Essen. Eddie Müller ist in Essen als langjähriger Boxer bekannt – trotz eines schweren Unfalls. Warum er jetzt bei der RTL-Show „Ninja Warrior“ mitwirkt

So richtig kann er es wohl noch nicht glauben. Doch Eddie Müller tauscht seinen heißgeliebten Box-Ring für kurze Zeit gegen einen Hindernisparcours ein, der es in sich hat. Der 27-Jährige aus Essen nimmt an der diesjährigen Staffel von „Ninja Warrior“ beim Privatsender RTL teil. Dabei war das vor einigen Jahren noch kaum vorstellbar.

Aufgewachsen ist Eddie schon mit erhobenen Fäusten. „Ich konnte boxen, bevor ich laufen konnte“, ist er sich sicher. Vater Alexander Müller betreibt den Box-Club Vogelheim, wo Eddie seit Kindesbeinen kämpft. Als Amateur wurde er mit 14 Jahren sogar Deutscher Meister, war zwischenzeitlich Teil der Nationalmannschaft. „Ich habe eigentlich immer Sport gemacht“, erinnert er sich.

Nach einem Unfall ein halbes Jahr Rollstuhl

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Im Alter von 17 Jahren folgte dann der Alptraum für jeden Leistungssportler: Eddie stürzt eine Treppe herunter. „Ich habe mir beide Beine gebrochen. Danach saß ich ein halbes Jahr im Rollstuhl.“ Der Sportler musste das Laufen komplett neu lernen, ging erst an Krücken und kämpfte sich mit viel Muskelaufbau zurück auf die Beine.

Dieser Rückschlag hielt den Essener allerdings nicht lange auf. „Das war eine Kopfsache. Ich habe eine Leidenschaft für diesen Sport und habe langsam wieder angefangen, im Box-Club zu trainieren. Nebenbei habe ich auch das Aufwärmtraining geleitet.“ Wenn er schon nicht selbst im Ring stehen kann, will er sein Wissen zumindest weitergeben, macht neben seinem Fachabitur noch den Trainerschein und unterrichtet den Nachwuchs.

Eddie Müller wird Profi-Boxer und engagiert sich ehrenamtlich

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Seit Eddie wieder gesund ist, probiert er sich sportlich aus. „Ich habe viele neue Sachen getestet, war öfters mit Freunden in Boulder- oder Kletterhallen“, erzählt er. Der gelernte Elektroniker unterschreibt Anfang diesen Jahres beim Essener Unternehmen Boxing Industries – aus dem Amateur-Boxer wird ein Profi. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich. Zusammen mit einer Freundin arbeitet er mit am Projekt „Be your own hero“, das Menschen mit Prothesen an den Box-Sport heranführt.

„Irgendwann kam RTL vorbei, um das Projekt vorzustellen“, erzählt Eddie. Eine Redakteurin schlägt ihm vor, sich beim Format „Ninja Warrior“ vorzustellen. „Ich gucke das gerne, aber selbst mitmachen? Darüber habe ich nie nachgedacht.“ Mit der Unterstützung von Freunden und Familie bewirbt er sich dann aber doch und nimmt im März am Casting in Köln teil – mit Erfolg.

Nur zwei Monate Vorbereitung für „Ninja Warrior“

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„Ich hatte nur zwei Monate Zeit, um mich darauf vorzubereiten“, sagt der 27-Jährige. „Dadurch, dass ich Sportler bin, hatte ich glücklicherweise schnell raus, woran ich arbeiten muss.“ Er stellt sich einen strengen Trainingsplan zusammen, besucht eine Parcours-Halle in Münster, baut sich ein Zirkeltraining auf dem heimischen Dachboden. Denn bei „Ninja Warrior“ müssen die unterschiedlichsten Hindernisse überwunden werden, die verschiedene Körperregionen beanspruchen. „Mir kam Corona natürlich ordentlich dazwischen. Ich musste mein Workout komplett anpassen.“

Der Fokus liegt dabei auf der Sprung- und Griffkraft. Jeden Tag trainiert der Sportler momentan für die Aufzeichnung der Sendung, die Ende Mai in Köln stattfindet. Auch hier gelten Corona-Maßnahmen. „Die Sendung wird ohne Publikum aufgezeichnet, darüber bin ich wirklich enttäuscht“, meint Eddie. Sonst werden die Athleten von Familien und Freunden angefeuert, wenn sie durch den Parcours hechten. Ende Mai wird Stille herrschen. Ein offizielles Ausstrahlungsdatum ist bisher nicht bekannt.

Profi-Boxer verzichtet auf „Pülverchen“

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Bis dahin wird trainiert. Täglich entweder das „Ninja Warrior“-Spezialprogramm oder eine Runde Cardio. Drei Tage vor dem Dreh gilt es aber, zu entspannen – wenn das denn klappt. „Ich bin schon etwas nervös, freue mich aber auch darauf, alles zu geben. Ich habe mich in den letzten Monaten zu neuen Höchstleistungen getrieben, das macht mich auch stolz.“

Der Sportler ist übrigens kein Freund von Nahrungsergänzungsmitteln: „Eine gute Kopfeinstellung, gesunde Ernährung und Leidenschaft, damit kann man alles schaffen. Pülverchen braucht man dafür nicht.“

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Sportbetrieb in Essen

Auch der Box-Club Vogelheim ist von den Corona-Einschränkungen betroffen. Der Club trainiert in der Sporthalle der Gesamtschule Nord an der Kleinstraße. Dort finden keine Trainingseinheiten statt. Sonst können hier Kinder und Jugendliche, aktive Boxer sowie normale Sportler trainieren.

Bereits im März hätte Eddie Müller seinen ersten Profi-Boxkampf gehabt. Der wurde allerdings auch wegen des Coronavirus abgesagt.