Essen. Wegen Corona ist Essens beliebtester Park geschlossen. Das Frühlingserwachen können Besucher aber auf Bildern und Videos im Internet miterleben.
Die Sonne lacht vom blauen Himmel. Es wären wunderschöne Tage für einen Spaziergang durch den Grugapark. Doch die Tore sind verriegelt. Wegen des Coronavirus ist Essens größter und beliebtester Stadtpark seit dem 17. März geschlossen.
In den Tagen zuvor habe es hunderte Anrufe von nah und fern gegeben von Menschen, die den Park gerne besucht hätten, berichtet Christina Waimann. Das Interesse war wohl deshalb besonders groß, weil die Gruga zu diesem Zeitpunkt eine der letzten öffentlichen Parkanlagen in NRW war, die Besuchern noch offen stand.
Dem befürchteten Ansturm fühlte sich der Grugapark nicht gewachsen
Dem befürchteten Ansturm habe man sich in dieser Krisenzeit nicht gewachsen gesehen, so die Sprecherin von Grün und Gruga. Auch wäre es wohl unmöglich, die vielen Spielplätze im Park zu überwachen. Denn die dürfen auf Anordnung der Stadt nicht mehr genutzt werden.
Ob der Andrang auch heute noch so groß wäre, wie befürchtet, bleibt dahingestellt. Hinterm Zaun, der das rund 65 Hektar große Gelände umschließt, geht es jedenfalls ruhig zu. Die Gärtner gehen ihrer gewohnten Arbeit nach und halten dabei noch etwas mehr Abstand als üblich. Im Grugapark-Bauernhof arbeiten die Tierpfleger in Zwei-Wochen-Schichten, damit sie sich möglichst nicht begegnen.
Über die Tummelwiese haben die Gärtner ein Blumenband gelegt
"Sonst läuft alles weiter. Wir können den Park ja nicht über Wochen nicht sich selbst überlassen. Das kriegen Sie sonst nie mehr wieder eingefangen", sagt Leiter Christian Kamer, der es traurig findet, dass Besucher nicht hautnah miterleben können, wie die Pflanzenwelt erwacht. Quer über die Tummelwiese beispielsweise haben die Gärtner ein Blumenband gelegt, 400 Meter lang und drei Meter breit. Es wird nicht mehr lange dauern, dann strecken die Pflanzen ihre Köpfe hervor.
Damit jene, die sich am Frühlingserwachen erfreuen wollen, trotzdem dabei sein können, lädt die Gruga zu virtuellen Spaziergängen ein. Christina Waimann und ihr Team posten auf Facebook täglich aktuelle Fotos und Videos, um verhinderte Besucher auf diesem Weg teilhaben zu lassen.
40.000 Facebook-Nutzer haben auf die Seiten der Gruga zugegriffen
Auch die "Schule Natur", die - wie alle anderen Schulen - den Lehrbetrieb bis auf Weiteres eingestellt hat, ist dabei. Aktuell kann man Kursleiter Dennis dabei zusehen, wie er einen Dachsbau vorstellt. Bilder vom Bewohner, die gibt es auch.
Die Resonanz auf das Angebot sei überwältigend, berichtet Christina Waimann. Fast 40.000 Facebook-Nutzer hätten bereits auf die Seiten zugegriffen. Das Informationsangebot soll zügig ausgebaut werden.
Für manchen mag das ein Trost sein, wenn auch nur ein schwacher. Auch wenn es auf den Bildern so scheint, sind sie auch in der Gruga von der Normalität weit entfernt. Das gilt allen voran für die Gastronomie.
Die Kioske sind geschlossen und auch die Orangerie. Der Wassergarten ist verweist. Dabei haben sie den zur neuen Saison gerade erst wieder verpachtet. "Das ist tragisch", sagt Christina Waimann. Und nicht nur sie hofft, dass Tore zum Park bald wieder allen offen stehen.
FOTOS UND VIDEOS AUS DER GRUGA
Fotos und Videos aus dem Grugapark finden Sie unter www.facebook.com/grugapark.
2019 feierte die Gruga ihren 90. Geburtstag. 1929 war sie als "Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung" gegründet worden. im vergangenen Jahr zählte die Gruga 1,1 Millionen Besucher.