Essen-Katernberg. Bürgerinitiative will verhindern, dass ein Grünzug in Essen-Katernberg bebaut wird und wendet sich erneut in einem Brief an die Politik.
Die Bürgerinitiative „Rettet die Katernberger Grünflächen“ protestiert seit November vergangenen Jahres gegen die geplante Bebauung der Grünfläche am Katernberger Plänkerweg und der Feldwiese. Dort will das Wohnungsunternehmen Vonovia bis zu 48 neue Wohnungen bauen. Nun hat sich die Initiative noch einmal in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister gewandt und anhand eines Entwurfes einer Landschaftsarchitektin gezeigt, wie sie sich eine umweltfreundliche Nutzung der Fläche vorstellen könnte.
Dina Jankowski ist die Stimme der Bürgerinitiative: Die 29-Jährige lebt mit ihrer vier Jahre alten Tochter an der Feldwiese mit Blick auf das so kleine wie schöne Stückchen Grün vor ihrem Fenster. Das wird schon immer als Spielfläche genutzt – und in Corona-Zeiten besonders. „Das hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig dieser Grünzug ist“, sagt Dina Jankowski. Hier haben Klein und Groß genügend Platz – rundherum leben viele Familien mit Kindern, aber auch alleinstehende Senioren. Doch die Idylle trügt: Die Stadt hat die Fläche an den Wohnungsriesen Vonovia verkauft und sie im Eilverfahren zur Bebauung freigegeben.
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Erster offener Brief an den Oberbürgermeister blieb unbeantwortet
„Ich bin nur zufällig darauf aufmerksam geworden, als im vergangenen Jahr auf einmal die Grünfläche ausgemessen wurde“, erzählt Dina Jankowski. Erst nach hartnäckigem Nachfragen kam heraus: Hier will Vonovia bis zu 48 Wohnungen plus Kita bauen. „Das ist in unserem dicht besiedelten Stadtteil eine der letzten grünen Oasen. Das können wir nicht zulassen“, war das Erste, was der couragierten Katernbergerin durch den Kopf ging. Und so gründete sie gemeinsam mit knapp 50 Anwohnern die Initiative „Rettet die Katernberger Grünflächen“.
Es folgten kleine Demonstrationen auf der Grünfläche mit selbstgemalten Bannern und Plakaten sowie ein erster offener aber laut Jankowski unbeantworteter Brief an den OB-Kandidaten der SPD Oliver Kern, an OB Thomas Kufen und Gespräche mit Vonovia. „Wir haben Vonovia darauf aufmerksam gemacht, dass sie doch in ihren Beständen in Katernberg so viele leerstehende Wohnungen hat. Warum muss man dann ausgerechnet eine unversiegelte Fläche zubauen?“, erläutert Dina Jankowski.
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Warum Bodenproben entnommen wurden, bleibt unklar
Doch die Verantwortlichen, wie Vonovia und die Bezirkspolitiker, hörten zwar zu, ließen sich bislang aber nicht von den Protesten beeinflussen. „Sie ignorieren schlichtweg die Belange unsere Initiative“, sagt die engagierte Katernbergerin. So wurden im April Bodenproben an Ort und Stelle genommen, „und als wir offiziell nachgefragt haben, warum, wofür und was dabei herausgekommen ist, gab es keine Reaktion“.
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Das alles kann die Initiative nicht davon abhalten, weiter für den Erhalt ihrer Grünfläche zu kämpfen. Dafür haben Dina Jankowski und ihre Mitstreiter inzwischen viele Fakten zusammengetragen: Und dabei nicht nur herausgefunden, dass es in ganz Katernberg lediglich 20,9 Prozent Erholungs- und Freiflächen gibt, aber genug Brachflächen und Baulücken, die bebaut werden könnten. Sie stießen auch auf eine stadteigene Studie des Umweltamtes aus dem Jahr 2014, wonach eine weitere Verdichtung von Grün- und Freiflächen im Stadtgebiet aus ökologisch-klimatischen Gründen unverantwortlich sei. Freiflächen seien zu erhalten, Neubauten seien nur durch Abriss und Neubau in die Höhe zu verantworten, heißt es laut der Initiative in der Studie weiter.
Eine Bebauung ist für die Initiative sozial unverantwortlich
Diese Studie wird auch in einem zweiten offenen Brief an den Oberbürgermeister und die zuständige Bezirksvertretung VI genannt, den die Initiative aktuell verschickt hat. „In diesem Brief machen wir noch einmal klar, dass eine Bebauung nicht nur ökologisch-klimatisch, sondern auch sozial unverantwortlich ist“, betont Dina Jankowski und meint damit natürlich die hier lebenden Menschen, die in Ermangelung eigener Gärten die Grünfläche als Erholungsort weiter nutzen möchten.
Um dem noch mehr Nachdruck zu verleihen und um zu beweisen, dass sich die Initiative eigene Gedanken macht, hat eine befreundete Landschaftsarchitektin einen Entwurf beigesteuert. Und wie sieht der aus? „Wir träumen von Streuobstwiesen, Wildblumen, drei Naturspielplätzen und dazwischen Ruhezonen“, nennt Dina Jankowski ihre Vorstellungen von einem kleinen Paradies vor der Haustür.
Bürgerinitiative gehört zum Bündnis „Grüne Lunge für Essen“
Die Bürgerinitiative hatte noch vor der Corona-Pandemie ein kleines Straßenfest an der Grünfläche für den 2. Mai geplant. Dort wollte man noch einmal auf die Situation und den dringenden Wunsch, das Grün zu erhalten, aufmerksam machen.
Der Plan sei nur verschoben, das Fest werde nachgeholt, sobald Corona es zulässt, heißt es von Seiten der Initiative.
„Rettet die Katernberger Grünflächen“ ist Teil des neuen Bündnisses „Grüne Lunge für Essen“: Dort haben sich sechs Bürgerinitiativen, die sich in ihren Stadtteilen für den Erhalt von Grün- und Freiflächen einsetzen, zusammengeschlossen. Die Stadtverwaltung fordern sie auf, die Stadtplanung dem Klimawandel anzupassen