wenig Alkohol getrunken. „Als ich jung war, kostete das Bier 15 Pfennige. Doch selbst das hatten wir damals nicht“, kommentierte der Senior.

Passionierter Ahnenforscher: Das Bild zeigt Heinrich Homann mit 106 Jahren in seiner Wohnung in Essen-Borbeck.
Passionierter Ahnenforscher: Das Bild zeigt Heinrich Homann mit 106 Jahren in seiner Wohnung in Essen-Borbeck. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Sein Leben vor der altersbedingten Berühmtheit hat Homann vielfach zu Protokoll gegeben: Etwa von der Schulzeit an der Volksschule Stoppenberg berichtet, als er die Hausaufgaben abends bei Kerzenschein machen musste, weil damals nur die Essener Innenstadt Strom hatte. Später lernte er Kaufmann, arbeitete lange in der Verwaltung des Kruppschen Wohnungsbaus. 1974 ging er in Ruhestand und widmete sich seither der Ahnenforschung. Noch mit 108 erzählte er, dass er in seinem Kegelverein zwar der Älteste sei, „aber nicht der Schlechteste“.

Im Alter wird er berühmt und gibt Reportern immer gern Auskunft

Der Älteste sein, keine Gleichaltrigen mehr um sich haben, das ist der Tribut, den Hochbetagte zahlen müssen: Seine neun Geschwister hat Heinrich Homann ebenso überlebt, wie viele Freunde und frühere Kollegen. In den vergangenen Wochen habe sein Vater sehr abgebaut, sei wiederholt ins Krankenhaus eingeliefert worden, sagt Detlef Homann. Trotzdem würde er sich freuen, wenn über seinen 109. Geburtstag berichtet werde. Einen Wunsch, den wir gern erfüllen: Alles Gute, lieber Herr Hohmann!

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) gratuliert Heinrich Homann zum 109. Geburtstag. Der lebt zwar seit einem Jahr in Bottrop, wird aber auch als ältester Essener gewürdigt.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (l.) gratuliert Heinrich Homann zum 109. Geburtstag. Der lebt zwar seit einem Jahr in Bottrop, wird aber auch als ältester Essener gewürdigt. © Stadt Essen | Elke Brochhagen