Essen. Gesundheitsdezernent Peter Renzel sieht die Befürchtungen einer exponentiellen Zunahme bestätigt. Wieder viele Reise-Rückkehrer bei neuen Fällen.

Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Essen hat sich im Laufe des Samstags nahezu verdoppelt. Das meldet das Lagezentrum der Stadtverwaltung. Demnach gibt es in Essen - Stand Samstag 19 Uhr - nunmehr 51 positiv getestete Bürger. Am Samstag Morgen waren es 27, am Freitag Abend erst 19 Fälle.

„Jeden Tag mindestens eine Verdoppelung - das ist leider derzeit wie im Lehrbuch“

Die Wohnorte der Personen verteilen sich inzwischen auch über das gesamte Stadtgebiet, bereits acht von neun Stadtbezirken sind laut Stadt betroffen. Man versuche derzeit, das Umfeld der neuen Fälle zu analysieren und die Kontaktpersonen zu ermitteln, um mögliche Ansteckungswege zu unterbinden.

Beprobt wurden bisher 743 Personen in Essen, 601 kamen bereits mit einem negativen Ergebnis zurück. In 352 Fällen musste das Gesundheitsamt eine Quarantäne anordnen, 61 dieser Quarantäne-Fälle sind bereits wieder ausgelaufen.

„Jeden Tag mindestens eine Verdoppelung - das ist leider derzeit wie im Lehrbuch“, kommentierte Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel die neue Zahl. „Auch diesmal waren unter den neuen Fällen wieder relativ viele Heimkehrer von Urlaubsreisen aus den Skigebieten in Italien, Österreich und der Schweiz“, so Renzel. „Die Interviews laufen aber noch.“

Erstmals über 1000 Bürgeranrufe im Lagezentrum

Nach Auskunft Renzels gab es am Freitag, 13. März erstmals über 1000 Anrufe besorgter Bürger im Lagezentrum, 200 weitere liefen im Gesundheitsamt ein. Auch am heutigen Samstag soll es eine ähnlich hohe Zahl von Anrufern gegeben haben. Die Stadt appelliert dringend, die Empfehlungen ernst zu nehmen und die sozialen Kontakte einzuschränken.

Mit dieser Grafik hofft die Stadt, die Selbsteinschätzung der Bürger zu verbessern. Ziel ist es, unnötige Anrufe im Lagezentrum möglichst zu vermeiden.
Mit dieser Grafik hofft die Stadt, die Selbsteinschätzung der Bürger zu verbessern. Ziel ist es, unnötige Anrufe im Lagezentrum möglichst zu vermeiden. © Stadt Essen | Unbekannt

Zur Risiko-Selbsteinschätzung für jeden Bürger hat die Stadt eine Tabelle mit Piktogrammen entwickelt. „Wir hoffen, dass wir damit die Flut an Anrufen beim Bürgertelefon etwas eindämmen können“, so Renzel. Anrufen sollen demnach nur Bürger, die aus einem Risikogebiet zurückkehren und bereits Symptome der Krankheit verspüren bzw. gesicherten Kontakt mit bereits Infizierten hatten.

Wer hingegen nur aus einem Risikogebiet zurückkehrt, aber weder Symptome verspürt noch gesicherten Kontakt mit einem Infizierten hatte, möge sich zunächst von sich aus in die 14-tägige freiwillige Quarantäne begeben. Ein Anruf im Lagezentrum der Stadt sei dann zunächst nicht erforderlich.

Renzel hatte bereits am Freitag angekündigt, dass die Zahl der Mitarbeiter im Lagezentrum erhöht werden müsse, um die Flut an Anrufen weiterhin gut zu bewältigen.

Essener Tafel bittet junge Leute, bei der Lebensmittelausgabe zu helfen

Auf die erhöhte Ansteckungsgefahr hat nun auch die Essener Tafel reagiert, die ihren Sitz im Wasserturm am Steeler Berg hat: Sie bittet jüngere Menschen, sich als Helfer bei der Lebensmittelausgabe zur Verfügung zu stellen, um die älteren entlasten zu können. Damit sollen Risikogruppen möglichst aus dem Verkehr gezogen werden. E-Mail der Tafel: essener_tafel@gmx.de

Die Tafel bittet außerdem um Spenden von Mundschutz und Hygienespray. Ab Mittwoch 18. März bis Mittwoch 15. April will die Tafel zudem keine neue Kunden mehr zulassen. Auch dies hängt mit der Corona-Krise zusammen.