Essen. Bund und Land wollen der Wirtschaft mit Milliarden helfen, doch das Geld kommt dort nicht an, klagt ein Berater. Viele Anfragen bei der Sparkasse
Das Coronavirus hat auch die Wirtschaft infiziert. Doch Geld soll keine Rolle spielen, wenn es darum geht, die Folgen für Unternehmer und Beschäftigte zu lindern. Nur keine Panik. So lautet die Botschaft von Bundes- und Landesregierung, die der Wirtschaft mit Milliarden unter die Arme greifen wollen. Der Bedarf scheint groß. Nur: Bei denjenigen, die jetzt ganz dringend Hilfe brauchen, kommt das Geld nicht an. Diesen Eindruck hat Stefan Mahlich gewonnen, seit sich die Krise immer mehr zuspitzt.
Als Unternehmensberater betreut Stefan Mahlig Selbstständige, Kleinunternehmen und Mittelständler. "Mein Telefon steht seit Tagen nicht mehr still." Vielen Kunden steht das Wasser bis zum Hals. Sie brauchen finanzielle Hilfe, nun da viele Läden nicht mehr öffnen dürfen, Restaurants geschlossen sind und das öffentliche Leben immer mehr zur Ruhe kommt.
Das Geldinstitut verlangte eine Liquiditätsprüfung bis 2021
Die Erfahrungen aber, die Stefan Mahlig in diesen ernsten Tagen gemacht hat, als er mit Klienten bei Geldinstituten vorstellig wurde, beschreibt der Unternehmensberater als ernüchternd, ja als besorgniserregend.
Da wäre beispielsweise der Inhaber eines Reisebüros aus dem Westen der Stadt, der innerhalb weniger Tage 14.000 Euro an Provisionen an große Reiseveranstalter zurückzahlen muss und dringend Geld braucht. Als er sich deshalb vertrauensvoll an seine Hausbank wendet, verlangt sein Kundenberater eine Liquiditätsplanung bis 2021. So schildert es Stefan Mahlig. "Worauf soll eine solche Planung bitteschön basieren", ereifert sich der Unternehmensberater. Muss sein Kunde doch eine Reise nach der anderen stornieren.
Für viele Selbstständige und Kleinunternehmen geht es um die Existenz
Bei einem zweiten Besuch habe die Bank darauf verwiesen, es lägen noch keine Durchführungsbestimmungen darüber vor, wie mit der von der Politik angekündigten finanziellen Hilfe zu verfahren sei. Stefan Mahlig treibt dies die Zornesröte ins Gesicht. Für viele Selbstständige und Kleinunternehmer gehe es in diesen Tagen um die Existenz. Mit wohlfeilen Ankündigungen sei ihnen nicht geholfen. "Wenn sie nicht schnell Hilfe bekommen, wird es nach Corona zu einer Marktbereinigung kommen", warnt Mahlig. Dann verschwindet so mancher, der jetzt noch ums Überleben kämpft.
Die Sparkasse Essen erwartet nach den Worten ihres Sprechers, Volker Schleede, im Laufe der kommenden Woche Näheres zur Finanzhilfe für Unternehmen; vergeben wird diese dann durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Das Interesse sei bereits groß, nicht nur an Krediten, sondern auch an Beratung, berichtet Schleede. Seiner Einschätzung nach haben deshalb bereits bis zu 1000 Kunden angefragt.
Soforthilfe muss "wirtschaftlich darstellbar sein"
Für die Sparkasse verspricht Schleede schnelle und unkomplizierte Hilfe. Was das für den Unternehmer bedeutet, der dringend Geld braucht, um die Krise zu überstehen, wird man im Einzelfall sehen. "Es muss auch wirtschaftlich darstellbar sein", betont der Sparkassen-Sprecher. Soll heißen: Wer finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen will, muss auch überzeugend darlegen können, dass der Laden irgendwann auch wieder läuft.
Bis das Geld dann auf dem Konto ist, werde es weitere zwei bis drei Wochen dauern. Hoffentlich ist es für manchen dann nicht schon zu spät.