Essen. Wucher oder normale marktwirtschaftliche Mechanismen? Eine Kundin in Essen beschwert sich über hohe Preise in einer Apotheke. Inhaber wehrt sich.
Erhöhte Nachfrage treibt die Preise nach oben - dieses marktwirtschaftliche Prinzip ist auch Apothekern nicht unbekannt. Die Apotheke „Rathaus Galerie“ hat sich jetzt den Zorn einer Kundin zugezogen, weil dort selbst hergestellte Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken zu deutlich erhöhten Preisen verkauft wurden.
Kundin wirft der Apotheke vor, unwirksame Waschlotion verkauft zu haben
„Bei 20 Euro das Stück für eine Schutzmaske handelt es sich um einen Wucherpreis, der sogar die Preise zweifelhafter Internethändler noch übertrifft“, klagt Kerstin Peters, die der Apotheke zudem vorwirft, eine Waschlotion verkauft zu haben, die gegen Viren unwirksam sei.
Peter Ricken, Inhaber der Apotheke Rathaus Galerie sagt hingegen, dass der enthaltene Wirkstoff gegen umhüllte Viren wie das Coronavirus wirksam sei. Es handle sich aber trotzdem nur um eine Waschlotion mit Zusatz und nicht um ein reines Desinfektionsmittel. „Die Wirkung ist deshalb etwas schwächer und nicht gleichzusetzen“, so Ricken.
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Apotheker: Muss die Einkaufspreise an die Kunden weitergeben
Tatsächlich sind die begehrten Mittel, mit denen sich Menschen gegen das Coronavirus zu schützen hoffen, mittlerweile knapp geworden - und das nicht nur in einzelnen Apotheken, sondern flächendeckend, in ganz Deutschland. Peter Ricken betont deshalb, dass die erhöhten Kosten aufgrund der hohen Nachfrage gerechtfertigt seien. Seine Preisgestaltung sei noch moderat, seine Kunden erhielten die Masken „für einen verhältnismäßig günstigen Preis“, betont er. „Über Internethändler werden sie weitaus teurer verkauft“, so Ricken.
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Ein Blick ins Internet dokumentiert eine verwirrende Fülle von Masken, viele davon durchaus nicht teurer als bei Apotheker Ricken, allerdings auch nicht wesentlich billiger. Grund für die steigenden Preise, so Peter Ricken, seien die hohen Verkaufskosten der Hersteller. „Der Ankauf von Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel wird aufgrund der aktuellen Lage deutlich teurer. Um dem gerecht zu werden, müssen auch wir unsere Preise erhöhen.“
Desinfektionsmittel selbst herzustellen sei ein Vorteil für die Kunden
Ricken bestätigt, dass er Handdesinfektionsmittel selbst herstelle. Die benötigten Inhaltsstoffe würden angekauft, nach den Standards der Weltgesundheitsorganisation WHO zu Desinfektionsmittel verarbeitet und direkt an den Kunden weiterverkauft. „Dies ist unser großer Vorteil gegenüber Internethändlern“, betont der Apotheker, „so können wir Kunden ohne lange Wartezeiten mit den nötigen Produkten versorgen.“ Aber auch hier sei der höhere Preis von 15 Euro pro Flasche aufgrund gestiegener Nachfrage und Ankaufskosten gerechtfertigt.