Essen. Erst Schnitzel, nun Eberhard: Immer wieder landen Schweine im Essener Tierheim. Unüberlegt für die Wohnung angeschafft, werden sie ausgesetzt.

Noch ist Eberhard ganz niedlich und zahm. Das ist allerdings auch seinem jungen Alter von gerade einmal sechs Monaten geschuldet. Ausgewachsen wird das Hängebauchschwein wohl etwa 160 Kilogramm auf die Waage bringen, schätzen die Mitarbeiter des Tierheims. Dort lebt Eberhard derzeit, da seine Vorbesitzer offenbar früh merkten, dass sie sich kein Minischwein angeschafft hatten. Jetzt sucht der Eber dringend ein neues Zuhause – nur nicht in einer Wohnung.

„Ob Mini- oder Hängebauchschwein, sie gehören einfach nicht in die Wohnungshaltung“, sagt Tierheim-Mitarbeiterin Jeanette Gudd. Ob manche das dennoch glaubten, weil Schweine sich zumindest in amerikanischen Serien gut als Haustier machten, das wisse sie nicht. Fest stehe aber, dass die Tiere auf Internetplattformen ab zehn Euro zu haben seien, um dann – wie in jüngster Zeit vermehrt – im Essener Tierheim zu landen. Zuletzt Schnitzel, nun Eberhard. Der wurde ausgesetzt, war auf einem Spielplatz in Kray unterwegs, als man ihn fand.

Gemütliches Gehege mit Stroh, Erde, Sand und Bürsten

Im Tierheim Essen gehören das Außengehege mit Plastikbecken und Sand darin derzeit zum Inventar in Eberhards Gehege.
Im Tierheim Essen gehören das Außengehege mit Plastikbecken und Sand darin derzeit zum Inventar in Eberhards Gehege. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Kein guter Trend, da sind sich die Mitarbeiter einig. Eberhard hat jetzt für den Übergang immerhin ein gemütliches Gehege an der Grillostraße bezogen, innen mit Stroh, außen etwas Erde zum Wühlen, ein Plastikbecken mit Sand zum Suhlen und groben Bürsten, an denen er sich schubbelt. Ein Namensschild weist darauf hin, dass hier derzeit Eber Eberhard lebt. Die Pfleger tun alles, damit es Eberhard gut geht, so lange er allein in seinem Stall lebt. Vor allem aber geht es nun darum, eine dauerhafte Bleibe zu finden. Ein ähnliches Inventar vorausgesetzt.

„Zu einer artgerechten Haltung gehören neben einem großen Auslauf dringend Artgenossen“, erklärt Jeanette Gudd, während Eberhard eine Runde im Freien dreht und gleich wieder angelaufen kommt, sobald jemand vor seinem Stall steht. Nachmittags darf er sogar ein wenig auf dem Gang spazieren, ein bisschen Abwechslung gönnen ihm die Pfleger so im Tierheimalltag. Kraulen gehört ebenso dazu, ersetzt nur Artgenossen mitnichten.

Mindestens ein großer Garten und ein weiteres Schwein als artgerechte Haltung

Wer sich für Eberhard interessiert, sollte also ländlich wohnen oder zumindest einen großen Garten haben. Und Schweine, oder bereit sein, mindestens ein weiteres aufzunehmen. Wo auch immer der Eber schließlich einzieht, dort wird Schluss sein mit ordentlich gestutztem Rasen, wie ein Blick in sein Außengehege verrät. „Ob sie klein sind oder groß, es bleiben halt Schweine“, sagt Jeanette Gudd lächelnd. Und wer versuche, diese in Haus oder Wohnung zu halten, merke relativ rasch, dass diese alles kaputt machen und auch riechen. Schwierig werde es oftmals, wenn sie erst einmal geschlechtsreif würden.

Das wiederum kann Eberhard nicht passieren: „Er ist inzwischen kastriert worden.“ Und nun wird es langsam Zeit für seinen Auszug, denn das Hängebauchschwein wartet bereits seit zwei Monaten im Tierheim auf Interessenten. Die habe es durchaus gegeben, dann machten ein anderer Notfall und Corona Eberhard einen Strich durch die Rechnung. Wer ihn aufnimmt, hat immerhin gute Chancen, ein Hängebauchschwein aufzuziehen, das zahm bleibt – dafür tun die Tierpfleger bis dahin weiterhin ihr Bestes, denn sie haben Eberhard längst ins Herz geschlossen.

Kontakt zum Tierheim: Tel. 0201-8372350