Essen. Berlin will Familien 300 Euro pro Kind extra zahlen wegen der Corona-Krise. Essener Eltern freuen sich, finden die Lösung aber trotzdem falsch.
Essener Kita-Eltern halten den Familienbonus, der in Berlin beschlossen wurde, für unzureichend. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch angekündigt, dass jede Familie wegen der Corona-Krise für jedes Kind eine einmalige Sonderzahlung von 300 Euro erhalten soll.
"Man freut sich über jede Unterstützung für Familien, aber man darf nicht vergessen, was damit bezweckt werden soll", sagt Robert Armbruster, der Vorsitzende des Jugendamtelternbeirats (JAEB) in Essen. Das Gremium vertritt vor allem Belange von Eltern mit Kindern im Kindergartenalter.
"Politisch motivierte Ruhigstellung"
Der Familienbonus sei eine Art "politisch motivierte Ruhigstellung", damit den Eltern weitere Möglichkeit der Kritik an den Verhältnissen genommen werde: "Die Summe gleicht weder ein weggebrochenes Monatsgehalt aus, weil jemand wegen Corona seinen Job verloren hat", sagt Armbruster. "Noch kann man die Belastung langfristig mit Geld aufwerten, die den Familien durch die geschlossenen Kitas in den letzten Monaten aufgebürdet wurde."
Besser wäre es für Armbruster gewesen, wenn Geld aus Berlin direkt in die Betreuungseinrichtungen geflossen wäre - zum Beispiel, um weitere Erzieher zu bezahlen. Einfach nur Geld an Familien zu verteilen, ist für den JAEB-Vorsitzenden ein "unzureichendes Mittel", das langfristig keine Probleme löse.
"Planungssicherheit fehlt weiter"
Ähnlich lautet die Reaktion des neu gegründeten Vereins "Eltern der Essener Schulen". Der Verein versteht sich als Vertretungsgremium von Vätern und Müttern, deren Kinder in Essen eine Schule besuchen. "Jede Familie freut sich über Geld, doch die Zahlung ersetzt nicht die fehlende Planungssicherheit, zum Beispiel für die nächsten Sommerferien", sagt Merja Dworczak vom Vorstand des Vereins.