Essen. Die Commerzbank hat im vorigen Jahr über 3000 neue Kunden in Essen dazugewonnen. Kostenloses Girokonto läuft weiter. Kampfansage an Wettbewerber.

Während sich die meisten Banken in der Niedrigzinsphase längst von kostenlosen Girokonten verabschiedet beziehungsweise ihre Kontogebühren erhöht haben, setzt die Commerzbank weiterhin auf das Kostenlos-Konto. Mit ihrer Strategie hat die Bank auch in Essen im vergangenen Jahr neue Kunden gewonnen.

Ende 2019 zählte das Kreditinstitut in Essen 91.748 Kunden. Das waren 3060 mehr als im Jahr zuvor. Offenbar führten auch Gebührenerhöhungen bei Wettbewerbern dazu, dass sich Essener eine neue Bank suchten. "Die Bereitschaft zum Wechsel der Bankverbindung ist so hoch wie nie zuvor", bekräftigte André Lorenzen, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden der Commerzbank Essen.

Dass die einst vom Staat und damit mit Steuergeldern gerettete Bank der Konkurrenz das Leben schwer macht, dürfte dieser freilich nicht gefallen. Zumal Lorenzen selbstbewusst ankündigte: "Das kostenlose Girokonto werden wir weiterhin anbieten – sehr zum Ärger mancher Wettbewerber." Bis 2023 will die Commerzbank bundesweit nochmals eine Million Kunden hinzu gewinnen. "Dazu werden wir auch in Essen sicher unseren Teil beitragen", sagte Lorenzen.

Commerzbank gibt mehr Baukredite an Kunden

Strategie der Bank ist es, mit ihren neuen Kunden über andere Dienstleistungen Geld zu verdienen. Zum Beispiel mit Krediten. Im vergangenen Jahr gab die Commerzbank in Essen 109 Millionen Euro für neue Baufinanzierungen aus. Damit wuchs das Bestandsvolumen um 6,9 Prozent auf 608 Millionen Euro. Auch Ratenkredite seien im vergangenen Jahr stark gefragt gewesen. In Essen vergab die Bank für 16,4 Millionen Euro neue Kredite.

Dennoch muss auch die Commerzbank in der Niedrigzinsphase drastisch sparen. Von den 1000 Filialen bundesweit sollen in den kommenden Monaten 200 geschlossen werden - also jede fünfte. Ob und wie dies Essen betrifft, konnte Lorenzen noch nicht sagen. In Essen hat die Bank derzeit noch zehn Filialen. "Der Prozess läuft, wir schauen uns alle Standorte an", so Lorenzen. Allerdings verzögere sich der Plan wegen der Corona-Pandemie. Die Corona-Krise zu meistern, sei dringlicher. Derzeit bietet die Commerzbank Kunden die Stundung von Kreditraten an und unterstützt Kleinunternehmer bei den Soforthilfen von Land und Bund.

Als Vorsichtsmaßnahme in der Corona-Pandemie hat die Commerzbank derzeit in ihrem Niederlassungsbereich, der über Essen hinaus geht, nur drei ihrer 17 Filialen für den Publikumsverkehr geöffnet. In Essen empfängt nur die Hauptstelle in der Lindenallee Kunden. Wie lange diese Einschränkungen noch gelten, ist noch nicht entschieden.

Commerzbank legt auch im umkämpften Markt der Firmenkunden zu

Mit ihrer Mittelstandsbank, die Firmenkunden über 15 Millionen Euro betreut, konnte die Commerzbank im gesamten Niederlassungsbereich Ruhr im vergangenen Jahr ebenfalls unterm Strich 111 neue Firmenkunden hinzugewinnen. Das Plus von fünf Prozent sei nicht selbstverständlich, zumal der Markt sehr stark umkämpft sei, betonte Niederlassungsleiter Thomas Koch.

Derzeit spielt in seinem Bereich das Thema Corona ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die Bank hatte in den vergangenen Wochen all ihre Firmenkunden nach den Auswirkungen und deren Finanzbedarf gefragt. "Die allermeisten der betroffenen Unternehmen sind an einer Ausweitung ihrer Kreditlinien interessiert", weniger an den staatlich aufgelegten Kfw-Krediten, sagte Koch. Geschätzt brauche etwa jeder zehnte Unternehmenskunde der Bank wegen der Corona-Krise eine schnelle Liquiditätshilfe.