Essen. Erste Corona-Verdachtsfälle bei Polizei und Feuerwehr. Essens Präsidium ergreift Gegenmaßnahmen, Anzeigen sollten online aufgegeben werden.
Nun hat die Virus-Welle auch die Essener Polizei erfasst: Die ersten Beamten befinden sich in häuslicher Quarantäne. Die Behörde ergreift bereits Gegenmaßnahmen. Unter anderem appelliert das Präsidium an die Bürger, Anzeigen möglichst über ein dafür vorgesehenes Internetportal aufzugeben, um vermeidbare Kontakte zu minimieren.
"Es handelt sich bislang um ein paar Corona-Verdachtsfälle in unseren Reihen", bestätigte Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Essener Feuerwehr ab. Deren Sprecher Mike Filzen sagte auf Nachfrage, dass "wenige Kollegen" isoliert worden seien. Die genaue Zahl der Betroffenen nannten beide Behörden nicht. Weder Polizei noch Feuerwehr befürchten derzeit personelle Engpässe. Bei den Ordnungshütern geht die Zahl der Einsätze zurück, je weiter das öffentliche Leben eingeschränkt wird. Das mache sich schon jetzt bemerkbar, heißt es.
Bei der Polizei ist wann immer möglich Heimarbeit angesagt
Wann immer möglich schickt die Polizei ihre Beschäftigten inzwischen in die Heimarbeit, vor allem bei der Bearbeitung der Vorgänge und Akten sei dies praktikabel, sagte Polizeisprecherin Judith Herold am Mittwochmorgen. Die vom Innenministerium ausdrücklich eingeräumte Möglichkeit des Home Office für Beamte "wird gut angenommen", weiß Heiko Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für Essen und Mülheim. Die Kapazitäten dafür sollten in Zeiten wie diesen allerdings ausgebaut werden: "Dafür bräuchten wir aber mehr Geräte."
Viele präventive Veranstaltungen der Polizei seien inzwischen abgesagt worden, so etwa die regelmäßigen Verkehrsaktionen mit Kindern im Grugapark, aber auch intern hat die Vorsorge gegen weitere Infektionen Folgen.
Keine Trainings mit Körperkontakt mehr erlaubt
Die noch für den März geplante zentrale Vereidigungsfeier der Polizei NRW findet nicht statt, weiß Heiko Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für Essen und Mülheim. Gleiches gelte für größere Fortbildungsveranstaltungen, aber auch für die täglichen Trainings, bei denen es zu Körperkontakt zwischen den Beamten komme. "Wir müssen alle Maßnahmen treffen, die die Infektionsgefahr mildern", ist Müller überzeugt.
So weist die Behörde die Bürger inzwischen darauf hin, dass Anzeigen bei der Polizei auch online aufgegeben werden können - über das Portal https://polizei.nrw/internetwache sei dies einfach zu machen. Die Eingänge werden genauso bearbeitet, wie nach einem persönlichen Erscheinen auf einer Wache.
Abstandshalter und Desinfektionsmittelspender in den Amtsstuben
Um dort für gebührenden Abstand zwischen Beamten und den "Kunden" sorgen zu können, die weiterhin lieber persönlich erscheinen wollen oder gar keine andere Möglichkeit haben, denkt die Polizei bereits über geeignete Distanzhalter nach, weiß Wickhorst. Zudem seien in den Amtsstuben Desinfektionsmittelspender aufgestellt worden. Mittlerweile gebe es im Präsidium auch einen Beauftragten, der sich zentral um das Corona-Problem kümmere.
GDP-Mann Müller ist derzeit "gespannt, wie die Behördenleitung weiter verfahren wird, um die Bürgernähe der Polizei aufrecht zu erhalten". Der Gewerkschafts-Vorsitzende macht sich jedenfalls "große Sorgen um die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen". Die notwendigen Sicherheitsabstände "kann ich als Polizist doch oft gar nicht einhalten".
Untereinander ist das schon eher möglich. Doch der Vorsicht des dienstlichen Umgangs miteinander sei landesweit bereits ein Stück Polizeikultur zum Opfer gefallen, sagt Jan Schabaker, Sprecher des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW, das unter anderem für die Verteilung der rund 40.000 Polizeivollzugsbeamten in NRW nicht nur in Krisenzeiten zuständig ist: Beamte begrüßten sich nicht mehr mit dem traditionellen Handschlag, sondern über den Kontakt mit dem Ellenbogen des jeweiligen Gegenübers.
"Das", weiß Essens Polizeisprecher Christoph Wickhorst, "ist der Corona-Check."