Essen. Während die Preise für Wohnungen weiter zulegen, steigen die Mieten laut Maklerverband IVD nur moderat. Coronakrise sorgt für Verunsicherung.
Moderate Steigerungen bei Mieten und Preisen für Einfamilienhäuser sowie teils deutliche Preissprünge beim Verkauf von Eigentumswohnungen - dies bestimmte in den zurückliegenden zwölf Monaten den Essener Immobilienmarkt. Der Immobilienverband Deutschland (IVD) spricht von einer insgesamt dynamischen Entwicklung, die aber hinter dem Landesdurchschnitt zurückbleibt.
Eine Prognose darüber, wie sich der Markt angesichts der Coronakrise entwickeln wird, will Wolfgang Tullius, Vorstandsmitglied des IVD, nicht wagen. Seriöse Aussagen ließen sich darüber nicht treffen. Eine vorübergehende "Delle", also sinkende Preise, hält der Makler aus Frintrop aber für wahrscheinlich.
Preissteigerung bei Einfamilienhäusern liegt unter dem Landesdurchschnitt
Vor der Coronakrise sah es auf dem hiesigen Immobilienmarkt aus wie in den Jahren zuvor: Die Preise zogen an, wenn auch nicht mehr so stark wie zuletzt. So verteuerten sich Einfamilienhäuser laut VDI durchschnittlich um 3,7 Prozent. Das ist deutlich weniger als im Landesdurchschnitt. Hier lag die Preissteigerung bei 6,8 Prozent.
Vergleichsweise moderat stiegen nach Angaben des Verbandes auch die Preise für Baugrundstücke mit einem Plus von vier Prozent.
Besonders gefragt sind in Essen nach wie vor Eigentumswohnungen. Hier waren laut IVD die größten Preissprünge zu verzeichnen. Die Preise legten um elf Prozent zu. In den Großstädten des Landes waren es sonst durchschnittlich nur 5,5 Prozent.
Die Spitzenmieten liegen in Essen inzwischen bei 14,30 Euro pro Quadratmeter
Noch deutlicher fiel der Preissprung für ältere Eigentumswohnungen aus. Die Preise für solche Bestandsimmobilien zogen um 14 Prozent an. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt inzwischen bei 1000 Euro. Für neugebaute Wohnungen werden im Durchschnitt 4900 Euro pro Quadratmeter verlangt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von sieben Prozent.
Die Mieten sind hingegen vergleichsweise moderat gestiegen. Das Plus beträgt 3,5 Prozent. Das ist etwas weniger als im Landesdurchschnitt; da sind es vier Prozent. Im Jahr zuvor hatten die Mieten in Essen noch um fünf Prozent angezogen.
Die Nettokaltmiete für eine Wohnung mit mittlerem Wohnwert beträgt 8,35 Euro pro Quadratmeter. Die Spitzenmieten liegen mit 14,30 Euro weit darüber, während in einfachen Altbauten 5,40 Euro verlangt werden.
Die Coronakrise sorgt auch auf dem Immobilienmarkt für Unsicherheit
Der Bedarf nach Wohnungen wird sich nach Einschätzung von Wolfgang Tullius in Essen so schnell nicht verändern. Die aktuelle Coronakrise sorgt mit Blick auf die weitere Entwicklung des Immobilienmarktes für Verunsicherung. Für seriöse Prognosen sei es noch zu früh. "Das wäre Kaffeesatzleserei", sagt Wolfgang Tullius.
Je länger die Krise aber anhält, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Preise nachgeben. Der Makler rechnet persönlich aber damit, dass es "sich schnell wieder in die andere Richtung entwickelt".
Auch als Immobilienmakler arbeitet Tullius derzeit übrigens unter erschwerten Bedingungen. Dies nicht nur, weil das Bauamt der Stadt seit Wochen geschlossen ist. Einsicht in Bauakten zu nehmen, ist derzeit nicht möglich, was den Verkauf einer Immobilie erschwere, so der Makler.
Wohnungsbesichtigungen seien nur zu zweit möglich, die Interessenten müssten dabei Mundschutzmasken tragen. Auch Facetime hat Tullius schon bei Besichtigungen eingesetzt; Bilder aus Küche, Wohnzimmer und Bad gibt's dann direkt per Handy-Telefon. "Gut, dass wir diese Technik haben", findet der Makler.
NIEDRIGE ZINSEN BEFEUERN NACHFRAGE
Der Immobilienverband Deutschland beobachten bereits im zehnten Jahr in Folge Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt in NRW. Angesichts nach wie vor niedriger Zinsen bleibt die Nachfrage nach Immobilien nach Einschätzung des Verbandes groß. Stichtag für die jüngste Datenerhebung war der 29. Februar 2020.