Essen. In Essen sind hunderte Menschen zusammengekommen, um gemeinsam um einen 14-Jährigen zu trauern, der erstochen wurde. Ein Lob an die Behörden.

Die Corona-Pandemie, die die ganze Welt erfasst und unser aller Leben auf den Kopf stellt, rückt im Mikrokosmos Essen-Horst für eine Weile in den Hintergrund. Hunderte Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn kommen zusammen, um gemeinsam zu trauern und zu verarbeiten, was nur schwer zu verstehen ist: Einer von ihnen wurde getötet, er war erst 14 Jahre alt.

M.s Freunde und Verwandte stehen eng beieinander, nehmen sich in den Arm, spenden sich Trost. Und das in einer Zeit, in der es geltendes Recht ist, genau das nicht zu dürfen, in der Ordnungskräfte einschreiten und bestrafen müssen, wenn sich mehr als zwei Menschen in der Öffentlichkeit zu nahe kommen. Streng genommen hätten sie auch in Horst eingreifen und die Trauernden des Platzes verweisen müssen. Doch der „Platz“ ist in diesem Fall eben nicht irgendeiner, sondern ein Tatort.

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Jeder, der in seinem Leben bereits einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, wie sehr eine simple Umarmung, eine zärtliche Berührung, Halt geben kann, wenn man das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn es keine passenden Worte gibt, dann lindert für viele Menschen nur noch die Nähe zu anderen, ein wenig der Schmerz.

Entscheidung der Essener Polizei, die illegale Trauerfeier zu dulden, war richtig

Dass auch die Einsatzkräfte der Essener Polizei sich dessen offenkundig bewusst waren und die illegale Trauerfeier nicht mit Gewalt entzerrt oder gar verhindert haben, zeugt von ihrem Fingerspitzengefühl und ihrer Empathie.

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Dabei konnten und können die Behörden nur verlieren. Natürlich müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, die Verordnungen und Erlasse nicht durchgesetzt und zivilen Ungehorsam geduldet zu haben. Wenn sich in zwei Wochen herausstellt, dass sich reihenweise Menschen bei dieser Trauerfeier mit dem Coronavirus angesteckt haben, dann werden sich Polizei und Ordnungsamt unangenehmen Fragen stellen müssen.

Und doch war es die richtige Entscheidung.

Die Alternative wäre ein gefühlloser Akt staatlichen Stursinns gewesen. Wer an dieser in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Trauerfeier teilgenommen hat, der hatte sicher gute Gründe dafür, sich aus freien Stücken einer möglichen Infektion auszusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Trauergäste bei allem Mitgefühl nun Verantwortung übernehmen und in den nächsten zwei Wochen Abstand zu anderen Menschen halten. Damit aus einem unfassbarem Tötungsdelikt am Ende nicht noch eine Infektionswelle ausgeht, die dann ihrerseits alles andere in den Hintergrund rücken lässt.