Essen. Alexandra und Mario Ebner haben sich an Bord der MS Heisingen im Hafen der Weißen Flotte unter “Corona-Bedingungen“ das Ja-Wort gegeben

Für Alexandra Kalipke und Mario Ebner war es der sprichwörtlich schönste Tag des Lebens. Und doch hatten die beiden sich diesen eigentlich ganz anders vorgestellt, als sie sich am Freitag an Bord der MS Heisingen im Hafen der Weißen Flotte das Ja-Wort gaben.

Den 15. Mai hatten sie schon vor einem Jahr reserviert. Denn Heiraten mitten auf dem Baldeneysee, wie es das Essener Standesamt 25 Brautpaaren pro Jahr möglich macht, ist sehr beliebt. Die Termine sind stets schnell vergriffen.

Er kommt aus Kupferdreh, sie aus Burgaltendorf. Doch der See lag für beide nicht nur geografisch nahe. Viele gemeinsame Stunden haben sie dort schon verbracht. Heiraten an Bord, "das passte einfach zu uns", sagt Alexandra Kalipke, die nun wie ihr Gatte Ebner heißt.

"Alles war vorbereitet für eine große Feier mit 75 Gästen", berichtet die Braut. Doch dann kam die Coronakrise mit all den damit verbundenen Einschränkungen und warf die schönen Pläne über den Haufen. Die erste Enttäuschung war natürlich groß. Das geplante Fest in einem Vereinsheim konnten sie stornieren, ihre Hochzeitsgäste mussten sie wieder ausladen.

Nur das Brautkleid war nicht rechtzeitig fertig geworden

Ihren Hochzeitstermin wollten die beiden aber auf keinen Fall verschieben. Schade nur, dass das Brautkleid nicht mehr rechtzeitig fertig geworden war. "Das Kleid hängt noch beim Schneider", erzählt die Braut. Wegen der Coronakrise hatte dieser seinen Laden geschlossen. Vier Paare, die eigentlich am selben Tag heiraten wollten, hatten der Weißen Flotte übrigens lieber abgesagt.

Die richtete für das einzig verbliebene Paar trotz Kurzarbeit im Hafen am Hardenbergufer alles für die standesamtliche Trauung unter den geltenden Hygiene-Bedingungen her. Mit an Bord durften nur Standesbeamtin Angela Witt und natürlich die beiden Trauzeugen Yasmine Podzielny und Christian Ebner, die aber genügend Abstand halten mussten.

Weitere Gäste waren nicht erlaubt. Umso größer war die Freude, als auf der "Steele", dem Schwesterschiff, die Eltern des Paares plötzlich durchs Fenster winkten. Eine gelungene Überraschung. "Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet", sagt Mario Ebner. Zum Sektempfang auf dem Oberdeck des Hochzeitsschiffes durften die Überraschungsgäste dann auch herüberentern.

Schutzmasken musste niemand tragen an Bord

Schutzmasken musste übrigens niemand tragen an Bord. Und auch küssen durfte sich das frisch vermählte Paar. Die MS Heisingen, die sonst mit der Hochzeitsgesellschaft auf den See hinaus fährt, blieb allerdings im Hafen. Zwar könnten die Fahrgastschiffe wieder auslaufen, heißt es bei der Weißen Flotte. Doch weil die Stadt den großen Parkplatz am Anleger Hügel nach wie vor gesperrt hat, ruht der Betrieb.

Mario und Alexandra Ebner steuern nun gemeinsam durchs Leben. Viel Glück dabei. Feiern wollte das Paar übrigens im kleinen Kreis, natürlich mit genügend Abstand. Zum Glück sei ihr Garten groß genug. Das Fest mit ihren 75 Gästen wollen sie nachholen - im nächsten Jahr.

AUSSENSTELLEN DES STANDESAMTS

Das Standesamt Essen bietet Trauungen nicht nur an Bord der Weißen Flotte an, sondern an einer Reihe von Außenstellen. Dazu zählen unter anderem das Schloss Borbeck, die Zeche Zollverein, der Weiße Saal der Philharmonie und das Stadion Essen. Die Zahl der Termine ist begrenzt.