Essen. In Horst haben sich Konflikte zwischen Syrern und libanesischstämmigen Gruppen Bahn gebrochen. Polizei schließt Verteilungskämpfe nicht aus.

Ein Gewaltausbruch zwischen Syrern und libanesischstämmigen Bewohnern der Siedlung Hörsterfeld im Essener Stadtteil Horst hat am Montag für einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften gesorgt. Acht Männer sollen sich bedroht haben, bevor sie unter den Augen zahlreicher Schaulustiger mit Hieb- und Stichwaffen aufeinander losgingen. Der teils blutige Straßenkampf am Von-Ossietzky-Ring konnte von den Einsatzkräften beendet werden, bevor es zu ernsthafteren Verletzungen kam.

Wie die Polizei am Dienstag berichtete, kamen alle Beteiligten mit leichteren Blessuren davon. Sie ließen offenbar sofort voneinander ab, als die Streifenwagen eintrafen.

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung

Vier mutmaßliche Schläger im Alter von 23, 27, 32 und 40 Jahren mussten mit zur Wache, wurden nach den polizeilichen Maßnahmen aber wieder entlassen. Vor Ort konnten mehrere Hieb- und Stichwaffen sichergestellt werden. Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Zudem wurden bei der Auseinandersetzung auch die Windschutzscheibe eines Autos eingeschlagen und die Reifen eines weiteren Wagens zerstochen.

Die Behörde berichtete, dass zwischen den beiden beteiligten Bevölkerungsgruppen seit längerem Konflikte schwelen, die am Montag auf offener Straße ausbrachen. Sandra Steinbrock, Sprecherin der Besonderen Aufbauorganisation "Aktionsplan Clan", bestätigte auf Nachfrage dieser Zeitung, dass zumindest einer der festgenommenen Männer einen "Clan-Bezug" habe.

Polizei schließt Verteilungskämpfe nicht aus

Ob Verteilungskämpfe etwa im Drogenhandel der Auslöser für den Gewaltausbruch waren, sei zwar nicht auszuschließen. Noch gebe es in diesem aktuellen Fall jedoch keine belastbare Erkenntnis dafür. Die Ermittlungen liefen noch, betonte Steinbrock am Dienstag.

Bereits vor einem Jahr hatten Ermittler und auch das Innenministerium NRW vor einer gefährlichen Entwicklung gewarnt. Neue Clans wollen kriminelle Märkte erobern, lautete die alarmierende Erkenntnis: „Die kriminellen Angehörigen türkisch-arabischer Familienverbände sehen sich einem Verdrängungswettbewerb um kriminelle Märkte ausgesetzt, der durch Personen mit Herkunft aus Syrien beziehungsweise dem Irak forciert scheint. Diese konkurrierenden Gruppierungen werden – auch vor dem Hintergrund teilweise aktueller Kriegserfahrungen – im Milieu als besonders durchsetzungsstark und gewalttätig wahrgenommen“, heißt es unmissverständlich in dem Lagebild Clan-Kriminalität des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen.

Polizei beobachtet die Entwicklung mit großer Sorge

Junge Männer, die bereits als Asylbewerber für die kriminellen Geschäfte der Platzhirsche aus den arabischen Clans in den örtlichen Unterkünften als niedere Dienstboten etwa im Drogenhandel angeworben worden sind, schickten sich an, ihren früheren „Arbeitgebern“ die lukrativen Geschäfte streitig zu machen.

Und das im Zweifel ohne Rücksicht auf Verluste: Das sind Jungs, die wissen, wie man eine Kalaschnikow anpackt, heißt es unverblümt im Essener Polizeipräsidium, wo man die Entwicklung mit großer Sorgen betrachtet.

Spekulationen über Zusammenhang mit tödlichem Messerstich absurd

Vor diesem Hintergrund sind nach Auskunft der Polizei Medien-Spekulationen absurd, wonach der Gewaltausbruch vom Montag etwas mit dem für einen 14-Jährigen tödlichen Messerstich vor einer Woche am Von-Ossietzky-Ring zu tun haben könnte.

Zeugen, die Angaben zu den neuerlichen Zwischenfall in Horst machen können, werden sich gebeten, sich beim zuständigen Kriminalkommissariat 21 unter der Rufnummer 0201/829-0 zu melden.