Essen. 2032 könnten Athleten aus aller Welt in einer “Stadt zwischen den Städten“ Essen und Bottrop untergebracht werden. Ausstellung zeigt Entwürfe.
Olympia an Rhein und Ruhr: Die ganze Welt blickt aufs Ruhrgebiet. Sportler aus aller Herren Ländern reisen an, um sich im Wettkampf miteinander zu messen. Noch ist das eine Version, an deren Realisierung hinter den Kulissen aber gearbeitet wird. Aber träumen ist ja erlaubt.
Ende des Jahres wird der Deutsche Olympische Sportbund darüber entscheiden, ob Deutschland sich um die Austragung der Olympischen und der Paraolympischen Spiele 2032 bewerben wird. Und dann müsste Deutschland auch den Zuschlag bekommen.
Studierende im Fachbereich Raumplanung der TU Dortmund haben sich schon einmal Gedanken gemacht wie es aussehen könnte, das Olympische Dorf, das während der Spiele bis zu 19.000 Athleten eine Unterkunft auf Zeit bieten soll. Ihre Entwürfe sind derzeit in einer Ausstellung im Foyer des Rathauses zu sehen.
Die Flächen "Sturmshof" und "Hafen Coelln-Neuessen" scheinen geeignet
"Das Ruhrgebiet hat in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt, dass wir große Projekte gemeinsam meistern können und gute Gastgeber sind. Wir wollen den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt aber auch gute Rahmenbedingungen bieten. Dazu gehört auch die Unterbringung der Athletinnen und Athleten – im Olympischen Dorf", sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Eröffnung der Präsentation.
Kufen steht hinter der Bewerbung. Befürworter von Olympia versprechen sich Impulse für die Entwicklung der Region. So ist es alles andere als ein Zufall, dass die angehenden Raumplaner nach einem geeigneten Standort für das Olympische Dorf gar nicht erst lange suchen mussten. Bieten sich dafür doch jene riesigen Flächen zu beiden Seiten des Rhein-Herne-Kanals gerade zu an, welche die Städte Essen und Bottrop gemeinsam mit der RAG als "Freiheit Emscher" gemeinsam erschließen und entwickeln wollen.
Eine "Stadt zwischen zwei Städten" soll Bedarf an Wohnraum decken
Konkret geht es um die Brachflächen "Sturmshof" nördlich des Kanals und "Hafen Coelln-Neuessen" südlich davon, insgesamt 60 Hektar groß. Jede Menge Platz also für Gedankenspiele, die weit über Olympia hinaus gehen. Denn das Internationale Olympische Kommitee verlangt Nachhaltigkeit und damit eine Antwort auf die Frage, was aus dem Olympischen Dorf werden soll, wenn das olympische Feuer wieder erlöscht?
Für den OB liegt es auf der Hand: Das Dorf könne anschließend als neues lebenswertes Wohnquartier genutzt werden und so den großen Bedarf an Wohnraum in der Region entlasten, so Kufen.
So haben die Studierenden aus Dortmund "eine Stadt zwischen zwei Städten" entworfen. Eine Stadt, in der es alles gibt, um die Bedürfnisse der Bewohner zu befriedigen: Dienstleistungsbetriebe, Arbeitsplätze, Gastronomie und Schulen.
Wasserarme reichen wie Grachten in das Quartier hinein
Singles finden dort genauso passenden Wohnraum wie Familien und Senioren, letztere im "betreuten Wohnen" oder in Mehrgenerationen-Projekten. Sozialer Wohnungsbau soll nicht zu kurz kommen. Natürlich ist das Quartier freundlich zu Fußgängern wie Radfahrern, Bewohner können an Mobilstationen wählen zwischen Leihrädern oder Carsharing.
Mehr Potenzial als Verkehrsweg sehen die Studierenden im Rhein-Herne-Kanal. Die vielleicht charmanteste Idee ist, die Verlängerung von Wasserarmen in das neue Quartier hinein. Spontan denkt man an Grachten oder an den Duisburger Innenhafen. Ob die Gebäude in Anlehnung an die fünf olympischen Ringe angelegt werden sollten, wie es einer der fünf Entwürfe vorsieht? Aber warum nicht?
Ob es so kommt? Bis 2030 wollen RAG Montan Immobilien, Essen und Bottrop das "Freiheit Emscher" realisieren. Gerade erst haben die Partner einen Zehn-Jahres-Plan verabredet. Die Sanierung von "Emil Emscher", der 40 Hektar großen Brache auf Essener Stadtgebiet, ist im Gange. Die Stadt Essen wünscht sich dort großflächiges Gewerbe. "Arbeitsplätze sind uns wichtig", hatte OB Kufen betont, als er im August vergangenen Jahres gemeinsam mit Vertreter der RAG Montan Immobilien den offiziellen Startschuss für die Aufbereitung des Geländes gab.
Streng genommen käme Olympia also zu spät. Aber "Freiheit Emscher" ist ein Prozess. Den gemeinsamen Zielen stünde ein Olympisches Dorf nicht im Wege, heißt es. Und sollte es doch nichts werden mit Olympia an Rhein und Ruhr, böten die Entwürfe wenigstens Inspiration.
AUSSTELLUNG IM RATHAUS
Die Ausstellung über das Olympische Dorf an der Stadtgrenze von Essen und Bottrop ist im Foyer des Rathauses zu sehen. Studierende des Fachbereiches Raumplanung der Technischen Universität Dortmund stellen dort fünf verschiedene Arbeiten vor. Interessierte können sich die Entwürfe noch bis zum 17. Juni ansehen.