Essen. Laut IG Metall bedroht die Coronakrise jeden zweiten Betrieb in seiner Existenz. Verdi sorgt sich um Karstadt/Kaufhof. Virtuelle Mai-Feier.

Durch die Coronakrise stehen in Essen nach Einschätzung von Gewerkschaftern mehrere tausend Arbeitsplätze in Industrie und Handel auf dem Spiel. "Jeder zweite Betrieb ist in seiner Existenz bedroht", sagte Markus Ernst, Geschäftsführer der IG Metall. Bereits in der zweiten Jahreshälfte rechne er mit ersten Insolvenzen.

Laut IG Metall haben inzwischen 80 Prozent der Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Einige davon nur für ein bis zwei Monate, weil sie nicht mehr langfristig planen könnten. "Das geht nur noch von einem Monat zum anderen", berichtet Markus Ernst.

Die Krise habe fast alle Branchen erfasst. Davon ausgenommen seien Firmen der Klima-, Elektro- und Gebäudetechnik. "Da läuft es gut" so Ernst. Das ganze Ausmaß der Krise wird sich nach Einschätzung der Industriegewerkschaft in wenigen Monaten zeigen.

Sorgen bereitet Verdi die Zukunft von Karstadt/Kaufhof

Henrike Eickholt, Geschäftsführerin im Verdi-Bezirk Ruhr-West, befürchtet gravierende Folgen für Beschäftigte im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor. Die Folgen der Krise werden "zeitversetzt auf alle Bereiche überschwappen", ist sie überzeugt. Sorgen bereitet der Gewerkschafterin allen voran die Zukunft von Karstadt/Kaufhof.

"Dort war man auf einem guten Weg. Erst im Dezember wurde ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung abgeschlossen", so Eickholt. Trotz des Rettungsschirms, den der Bund aufgespannt hat, stehe Karstadt/Kaufhof vor einer gewaltigen Herausforderung. "Ich hoffe, sie kriegen die Kurve", sagt die Gewerkschafterin. Nun, da Geschäfte wieder öffnen dürfen.

In diesem Zusammenhang übt die Gewerkschafterin deutliche Kritik an den Vorgaben der Landesregierung, etwa die Beschränkung der zulässigen Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter. Die Vorgaben seien für die Bürger immer weniger nachvollziehbar. "Niemand weiß, was gilt unter welchen Bedingungen."

Gewerkschaft weist Forderung nach Sonntagsöffnung zurück

Obwohl die Lage für einige Unternehmen bereits existenzbedrohend ist, verwahrt Verdi sich gegen Forderungen von Arbeitgeberseite nach flexibleren Arbeitszeiten oder der Eröffnung von Geschäften an Sonntagen. "Da wird versucht, die Krise auf dem Rücken der Beschäftigten im Einzelhandel auszutragen", kritisiert Henrike Eickholt.

Die Gewerkschaftssekretärin erinnert daran, dass beispielsweise im Lebensmittelhandel trotz der Krise gutes Geld verdient werde. Die Mitarbeiter dort sorgten dafür, dass sich die Bürger mit dem Nötigsten versorgen können. An den Kassen und hinter Fleisch- und Käsetheken stehen überwiegend Frauen. Deren Anteil unter den Beschäftigten liege bei 70 bis 80 Prozent, so Eickholt.

"Diejenigen, die die Krise gemanagt haben, sind Frauen." Zu hören bekämen sie dafür zwar oft ein Dankeschön. Doch davon könnten sie sich nichts kaufen. "Da muss mehr passieren", fordert die Gewerkschafterin und kritisiert, dass es nicht flächendeckend Tarifverträge gebe.

DGB FEIERT 1. MAI VIRTUELL

Wegen der Coronakrise verlegt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit am 1. Mai ins Internet. Großveranstaltungen sind wegen Ansteckungsgefahr bis Ende August verboten. Die Sicherheit der Teinehmer wäre nicht zu gewährleisten, sagt Essens DGB-Vorsitzender Dieter Hillebrand. In den letzten Jahren versammelten sich zu den Mai-Kundgebungen laut Gewerkschaftsbund stets 700 bis 800 Teilnehmer.

Grußworte, Reden und Programm bietet der DGB in sozialen Medien

Gefeiert wird am 1. Mai deshalb erstmals virtuell. Über soziale Netzwerke wird es Grußworte, Programm und Redebeiträge geben, unter anderem von Jürgen Kerner, Mitglied des Vorstandes der IG Metall und Hauptredner der diesjährigen Mai-Veranstaltung. "Wir sind alle selbst gespannt darauf", so Dieter Hillebrand. Wer reinschauen möchte ist hier an der richtigen Adresse: www.DGB/erstermai; facebook.com/dgbmeo sowie auf Instagram unter DGB_meo und bei Youtube unter DGBmeo.