Essen. Für 5000 Euro, die er einem Imbiss-Unternehmer schuldet, riskierte AfD-Mann Stefan Keuter einen Haftbefehl. Jetzt tauchen weitere Gläubiger auf.
Das Coronavirus hat ihn gepackt: Geschlagene 13 Minuten referiert Stefan Keuter dieser Tage in einem Internet-Video über die Gefahren der Pandemie. Vom Ärger um sein Finanzgebaren dagegen lässt sich der Essener AfD-Bundestagsabgeordnete augenscheinlich nicht groß anstecken. Und dies, obwohl gegen nicht nur ein Haftbefehl vorliegt: Keuters Diäten werden auf Jahre hinaus gepfändet. Wer von ihm Geld will, muss sich bis Mai 2022 gedulden.
Bekannt wurde dies jetzt, weil Marc K., Keuters ehemaliger Büroleiter in Berlin, vor kurzem einen Pfändungsbeschluss des Amtsgerichtes Berlin Mitte bei der Bundestagsverwaltung einreichte: 7902 Euro und 37 Cent ist der Abgeordnete ihm danach noch an Restgehalt schuldig, „zuzüglich weiterer Kosten“.
Drei Pfändungen über 76.000 Euro – neue Zahlungen gibt’s erst ab Mai 2022
Doch bis K. davon etwas sieht, das dauert wohl. Zwar hat der Bundestag die Forderung im Wege einer sogenannten Drittschuldnererklärung anerkannt. Doch „eine Zahlungsaufnahme kann derzeit noch nicht erfolgen“, heißt es in einem Schreiben, „da noch drei vorrangige Pfändungen vorliegen“. Insgesamt stehe Keuter danach mit rund 76.000 in der Kreide, die erste Zahlung an den Ex-Büroleiter „kann nach derzeitiger Voraussicht frühestens ab Mai 2022 erfolgen“.
Und so vervollständigt sich Stück für Stück das Puzzle eines ohnehin schon umstrittenen AfD-Abgeordneten, der im Finanzausschuss des Bundestages die Geldgeschicke des Landes mitberät, selber aber nicht nur viel Geld, sondern auch manche Antwort schuldig bleibt.
Der Allbau warf Keuter per Gerichtsvollzieher aus seiner Kupferdreher Wohnung
Dazu befragt, beteuert Keuter, die Pfändungen seien mit seiner geschiedenen Frau abgesprochen – als Zahlungen aus einer Trennungsfolgenvereinbarung: „Ich stehe zu meinen Zahlungsverpflichtungen“, versichert der 47-Jährige, doch dies können nicht alle Gläubiger bestätigen.
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Der Ex-Büroleiter nicht („Das ist etwas Persönliches“, sagt Keuter) und auch nicht die städtische Wohnungsgesellschaft Allbau, die Keuter vor einigen Jahren per Gerichtsvollzieher aus seiner Kupferdreher Wohnung herauskomplimentierte – mit Mietrückständen von 9000 Euro. Auch der Imbissbuden-Betreiber, dem Keuter noch 5000 Euro schuldet und der daraufhin einen Haftbefehl anstrengte, wartet nach wie vor auf sein Geld. Sein Anwalt will demnächst die Schrauben anziehen.
Hat der AfD-Abgeordnete weitere 70.000 Euro Schulden bei einem Parteifreund?
Keuter windet sich: Mal sei die Post falsch adressiert gewesen (was nachweislich nicht stimmt), mal die Forderungen unberechtigt (obwohl sie als Titel vorliegt), mal hätten Missverständnisse vorgelegen. Und während der Ex-Büroleiter in Kürze noch weitere Forderungen in fünfstelliger Höhe gerichtlich geltend machen will (O-Ton Keuter: „völlig unberechtigt“), bleibt das Gerücht im Raum, der AfD-Abgeordnete habe zusätzlich 70.000 Euro Schulden bei einem Parteifreund der „Alternative für Deutschland“.
Der Vorwurf, schon im März 2017 bei Keuters Kandidatenkür der AfD für den Bundestag zur Sprache gebracht, wurde nie ausgeräumt. Keuter jedenfalls widerspricht: Weitere Schulden habe er „definitiv nicht“, vielmehr verfüge er über Immobilien, auch in Essen, möge aber keine Details preisgeben.
In Essen wie in Berlin: Keuter verspürt „keinen Druck“ wegen seiner Finanzgeschichten
Zumindest politisch kann Keuter sich das bei seiner Partei offenbar leisten: In Essen wie in Berlin mache man ihm jedenfalls wegen seiner Finanzgeschichten „keinen Druck“, beteuert er auf Nachfrage. Ein einziger Abgeordneten-Kollege sei auf ihn zugekommen, als der Haftbefehl ruchbar wurde.
Aber unterm Strich sei man sich einig gewesen: eine „Schmutzkampagne“, auch der Medien. Nichts weiter.