Essen. Sowohl die Kaufhof-Filiale gegenüber dem Essener Hauptbahnhof als auch die Karstadt-Filiale im Einkaufscenter Limbecker Platz werden geschlossen.

Es ist ein rabenschwarzer Tag für die „Einkaufsstadt Essen“. Nach Informationen unserer Redaktion aus Unternehmenskreisen werden sowohl die Kaufhof-Filiale am Willy-Brandt-Platz als auch die Karstadt-Filiale im Limbecker Platz geschlossen. Dem Vernehmen nach soll in im Oktober endgültig Schluss sein.

Diese unerwartete Schreckensnachricht erhielten die Essener Mitarbeiter des Warenhausriesen am frühen Freitagnachmittag während einer Betriebsversammlung. In dem Haus am Willy-Brandt-Platz sind 95 Mitarbeiter beschäftigt. Eine ähnliche Größenordnung hat auch die Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz.

Wut und Trauer über die Entscheidung sitzen bei den Betroffenen tief. „Wir sind schon so lange hier. Das reißt mir das Herz heraus“, sagt eine Mitarbeiter mit tränenerstickter Stimme.

Bei der Betriebsversammlung erfuhren die fast 100 Mitarbeiter von Kaufhof in Essen, dass ihre und die Karstadt-Filiale im Limbecker Platz geschlossen werden.
Bei der Betriebsversammlung erfuhren die fast 100 Mitarbeiter von Kaufhof in Essen, dass ihre und die Karstadt-Filiale im Limbecker Platz geschlossen werden. © Foto Services | Funke

Auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen zeigte sich tief betroffen von der Nachricht. „Seit meiner Kindheit kann ich mir Weihnachtseinkäufe ohne Karstadt gar nicht vorstellen. Ob Spielzeug oder Socken - bei uns lag immer mindestens eine Geschenk von Karstadt unterm Tannenbaum.“

Dass nun ausgerechnet am Stammsitz Essen beide Häuser geschlossen werden, ist ein tiefer Einschnitt für den Einkaufsstandort Innenstadt und für die Handelsgeschichte der Ruhrmetropole. „Karstadt und Kaufhof sind seit Jahrzehnten feste Bestandteile der City. Die gesamte Stadt verliert dadurch einen Teil ihrer Identität als ‘Einkaufsstadt’,“, so Thomas Kutschaty, Vorsitzender der Essener SPD.

So sieht es auch Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr in Essen. „Dass es beide Häuser in Essen treffen würde, erwischt mich kalt.“ Die Schließung nur eines einzigen Hauses sei schon schlimm genug, aber dass die Einkaufsstadt Essen zwei Warenhäuser verliere, sei eine dramatische Botschaft. Was Heistermann besonders irritiert: Ausgerechnet an dem Standort, an dem die Zentrale des deutschen Warenhaus-Konzerns ihren Sitz hat, gibt es kein einziges Warenhaus mehr.

Für „Irritationen“ sorgte die Entscheidung der Warenhaus-Manager auch bei der Koerfer-Gruppe in Köln, seit mehreren Jahrzehnten Inhaberin des Gebäudes am Willy-Brandt-Platz. Erst im vergangenen Dezember sei der Mietvertrag mit Galeria Karstadt Kaufhof um weitere zehn Jahre verlängert worden, berichtet Koerfer-Geschäftsführer Daniel Schild, der auch Details des neuen Vertrag preisgibt.

„Wir haben die ab Januar 2020 gültige Miete im Vergleich zu den Vorjahren massiv gesenkt.“ Die Schmerzgrenze sei erreicht, betont Schild, und fügt hinzu: „Was im Dezember richtig war, kann jetzt nicht falsch sein.“

Im Zuge der Corona-Krise hat der Warenhaus-Konzern versucht, den vereinbarten Mietvertrag zu kippen und das Verhandlungspaket neu zu schnüren mit dem Ziel, einen noch günstigeren Mietzins auszuhandeln. Doch die Koerfer-Gruppe war nicht zu weiteren Zugeständnissen bereit.

Stadt Essen kämpft um Unternehmenszentrale

Ob und welche Auswirkungen die aktuellen Filialschließungen in Essen auf die hier ansässige Unternehmenszentrale haben werden, lässt sich derzeit nicht sagen. Die Stadt geht davon aus, dass Essen weiterhin und in unvermindertem Umfang Hauptsitz der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ist.

Kämpferisch gibt sich auch die Gewerkschaft Verdi. „Essen ohne Warenhaus ist nicht vorstellbar“, sagt Kay Lipka, Gewerkschaftssekretär. „Das lassen wir uns nicht gefallen, wir werden alles in Bewegung setzen und um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“