Essen-Karnap. Anwohner der Arenbergstraße in Essen-Karnap kämpfen für eine Tempo-30-Zone. Doch durch den Ausbau der A52 würde die Straße zur Autobahnzufahrt.
Der geplante Ausbau der A52 vom Autobahnkreuz Essen-Nord (B224) bis zum Autobahnkreuz Essen/Gladbeck hätte wesentliche Folgen für die anliegenden Bewohner. Das zeigt ein Lärmgutachten, das der Stadt vorliegt und bei der Sitzung der zuständigen Bezirksvertretung V vorgestellt wurde.
Während die Bewohner von mehr als 20 Häusern an der Arenbergstraße mit einer Plakataktion darum kämpfen, dass hier zum Schutz gegen Lärm und Verkehr eine Tempo-30-Zone eingerichtet wird, haben der Bund und das Land NRW ganz andere Pläne: Sie wollen den Ausbau der A52 Richtung Gladbeck vorantreiben. Dafür wird die B224 zur Autobahn – und zwar auch 500 Meter auf Essener Gebiet. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren zum Autobahnausbau, der auch als Signal für den geplanten A52-Ausbau durch die gesamte Stadt gilt.
47 Häuser an der Arenbergstraße sind besonders betroffen
Beeinträchtigt davon sind hauptsächlich die Anwohner der Arenbergstraße, des Beisekampsfurth, Im Arlenkamp und Am Werthschemm: So wird die Arenbergstraße statt zur Tempo-30-Zone zur Autobahnzufahrt – mit einem noch höheren Verkehrsaufkommen als bislang. Die Folgen sind mehr Lärm und mehr Schmutz.
„Davon sind laut Lärmschutzgutachten insgesamt 47 Häuser, die direkt an der Straße stehen, betroffen“, erklärt Ronald Graf vom Stadtplanungsamt. Die Lärmbelastung, so Graf weiter, sei mit 64 Dezibel tagsüber und 54 Dezibel in der Nacht bereits heute schon über den gesetzlich zulässigen Grenzwerten, „durch den Ausbau der A52 wird sie noch einmal um ein bis zwei Dezibel steigen“. Die 47 Hausbesitzer hätten deswegen einen Anspruch auf ein Lärmschutzsanierungsprogramm (Einbau von Lüftung und/oder Lärmschutzfenstern) und damit auf eine finanzielle Entschädigung. https://www.waz.de/staedte/essen/essen-karnap-anwohner-der-arenbergstrasse-fordern-tempo-30-id228707395.html
Gesundes Wohnen ist bei dieser Lärmbelastung nicht möglich
Dass das nicht genügt, zeigt eine Stellungnahme, die das Gesundheitsamt Essen zum geplanten A52-Ausbau abgegeben hat: Demnach treten gesundheitsgefährdende Stressreaktionen wie Blutdruckanstieg oder Beeinträchtigungen der Atmungs- und Herzfrequenz bereits ab Schallpegeln von 60 bis 70 Dezibel auf. Diese Stressreaktionen seien, so die Gesundheitsexperten, zusammen mit anderen Belastungsgrößen vor allem als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzusehen. Bei Verkehrslärmpegeln im Außenwohnbereich von 65 bis 70 Dezibel erhöhe sich laut Gesundheitsamt das Herzinfarktrisiko um circa 20 Prozent. https://www.waz.de/staedte/essen/in-essen-dieselvergleich-befeuert-debatte-um-a-52-ausbau-id227839283.html
Weiter heißt es: Aus gesundheitlicher Sicht könne die bleibende Lärmbelästigung in den Außenbereichen durch Entschädigungsleistungen nicht aufgewogen werden. Diese Außenbereiche seien für den gesunden Aufenthalt im Freien unbrauchbar. Gesundes Wohnen beinhalte aber eben auch die Nutzung der Außenbereiche wie Balkone, Terrassen, Hausgärten, Kinderspielplätze und sonstigen Grün- und Freiflächen. Dazu gehöre - vor allem am Tage und Abend - die Möglichkeit einer ungestörten Kommunikation und - in der Nacht - die Möglichkeit des störungsfreien Schlafens.
Geplant ist eine 500 Meter lange Lärmschutzwand
Natürlich werde man etwas gegen den Lärm tun, versichert Ronald Graf: So sei der Bau einer 500 Meter langen Lärmschutzwand entlang der Autobahn geplant, die fast über die gesamte Länge 4,50 Meter hoch ist. Auch das sei eine Forderung des Gesundheitsamtes.
Diese Wand plus Flüsterasphalt, mit dem die A52 versehen werde, biete für die Bewohner der Siedlung hinter dem Matthias-Stinnes-Stadion ausreichend Schutz. „Dadurch können alle Grenzwerte eingehalten werden“, so Graf. https://www.waz.de/staedte/essen/umstrittene-plaene-fuer-a52-ausbau-von-gladbeck-nach-essen-id11257127.html
Das trifft leider nicht für die Menschen zu, die an der Arenbergstraße leben. „Und es gibt auch keine andere Möglichkeit, den Verkehr Richtung A52 zu lenken“, so Graf. Die angedachte Alternative – nämlich den Verkehr durch das Gewerbegebiet Carnaperhöfe zu leiten – sei gescheitert. „Dafür hätte man ein Grundstück von der Verallia Deutschland, der Nachfolgerin von Ruhrglas, kaufen müssen. Doch das Unternehmen möchte keinen öffentlichen Verkehr auf seinem Betriebsgelände haben.“
Für die Bewohnerinitiative der Arenbergstraße, die seit über einem Jahr für eine Geschwindigkeitsbegrenzung kämpft, sind das durchweg schlechte Nachrichten. Dennoch wolle sie nicht aufgeben und nichts unversucht lassen. „Die nächsten Aktionen sind bereits in der Planung“, kündigt Sarah Teuscher, Sprecherin der Initiative, an.
Ausbau der A52 soll 2022 beginnen
In zwei Jahren will Straßen NRW damit beginnen, die vielbefahrene B224 zwischen dem Autobahnkreuz Essen-Nord und dem Autobahnkreuz Essen/Gladbeck zur Autobahn auszubauen.
Das 3,6 Kilometer lange Autobahnstück soll nach dem Zeitplan des Landesbetriebes bis 2026 fertiggestellt werden. Der Lückenschluss im Essener Norden liegt derweil weiter auf Eis.
Nach Einschätzung der Essener Verwaltung sei zu erwarten, dass der Verkehr südlich des Autobahnkreuzes Essen-Nord durch den Ausbau um etwa 9,5 Prozent zunehmen wird. Das gilt wohl allen voran für die Gladbecker Straße.