Essen. In Essen gab es zuletzt 4,7 Neuinfektionen pro Tag, bei 42 wäre kritische Marke erreicht. Stadt will weiter nur Menschen mit Symptomen testen.

Essen ist derzeit beruhigend weit weg von jener politisch festgelegten Obergrenze für Corona-Neuinfektionen, ab der eine Rücknahme der in den letzten Tagen begonnenen Lockerungen erforderlich sein könnte. Vom 1. bis 7. Mai sind nach Angaben der Stadtverwaltung im Schnitt 4,7 Neuinfektionen pro Tag registriert worden, erst bei 42 pro Tag wäre die Obergrenze erreicht. Eine so relativ hohe Zahl als noch tolerabel zu kennzeichnen, ist politisch nicht unumstritten. Gesundheitsdezernent Peter Renzel wollte dies auf Anfrage nicht werten, erklärte lediglich, er nehme die Obergrenze und die Diskussion darüber „zur Kenntnis“.

Forderung nach Massentests weist Renzel als Ressourcenverschwendung zurück

An der Praxis des Essener Gesundheitsamtes und damit an der Bemessungsgrundlage der Neuinfektionen werde sich ohnehin nichts ändern: „Wir testen Menschen dann, wenn sie Symptome haben oder wenn wir im Rahmen der Umfeldanalyse eine Ansteckung ausschließen müssen“, so Renzel. Die immer wiederkehrende Forderung nach breiten Massentests wies der Gesundheitsdezernent erneut zurück. „Das ist Ressourcenverschwendung, und es kommt nichts dabei heraus.“ Über 99 Prozent der Getesteten ohne Symptome seien negativ. „Ob sie das dann eine Woche später immer noch sind, wissen wir nicht.“

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Mehr festes Personal für die Pandemie-Bekämpfung

Wichtigste Aufgabe sei nach wie vor, Ansteckungsherde zu identifizieren und dann konsequent die Wege durch Quarantäne zu unterbrechen. Sollte die Zahl der Infizierten tatsächlich wieder nach oben gehen, werde man die entsprechende Abteilung des Essener Gesundheitsamt personell rasch auch wieder aufstocken können. Zurzeit seien viele Mitarbeiter wieder mit ihren Regelaufgaben befasst, von denen sie in den ersten Wochen der Pandemie abgezogen worden waren. Mehr festes Personal für die Pandemie-Bekämpfung sei aber nötig. „Das Virus wird uns noch lange begleiten.“

Weil das so ist, hat Peter Renzel in den letzten Tagen etwas beklommen beobachtet, auf welche Weise das „normale Leben“ in Essen wieder in die Gänge kam. Besonders im Stadtgarten sei es richtig voll gewesen. Obwohl Renzel sich nicht gegen die Lockerungen positioniert, appelliert er eindringlich an das Einhalten der Abstandsregeln. „Wo wir stehen, werden wir vielleicht erst Anfang Juni wissen.“

Hier wird unter anderem in den nächsten Tagen und Wochen im Freizeit-Bereich gelockert:

Fitness-Studios: Ab Montag, 11. Mai kann in vielen Fitness-Studios wieder trainiert werden, vor allem die großen Ketten wollen keine weitere Zeit verlieren. McFit im Westviertel kündigt auf ihrer Homepage beispielsweise die Öffnung an, zu Hygiene-Bedngungen werde man Näheres noch mitteilen, heißt es. Bei Kieser-Training, wo sich ebenfalls am 11. Mai die Tore öffnen, sind die Bedingungen vorläufig streng: Zutritt gibt’s nur mit Termin, Maske und sogar Handschuhe sind Pflicht, Umkleiden und Duschen sind geschlossen. Manches kleinere Studio, das den Aufwand scheut, wartet noch ab mit der Öffnung.

Sport- und Gesundheitszentren: Die Fitness-Studios unter dem Dach des Essener Sportbundes gehen einen Sonderweg: Sie öffnen einheitlich erst am 18. Mai, weil sie noch Corona-Konzepte entwickeln müssen und sich nicht zu sehr unter Druck setzen lassen wollen. Neben den Abstandsregeln - nicht alle Maschinen können genutzt werden - ist auch hier das Hauptproblem: keine Duschen, keine Umkleiden. „Unsere Gäste müssen in Sportkleidung kommen“, sagt Karsten Peipe von „Kur vor Ort“ an der Gruga. Der Kursbetrieb soll noch eine Woche später starten.

Der Geschäftsführer der Grugapark-Therme Karsten Peipe, hofft am 30. Mai wieder öffnen zu können: Die neue Panoramasauna wird allerdings erst im Sommer fertig.
Der Geschäftsführer der Grugapark-Therme Karsten Peipe, hofft am 30. Mai wieder öffnen zu können: Die neue Panoramasauna wird allerdings erst im Sommer fertig. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Freibäder: „Die Sportverwaltung bereitet alles dafür vor, dass die städtischen Freibäder am 20. Mai mit Einschränkungen wieder öffnen können“, so Stadtsprecherin Silke Lenz. Auch die Vereine, die in Essen Freibäder betreiben, könnten entsprechend am 20. Mai öffnen.

Hallenbäder, Grugatherme mit Saunalandschaft: Am 30. Mai soll es auch mit diesen Einrichtungen wieder weitergehen. Für Karsten Peipe macht aber zumindest das Öffnen der Grugatherme nur Sinn, wenn bis dahin auch wieder geduscht werden dürfe und die Umkleiden nutzbar sind. „Anders kann man eine Sauna nicht betreiben.“

Freiluft-Individualsport: Ist bereits seit dem 7. Mai wieder gestattet, sofern es sich nicht um körperbetonte Sportarten handelt, die erst ab 30. Mai wieder möglich sein sollen. Wettkampfbetrieb und Zuschauerbesuche sind vorläufig weiter untersagt.