Essen. Die „Rotisserie du Sommelier“ kombiniert französische Raffinesse mit Bodenständigkeit. Günstig isst man hier nicht, aber der Preis ist es wert.

In der Wegenerstraße nur wenige Meter von der trubeligen Rü entfernt, findet der anspruchsvolle Genießer das Restaurant „Rottiserie du Sommelier“. 30 Gäste finden auf zwei Ebenen Platz und können zwischen Hochtischen und normalen Tischen wählen. Das Team um Thomas Friedrich, Andre Kauke und Nadine Zeibig ist mit dem Restaurant „Lecker Werden“ in Essen das einzige Restaurant, das nach den Prinzipien der Slow-Food-Bewegung kocht.

Schenkt man den einschlägigen Restaurantführern Glauben, so befinden wir uns in einem der fünf hochdekorierten Restaurants Essens, in dem modern französisch kombiniert mit einer bodenständigen westfälischen Art gekocht wird. Speisekarten sucht man hier vergeblich, die Vor- und Hauptspeisen befüllen jeweils eine Seite einer kleinen Schiefertafel, die an den Tisch gebracht wird.

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Die Speisen wechseln teilweise täglich auf der Karte, so dass der Gast hier immer das tagesaktuelle Angebot finden kann. Die Entscheidung zwischen den sieben Vor- und fünf Hauptspeisen fällt uns sehr schwer, zum Glück gibt es auch das 4-Gang Überraschungsmenü, bei dem lediglich vorher nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien gefragt wird.

Auch von außen sympathisch: das Restaurant Rotisserie du Sommelierin Rüttenscheid.
Auch von außen sympathisch: das Restaurant Rotisserie du Sommelierin Rüttenscheid. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Als Aperitif wählen wir einen Crémant (8,50 €/Glas) und eine Flasche Wasser (7,50 €/1l). Als Amuse Gueule wird uns eine Suppe von der gelben Linse mit Ingwer und Kokos-Curry gereicht. Wunderbare Curry-Aromen umspielen die Zunge und die einzige Kritik ist, dass es sich lediglich um einen kleinen Gruß aus der Küche handelt.

Erster Gang: Fluffiges Rührei mit frischen Wintertrüffeln

Da wir nicht wissen können, was uns als Überraschungsmenü vorgesetzt wird, bitten wir um eine Weinempfehlung - schließlich war und ist Thomas Friedrich ausgebildeter Sommelier. Nach kurzer Absprache über das Weinbudget erhalten wir einen vorzüglichen Grauburgunder aus Baden vom Weingut Holger Koch (59 €/Fl.), leicht im Barrique ausgebaut, aber mit nur sehr geringen Holznoten.

Der Wein passt perfekt zum ersten Gang, der sich als fluffiges Rührei mit frischen Wintertrüffeln aus dem Périgord mit einem Butterschaum herausstellen sollte. Der aufmerksame und äußerst kompetente Service kann uns auch das Geheimnis dieser Fluffigkeit erklären, wird das Rührei doch über einem Wasserbad aufgeschlagen.

Zweiter Gang: Wildfang-Jacobsmuscheln auf japanischem Algensalat

Als zweiten Gang werden uns gegrillte Wildfang-Jacobsmuscheln auf japanischem Sobanudeln-Algensalat in Ingwer-Sojadressing und Miso-Mayonnaise serviert. Es zeigt sich, dass die Küche nicht nur die Klaviatur der klassischen französischen Küche beherrscht, sondern auch die Ausflüge in den asiatischen Raum. Die Qualität der Jakobsmuscheln ist atemberaubend! Was für ein Unterschied zu der andernorts oft verwendeten Supermarktware.

Die Nudeln und der Algensalat zaubern das Geschmackserlebnis Umami in den Mund, auch die Miso-Majo als kleiner Klecks sowie eine grobe Senfsauce mit Sesam sind ein Gaumenschmaus.

Unterschiedliche Geschmacks- und Kochstile werden verknüpft

Als Hauptspeise lächelt uns vom Teller ein Rinderfilet mit Café de Paris Butter gratiniert, Falafelbällchen und Nizza Ragout mit Olivenölschaum an. Auch hier werden wieder unterschiedliche Koch- und Geschmacksstile verknüpft. Die französische Schule wird sichtbar im butterzarten Rinderfilet – dank Vakuumgarens – und das Nizza-Ragout besticht mit wunderbaren Tomatenaromen und einem ausbalancierten Säurespiel.

Dazu grüßt der Orient mit den sehr kräuterigen Falafelbällchen, die durch frittierte Petersilie unterstützt werden. Auf Nachfrage erhalten wir vom Service die Auskunft, dass es sich bei dem Rind um die Rasse Blonde d‘Aquitaine handelt, „vom Fischhändler aus seines Bruders Herde“. Zum Hauptgericht folgen wir der Empfehlung eines Côte du Rhône vom Weingut Paul Avril, der insbesondere ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist (36,50 €/Fl.) und das Gericht ideal ergänzt.

Zum Nachtisch dürfen wir zwischen süß und herzhaft wählen. So ergibt sich, dass wir eine wunderbare Crème Brûlée mit Tonkabohnen und Käseauswahl aus französischen Spezialitäten mit einem Apfeldattelrübenkraut genießen können. Beide Nachspeisen runden das Überraschungsmenü perfekt ab.

Zu den Grundprodukten gibt es - wenn gewünscht - immer auch die Herkunftsgeschichte

Herauszuheben sind hier die wirklich mit viel Liebe zum Detail verarbeiteten hochwertigen Grundprodukte, zu der – wenn gewünscht – auch immer eine (Herkunfts-)Geschichte erläutert wird. Wer sich die Mühe machen will, kann sich auf der Website die Weinkarte anschauen bzw. mehr über die Produzenten erfahren, die ihre Nahrungsmittel im Sinne des Slow Food-Bewegung produzieren.

Die Rotisserie bietet feinste französische Kochkunst mit raffinierten Kombinationen, alles handwerklich perfektioniert und mit einem wissenden, charmanten Service. Natürlich ist „Casual Fine Dining“ nicht günstig, aber hier finden wir ein Kleinod, in dem wir im wahrsten Sinne des Wortes preiswert speisen. Solchen Genuss sollte man sich ab und an im Leben gönnen.

Rotisserie du Sommelier, Wegenerstraße 3; www.rotisserie-ruettenscheid.de; Öffnungszeiten: Di-Sa, 12-15 Uhr und ab 18 Uhr So+Mo Ruhetag; Tel: 0201/95 96 930; E-Mail: info@rotisserie-ruettenscheid.de