Essen-Altenessen. Die Aufwertung der Altenessener Parkanlage findet nicht nur Zustimmung. Bürger fürchten, dass die Grünanlage im Sommer aus allen Nähten platzt.
Fragt man Altenessener, welchen Teil ihres Viertels sie am schönsten finden, sind sich fast alle einig: Der 1897 angelegte Kaiser-Wilhelm-Park ist ein grünes Aushängeschild mit langer Tradition. Jetzt soll die Grünanlage für 600.000 Euro aufgewertet werden.
Der Kaiser-Wilhelm-Park in Corona-Zeiten: Überall knospende Bäume und Sträucher, blühende Forsythien und Zierkirschen. Die großen Rasenflächen mit den mächtigen Baumriesen liegen unberührt in der Märzsonne. Am Teich schnattern die Gänse um die Wette; ein paar Kinder streuen Brotkrumen für die Wasservögel, während die Eltern in gebührenden Abständen auf den Bänken sitzen und zuschauen. Die beiden Spielplätze sind verwaist und mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, ebenso der Bolzplatz.
Nach dem Ela-Sturm wurden 70 neue Bäume gepflanzt
Nur zwei Handvoll Menschen sind an diesem Frühlingstag unterwegs, darunter auch Gabi und Jürgen Heske. Das Ehepaar wohnt seit 30 Jahren direkt am Kaiser-Wilhelm-Park und dreht hier täglich seine Runden. „Wir haben schon davon gehört, dass hier etwas umgestaltet werden soll. Aber nach unserer Meinung ist das eigentlich nicht nötig“, sind sich die beiden Altenessener einig. Für sie sei der Park perfekt, „außerdem ist er bereits in den vergangenen Jahren aufgewertet worden“, so Jürgen Heske.
Nach dem schlimmen Ela-Sturm 2014 wurden allein 70 neue Bäume gepflanzt, ausschließlich durch Spendengelder der Essener Bürger finanziert. „Vor zwei Jahren wurde dann der Teich ausgebaggert und der Uferbereich neu angelegt und saniert“, ergänzt Gabi Heske. Das Ehepaar fürchtet, dass eine Umgestaltung den Park besonders im Sommer an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringen könnte. Denn „mehr Attraktivität heißt auch mehr Besucher“.
Die marode Minigolfanlage soll komplett verschwinden
Und die gäbe es eh schon besonders an den sommerlichen Wochenenden in Hülle und Fülle. „Ganze Großfamilien kommen auch aus anderen Stadtteilen, parken die Straßen zu und lagern mit Grill, Bänken und Tischen auf dem Rasen.“ Das sei auch Okay so, versichern sie, „aber mehr verträgt der Park eben nicht“.
Natürlich könnte man an der ein oder anderen Stelle etwas verschönern, „zum Beispiel wäre ein Basketballfeld für die Jugendlichen im Stadtteil toll“, sagt Jürgen Heske. Dass die marode Minigolfanlage nach den Plänen des Stadtamtes Grün und Gruga, das mit für die Umgestaltung verantwortlich zeichnet, gänzlich verschwinden soll, verstehen die Heskes nicht. „Wir wären eher für eine Wiederbelebung. Dafür könnte man doch das Geld ausgeben.“
Die große Rasenfläche erhält zwei Fußballtore
Tatsächlich sieht der Plan eine ganze Menge an Veränderungen vor: So soll der südliche Spielplatz grundlegend erneuert werden. Die benachbarte Minigolfanlage wird zurückgebaut. Ringsum werden neue Gehölze gepflanzt.
Am Palmbuschweg, einem der Hauptzugänge, entsteht dann ein komplett umgestalteter Spiel- und Sportbereich. Die Kunstrasenfläche des kleinen Bolzplatzes wird erneuert, die Tischtennisplatte durch eine zweite ergänzt. Neue Wege zu dem Spielbereich werden angelegt und weitere Bäume gepflanzt. Außerdem sollen auf der zentralen Rasenfläche zwei Fußballtore aufgestellt werden.
Der Tunnel unter dem Bahndamm wird abgerissen
Auch der asphaltierte Platz am Pavillon erfährt einen Rundumerneuerung: So möchte man die Fläche teilweise wieder entsiegeln, da dort ja laut der Planer kaum noch Veranstaltungen stattfinden würden. Grünen-Ratsherr Walter Wandtke findet diese Idee nicht besonders gut. „Früher haben wir hier so manches Parkfest gefeiert, eigentlich würde ich mir wünschen, dass diese Tradition wieder eingeführt wird.“ Aber wenn der Festplatz in seiner Größe nicht mehr existiert, werde das mit den Stadtteilfesten schwieriger. Dafür möchte man den Platz durch das Aufstellen mehrerer Bänke und zweier gegenüberliegender Streetballkörbe zum attraktiven Treffpunkt für Jugendliche machen.
Was weder das Ehepaar Heske noch Walter Wandtke nachvollziehen können, ist der Abriss beziehungsweise Rückbau des Tunnels, der unter dem ehemaligen Bahntrasse hergeht und zur Kinßfeldstraße führt. „Das wird von einigen Bürgern als Angstraum beschrieben, aber in den 30 Jahren, die wir hier leben, gab es maximal zehn Vorfälle im Park“, sagen die Heskes. Außerdem wurden gerade alle Gehölze und Bäume auf dem Damm entfernt, die in ihrer Dichte zum Angstgefühl beigetragen hätten.
Und die überzeugten Altenessener finden es immer schön, den Bahndamm über den Fußweg zu erklimmen; denn oben wurde extra für das grüne Hauptstadtjahr eine Bank aufgestellt, von der aus man einen wunderbaren Blick in den Kaiser-Wilhelm-Park habe. „Das ist wie ein Schaufenster in die Natur. Das möchten wir nicht missen.“