Essen. Motorisierte Mitarbeiter überprüfen die Einhaltung der “Corona“-Regeln. Es drohen auch Strafanzeigen. Der Straßenstrich wurde geschlossen.

Die Stadt Essen schickt ab sofort zehn motorisierte "Corona"-Kontrollteams auf die Straße: Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes und der Verkehrsüberwachung sollen überprüfen, ob die zunehmend strikteren Verordnungen im Kampf der Kommune gegen die Ausbreitung des Virus auch tatsächlich eingehalten werden.

Bei groben Verstößen gegen die aktuell geltenden Vorschriften drohen nicht nur Ordnungsgelder, sondern auch Strafanzeigen, die dann an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden, etwa wenn das Infektionsschutzgesetz deutlich oder wiederholt missachtet werde, sagte Stadtsprecherin Silke Lenz am Dienstagmittag.

Spontane "Corona-Party" am Essener Baldeneysee gemeldet

Es würden gezielt Gastronomiebetriebe kontrolliert, aber auch Orte, wo es Hinweise auf spontane Zusammenkünfte mit mehr als 15 Menschen gebe, so wie am frühen Montagabend am Regattahaus des Baldeneysees. Dort sollen sich etwa 50 Personen zu einer "Corona-Party" getroffen haben.

Eine Zeugin alarmierte die Polizei, die jedoch keinen Grund sah einzuschreiten. Da habe die verschärfte Versammlungs-Verordnung noch nicht gegolten, sagte Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Um bei möglichen weiteren Zusammenkünften dieser Art schnell eingreifen zu können, kündigte Lenz ein waches Auge der Behörde an: "Wir beobachten deshalb auch die sozialen Netzwerke", so die Stadtsprecherin - das mache gezieltes Einschreiten möglich.

Straßenstrich an der Gladbecker Straße für den Verkehr gesperrt

Zur Zeit seien 29 Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes zu diesem Zweck im Einsatz, doch in einer Woche schon können sich die Mitarbeiter über Nachwuchs freuen: Dann wird ihre Arbeit durch rund ein Dutzend frisch ausgebildete zusätzliche Kolleginnen und Kollegen unterstützt.

Die werden dann auch darauf achten müssen, wie sich die inzwischen angeordnete faktische Auflösung des Straßenstrichs auf dem Kirmesplatz an der Gladbecker Straße auswirkt. Denn die Stadt hat dort die Schranken heruntergelassen, die Zufahrt zu den Verrichtungsboxen ist gesperrt, der Verkehr im doppelten Sinne aus nahe liegenden Gründen des Infektionsschutzes auf nicht absehbare Zeit untersagt.

"Alle Damen und Herren dort wurden im Vorfeld informiert", sagt Lenz.Das gelte auch für die Bordellbetriebe an der Stahlstraße. Die Laufhäuser seien nun ebenfalls geschlossen.

Stadt will einen wilden Straßenstrich durch Kontrollen verhindern

Die Stadt werde ab sofort verstärkt ein Auge auf die Konsequenzen ihres Handelns haben, damit sich kein wilder Strich auf den Straßen etabliert. Denn eine gewisse "Ausweichtaktik" sei nicht auszuschließen.

Zuletzt gingen im Tagesschnitt zwischen 20 und 30 Frauen auf dem Essener Straßenstrich anschaffen. Und in den über zehn Jahren des Kreisverkehrs an der B224 hat sich andernorts keine neue Szene in der Stadt gebildet. Die Hilfeanbieter vor Ort erreichten in einem Jahr einen Großteil der rund 150 Prostituierten, die dort ihre Dienste anbieten. Die Beratung zum Ausstieg, aber auch die Gesundheitsvorsorge ist dabei ein wichtiges Thema: Binnen zwölf Monaten wurden fast 5000 Kondome ausgegeben und über 30.000 gebrauchte Drogenspritzen gegen neue eingetauscht.

Nach dem Schlussstrich am Straßenstrich stehe Gesundheitsdezernent Peter Renzel nun im engen Austausch mit den dort sonst tätigen Hilfsorganisationen, die sich weiterhin um die oftmals drogenkranken Frauen kümmern werden, kündigte Lenz an.