Essen. Die Philharmoniker hatten aufgerufen und Essener Feuerwehrleute spielten das Steigerlied auf Zollverein. Das kam bei der Stiftung nicht gut an.

Glückauf, der Steiger kommt: Der Ehrenhof auf dem Welterbe-Gelände Zollverein war Sonntagabend Schauplatz eines ungewöhnlichen Spektakels. Vor dem imposanten Doppelbock von Schacht XII intonierten Essener Feuerwehrleute das Steigerlied - auf Trompete und Horn und das auch noch in den Körben zweier Drehleitern. Eine spektakuläre Aktion, die allerdings auch Misstöne produzierte.

Aufgerufen zu der Steigerlied-Aktion hatten die Essener Philharmoniker. Um Punkt 18 Uhr, so ihr Appell, sollte im gesamten Ruhrgebiet die Hymne der Bergleute gespielt oder gesungen werden - als ein Zeichen der Solidarität in der Corona-Krise, die den Menschen so sehr aufs Gemüt schlägt. Die einen spielten das Traditionslied zuhause auf Klavier und Geige, andere holten dafür Pauken und Trompeten hervor und wiederum andere bauten sich - in gebührendem Sicherheitsabstand - auf dem Bürgersteig auf und sangen es aus voller Kehle.

Der Feuerwehrmann, der auch ein leidenschaftlicher Hornist ist

Der Essener Feuerwehrmann Georg Gooßens weiß nicht nur Brände zu löschen, er ist auch ein leidenschaftlicher Hornist. Als er vom Aufruf der Philharmoniker erfuhr, bat er zwei befreundete Trompeter um Unterstützung. Auch ein Ort für das Steigerlied-Konzert des Trios war schnell ausgeguckt: die Welterbe-Zeche Zollverein. "Wir wollten den Menschen in dieser nicht so einfachen Zeit eine Freude mit dieser Darbietung bereiten", sagte Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen.

Zwei Drehleiter-Wagen und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr waren an der musikalischen Glückauf-Inszenierung bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel beteiligt. Die Feuerwehrleute traten in voller Montur an: mit Helm und Arbeitsanzug. Ein Video steht im Netz, außerdem hielt ein Kamerateam des Westdeutschen Rundfunks die Szene in Bild und Ton fest.

Für die Stiftung Zollverein war diese Veranstaltung nicht genehmigt

Bei der Stiftung Zollverein hielt sich die Begeisterung über diesen Auftritt der Feuerwehrleute indes sehr in Grenzen. "Diese Veranstaltung war nicht von der Stiftung genehmigt", erklärte Sprecherin Delia Bösch am Montag. Sie sprach von einer "spontanen Aktion der Feuerwehr" und wies darauf hin, dass der gesamte Standort Zollverein inklusive Ruhrmuseum und Gastronomie wegen der Corona-Pandemie bis zum 19. April geschlossen sei.

Für die Feuerwehrleute war es eine tolle Werbung für Essen und Zollverein, für die Stiftung hingegen wohl eher ein Mini-Konzert mit Misstönen. Auch in der Frage, wie viele Menschen die Aktion der Feuerwehrleute auf den Ehrenhof gelockt hat, gehen die Ansichten auseinander. Einige berichten von einigen Dutzend Zuschauern, Feuerwehrsprecher Mike Filzen hingegen betont, dass es von der Stiftung sehr wohl eine Genehmigung und "keine nennenswerte Menschenansammlung" gegeben habe. "Zugeschaut haben Leute, die ohnehin dort unterwegs waren."

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