Essen-Vogelheim. 800 Schüler der Gesamtschule Nord schlagen bei einem Aktionstag auf dem Burgplatz Alarm: Die Schule in Essen-Vogelheim braucht mehr Unterstützung
Ein ungewohntes Bild zeigt sich auf dem Burgplatz in der Innenstadt: Über 800 aufgeregte Schüler und zahlreiche Lehrer der Gesamtschule Nord haben sich am Dienstagvormittag, den 3. März, dort versammelt, um mit Plakaten und Aktionen für ihre Schule mehr Bildungsgerechtigkeit zu fordern. Denn die Gesamtschule Nord benötigt dringend mehr Unterstützung: 70 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund, dazu ringt die Vogelheimer Schule mit Inklusion, Integration, Seiteneinsteigern und maroden Gebäuden.
Sie haben selbstgemalte Transparente mitgebracht, fordern darauf mehr Spielgeräte oder größere Klassenräume, rufen lautstark ihre Wünsche nach einer überdachten Pausenhalle oder einem grüneren Schulhof durch Megafone und begleiten den Protest mit Musik und Tanz: Die Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse sind mit Feuer und Flamme dabei und kämpfen für eine bessere Schulumgebung und Ausstattung.
Ältere Schüler wünschen sich eine modernere Ausstattung der Räume
„Diese Choreographien der Schüler sind das tolle Ergebnis zwei Wochen intensiver Arbeit“, sagt Schulleiter Wolfgang Erdmann, „ich bin unheimlich stolz was jeder einzelne an unserer Schule dafür geleistet hat.“ Jede Jahrgangsstufe widmete sich im Vorfeld einem zu ihnen passenden Problem zum Thema Bildungsgerechtigkeit. Die Ergebnisse wurden zunächst gemeinsam diskutiert und danach kreativ ausgearbeitet.
Ein großes Thema bei den jüngeren Schüler ist die Umgestaltung des Schulhofs, sie fordern neue Spielgeräte und ein schöneres Umfeld. Ältere Jahrgänge machen sich für eine Modernisierung der Unterrichtsmaterialien stark und für eine bessere Ausstattung der Räume.
Gesamtschule Nord will öffentlich auf ihre Probleme aufmerksam machen
„Und gerade dieser Alltagsbezug weckte bei den Schülern großes Interesse“, sagt Lehrerin Christiane Broyer, „deswegen haben auch alle mit vollem Engagement mitgemacht.“ Die Schüler bekämen so die Möglichkeit, sich aktiv für ihre eigene Zukunft einzusetzen und ein Teil der Veränderung zu sein.
Im Fokus der Aktion steht jedoch auch, die an der Schule herrschenden Probleme direkt anzusprechen und die damit verbundenen Forderungen an die Öffentlichkeit zu tragen. Dies sei notwendig, damit nachhaltig das Schulklima und die Bildungsperspektiven der Schüler verbessert werden. „Wir erhoffen uns vor allem mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung“, so Wolfgang Erdmann. Deswegen hat sich die Gesamtschule Nord auch dem landesweiten Bündnis „Schule hoch drei“ angeschlossen: Die Initiative von 20 Schulen, die durch einen besonders schwierigen Standort gekennzeichnet sind, fordert ein sofortiges Umsteuern in wichtigen schulpolitischen Bereichen.
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Kaputte Decken, defekte Heizungen, zu kleine Räume, zu wenig Pädagogen
Denn die herrschenden Verhältnisse an der Gesamtschule Nord sind alarmierend: Kaputte Decken, defekte Heizungen und viel zu kleine Klassenräume. Und dies sind nur einige von vielen Beispielen, die zeigen, wie dringend die Gesamtschule Nord Unterstützung braucht. „In unseren Klassenzimmern ist es sehr eng, wir sitzen teilweise mit vier Schülern in einer Reihe“, berichtet die 15-jährige Iman, Schülerin der Jahrgangsstufe 10.
Gesamtschule Nord ist stark renovierungsbedürftig
An die 1990 gegründete Ganztags-Gesamtschule Nord gehen insgesamt 950 Schüler. Sie werden von 80 Lehrern unterrichtet.
Die Schule ist in einem zusammengewürfeltem Gebäudeensemble untergebracht, das mittlerweile stark renovierungsbedürftig ist. Außerdem ist sie längst zu klein für die Schülermenge.
Doch es tut sich was: Die Politik will die Stadtverwaltung mit einer Machbarkeitsstudie beauftragen. Dabei sollen Sanierung oder Neubau gegeneinander abgewägt werden.
Aber auch der große Personalmangel sei ein Problem, welches die Schüler mit ihrem Projekt ansprechen wollen. Die selbstgebastelten Lehrer aus Pappe, die sie auf den Burgplatz mitgebracht haben, reichen leider nicht aus, zeigen aber, worum es geht.
Schüler brauchen eine Schulumgebung, die sie wertschätzt
„Die Klassen sind mit einer Größe von 32 Kindern zum Teil sehr groß. Da auf die unterschiedlichen Leistungsstände und Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers einzugehen ist sehr schwierig“, berichtet Jennifer Brunne, Lehrerin der 9. Jahrgangsstufe. „Es ist eine Doppelbesetzung nötig, um überhaupt allen Kindern im entferntesten gerecht zu werden“, so Jennifer Brunne weiter.
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Schulleiter Wolfgang Erdmann ist auf jeden Fall stolz auf seine Schüler: „Sie haben ein enormes Potenzial. Sie sollten unter gleichen Bedingungen lernen wie Schüler im Essener Süden. Und sie haben mehr Respekt und eine Schulumgebung verdient, die sie wertschätzt.“