Essen. Die Belastbarkeitsgrenze von Arbeitnehmern mit kleinen Kindern sei überschritten. Hochfahren der Wirtschaft gelinge aber nur mit Kinderbetreuung.
Der Druck auf die NRW-Landesregierung wächst. Täglich fordern mehr und mehr Elternverbände die Öffnung der Kindertageseinrichtungen für alle Kinder. Die jüngsten Erweiterungen des Betreuungsangebots im einwohnerstärksten Bundesland gehen den meisten Eltern nicht weit genug. Längst scheinen viele Familien an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. Den Forderungen der Eltern schließt sich nun auch der Essener Unternehmensverband an.
Kita-Beispiel von Sachsen und Thüringen folgen
Die Essener Arbeitgeber sorgen sich zunehmend um ihre Angestellten mit kleinen Kindern, die aufgrund des noch immer eingeschränkten Betreuungsangebots in Kita, Tagespflege und Schule einer enormen Doppelbelastung ausgesetzt sind.
„Unsere Unternehmen ermöglichen ihren Angestellten mit jüngeren Kindern wo möglich flexible Arbeitsmodelle wie das Arbeiten von zuhause aus oder veränderte Arbeitszeiten. Dennoch scheint die Grenze der Belastbarkeit dieser Angestellten längst überschritten“, sagt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV).
In vielen Familien würden die Kinder erheblich unter der Kontaktlosigkeit leiden, die Belastungsgrenze der Eltern sei mit „Home Office“ und zeitgleicher Betreuung, ohne Großeltern einspannen zu können, massiv überschritten, erklärte etwa Robert Armbruster, der Vorsitzende des Jugendamt-Elternbeirats.
Wirtschaft fordert die komplette Öffnung von Kitas und Schulen
„In Sachsen können ab dem 18. Mai alle Kinder wieder in Kita und Schule gehen, unabhängig von der Systemrelevanz ihrer Eltern. Thüringen wird dem Beispiel folgen, Sachsen-Anhalt ebenfalls (ab Pfingsten). Dass NRW den Eltern keine solche Perspektive bietet, ist schlichtweg nicht hinnehmbar. Die Aussicht auf einen eingeschränkten Regelbetrieb im September kann nicht das letzte Wort der Landesregierung sein“, fordert Kanders.
Die Firmen seien auf den 100-prozentigen Einsatz aller Arbeitskräfte angewiesen, wenn sie jetzt wieder hochfahren wollen. Da dürfe es deutschland- und europaweit nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommen, weil einige (Bundes-)Länder die Betreuung der Jüngsten bereits wieder gewährleisten, „wir aber hinterherhinken“, so Kanders. (sat)