Essen. Der Coronavirus-Verdacht in Essen hat sich nicht bestätigt, trotzdem steht eine Familie unter Quarantäne. Ein Bürgertelefon ist geschaltet.

Am Donnerstagmorgen erst hat die Stadtverwaltung ein sogenanntes „Lagezentrum“ eingerichtet – sie wollte Arbeitsstrukturen schaffen für den Fall, dass auf Essener Stadtgebiet der Verdacht einer Infektion mit Corona-Viren besteht. Die Aktion kam augenscheinlich keinen Tag zu früh, denn schon am gleichen Abend trat der Ernstfall ein.

Gegen 17.30 Uhr, so bestätigte die Essener Stadtsprecherin Silke Lenz auf Anfrage dieser Zeitung, habe sich eine Familie aus dem Stoppenberger Norden bei der städtischen Bürger-Hotline gemeldet. Ihren Schilderungen zufolge hatten einige Familienmitglieder just an jener Karnevalssitzung im nordrhein-westfälischen Gangelt teilgenommen, bei dem auch das definitiv infizierte Ehepaar aus Heinsberg zugegen war.

Coronavirus-Verdacht: Task-Force nahm Aufstellung auf dem Schulhof in Stoppenberg

Keine halbe Stunde nach der Meldung stand Augenzeugen zufolge die Feuerwehr mit ihrer „Analyse Task-Force“ auf der Matte: darunter Rettungswagen, Notärzte und Kommandofahrzeuge, die auf dem Schulhof der katholischen Nikolaus-Grundschule Aufstellung nahmen.

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Von insgesamt acht Familienmitgliedern und einem anwesenden Partner nahmen Ärzte dem Vernehmen nach in der Wohnung Abstriche der Nasenschleimhaut. Die Proben wurden im Anschluss umgehend im Essener Uni-Klinikum auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet.

Alle Proben auf Coronaviren bei der Familie sind negativ

Stadt und Feuerwehr nehmen den Hinweis und die Sorgen der Familie nicht zuletzt deshalb besonders ernst, weil zwei Personen in der Familie bereits über grippe-ähnliche Krankheitssymptome geklagt hatten.

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UPDATE Freitag, 28. Februar: In der Nacht zu Freitag gab es für die Familie Entwarnung. Die Stadt Essen teilte offiziell mit, dass alle Proben der Familienmitglieder negativ ausgefallen sind. Das Klinikum habe die Proben noch in der Nacht ausgewertet; wenige Stunden später gab es Entwarnung. Trotzdem, erklärte Peter Renzel gegenüber unserer Redaktion am Freitagmorgen, bleibe die Familie vorsichtshalber noch 14 Tage in Quarantäne – so lange dauert die Inkubationszeit des Virus. Zwei Familienmitglieder hatten über grippeähnliche Symptome geklagt. Dass die Familie trotz der Negativ-Probe weiter in Quarantäne bleibt, sei eine vorgeschriebene Sicherheits-Maßnahme, die das Robert-Koch-Institut empfiehlt.

Nach dem ersten Verdachtsfall hat das städtische „Lagezentrum“ seine Feuertaufe damit hinter sich: Hier steht das Gesundheitsamt in ständigem Austausch mit Feuerwehr, Kliniken und den niedergelassenen Ärzten. Zwischen den Behörden, heißt es, gibt es ein abgestimmtes Vorgehen auf Grundlage der sogenannten Pandemiepläne.

Angst vor Coronavirus: 100 Anrufe beim Bürgertelefon in wenigen Stunden

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Unterdessen rufen viele Bürger seit Donnerstagmittag am Bürgertelefon der Stadt Essen an. In den ersten Stunden seit der Freischaltung habe es rund 100 Anrufe gegeben, berichtet Peter Renzel. „Die Leute sind vor allem verunsichert bei Reise-Rückkehrern aus Italien.“ Auch Fragen zur Hygiene, ob man jetzt Hamsterkäufe tätigen soll, und ob ein Besuch von Großveranstaltungen gefährlich sei, wären derzeit Themen der Bürger. „Die Stadt Essen sagt nach dem jetzigen Stand der Dinge keine Veranstaltung ab“, betont Peter Renzel. „Die Lage beim Coronavirus ist zwar dynamisch, aber Grund zur Panik gibt es nicht.“ Sein Appell: „Händewaschen, so gut wie es geht“, und: Wer Symptome hat, bleibe bitte zu Hause. „Das gilt aber immer und grundsätzlich.“

Auch am Freitagmorgen melden sich viele Bürger am Info-Telefon der Stadt: In den ersten Morgenstunden verzeichnete man schon mehr als 100 Anrufer, heißt es.

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Das Bürgertelefon der Stadt Essen ist täglich – auch am Wochenende – von 8 bis 18 Uhr erreichbar: 0201 1238888.