Essen. Beim Essener Rosenmontagszug lassen sich die Karnevalisten vom Nieselregen die gute Stimmung nicht verderben. Das Festkomitee ist zufrieden.

Kamelle und Konfettiregen: Der Essener Rosenmontagszug lockte 40.000 Menschen nach Rüttenscheid und ins Südviertel. Über 50 liebevoll gestaltete Wagen und Fußgruppen zogen unter lautem „Helau“ die Rü entlang. Besonders für die kleinen Besucher war der Rosenmontagszug ein Highlight.

Zahllose Kinderarme reckten sich nach herunterprasselnden Bonbons, Popcorntüten und Gummibärchen. „Die Kinder haben wahnsinnig viel Spaß“, bestätigte Christian Gessner, der seinen kleinen Sohn auf den Schultern trug. Er kommt jedes Jahr zum Zug: „Das ist einfach Tradition, auch wenn man kein großer Karnevalist ist.“

Gute Stimmung herrschte auch auf den Wagen – zum Beispiel auf dem des Allbau. Dort feierten rund 50 Jecken zu Karnevalsklassikern wie „Viva Colonia“. Mit an Bord war der zweifache Kanu-Olympiasieger Max Rendschmidt. „Ich fahre jetzt zum zweiten Mal beim Rosenmontagszug mit und die Stimmung ist unglaublich“, so der Sportler.

OB Thomas Kufen lobt ehrenamtliches Engagement der Jecken

Für das Stadtprinzenpaar Andreas I. und Heike I. war der Rosenmontagszug in Rüttenscheid ein unvergessliches Erlebnis.
Für das Stadtprinzenpaar Andreas I. und Heike I. war der Rosenmontagszug in Rüttenscheid ein unvergessliches Erlebnis. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das fand auch Oberbürgermeister Thomas Kufen, der ebenfalls auf dem Allbau-Wagen mitfuhr. Er lobte ausdrücklich das Engagement der ehrenamtlichen Jecken: „Die Tanzgarden, die das ganze Jahr über trainieren, die Eltern, die für ihre Kinder Kostüme schneidern – da steckt wirklich viel Arbeit dahinter.“

Einen besonders großen Auftritt hatte das Stadtprinzenpaar. In ihrem als Pferdekutsche gestalteten Wagen fuhren Prinz Andreas I. und Prinzessin Heike I. durch die Stadt. „Ein bisschen aufgeregt sind wir schon“, sagte Andreas I., bevor es los ging. „Diesen Moment werden wir wahrscheinlich nur einmal erleben“, ergänzte Heike I.

Karneval- Das war der 148. Rosenmontagszug in Essen-Kupferdreh

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    Oliver Weiß, Medienbeauftragter des Festkomitees Essener Karneval, zeigte sich am späten Nachmittag zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Zwar habe das regnerische Wetter wohl doch einige Menschen abgeschreckt und es seien weniger Jecken gekommen als erhofft: „Die Hauptsache ist aber, dass alles friedlich verlaufen ist.“

    Besonders froh sei er, dass die Karnevalsvereine aus Kettwig und Werden noch die Chance bekommen hätten, beim Essener Rosenmontagszug mitzufahren. Die Umzüge in den beiden Stadtteilen waren wetterbedingt abgesagt worden.

    Zwei Anzeigen, verlorene Kinder und jede Menge Müll

    Ein Streifenwagen der Essener Polizei eskortiert die Blaskapelle beim Umzug. Am Rande der Strecke registrierte sie keine gravierenden Vorkommnisse.
    Ein Streifenwagen der Essener Polizei eskortiert die Blaskapelle beim Umzug. Am Rande der Strecke registrierte sie keine gravierenden Vorkommnisse. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

    Ein Spektakel ohne gravierende Zwischenfälle: Die Essener Polizei verzeichnete einen ausgesprochen ruhigen Rosenmontag.

    Um 14.15 Uhr, eine Stunde nach Beginn des Umzuges, hatte die Polizei erst zwei Strafanzeigen geschrieben: eine wegen Beleidigung eines Polizeibeamten, die andere wegen Widerstand. Der Provokateur sei ins Gewahrsam gebracht worden, berichtete Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Eine nette Geste indes: Eine Karnevalistin hatte dem Oberkommissar einen knallroten Kussmund auf die Wange gedrückt.

    Der Malteser-Hilfsdienst hatte sich mit 32 Einsatzkräften und sechs Rettungswagen auf die Zugstrecke verteilt. Bis 15 Uhr zählte Stadtgeschäftsführer Dominik Kriege lediglich drei Vorfälle. Eine Person musste ins Krankenhaus gebracht werden, die anderen konnten an Ort und Stelle ambulant versorgt werden.

    Malteser-Hilfsdienst betreut weinenden Jungen, der seine Mutter verloren hatte

    Die Malteser-Einsatzkräfte an der Martinstraße (nähe Hotel Arosa) mussten sich auch um einen acht Jahre alten Jungen kümmern, der seine Mutter verloren hatte und den Tränen nahe war. Er wurde im Rettungswagen betreut, doch schon nach kurzer Zeit war dieser „Vermisstenfall“ gelöst. Die Mutter schloss den verlorenen Sohn überglücklich in ihre Arme.

    Auch andere „Vermisstenfälle“ gingen glimpflich aus. Polizei und Malteser sind darauf bestens vorbereitet. „Wir haben eine spezielle Anlaufstelle für Kinder, die in der Menschenmasse verloren gehen“, so Wickhorst.

    Blindenverein feiert im Karl-Hohlmann-Haus – „Jung Holl Pohl“ ist mit dabei

    Konfetti und Kamelle regnete es auf die Karnevalisten am Rande der Strecke nieder.
    Konfetti und Kamelle regnete es auf die Karnevalisten am Rande der Strecke nieder. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

    Ausgelassen war die Stimmung im Karl-Hohlmann-Haus an der Rüttenscheider / Ecke Martinstraße. Im großen Saal im Erdgeschoss hatte sich der Blinden- und Sehbehindertenverein Essen schon um 11 Uhr zum traditionellen karnevalistischen Brunch verabredet. Bei weit geöffneten Fenstern verfolgten sie das närrische Treiben. „Wir schunkeln und singen“, sagte der Vorsitzende Robert Leffer (72), der auch dem Krayer Karnevalsverein „Jung Holl Pohl“ angehört. Der Verein unter dem Dach der Kolpingsfamilie besteht seit genau 112 Jahren. „Jung Holl Pohl“, das sei altes Essener Platt und bedeute so viel wie „Junge, bleib bei der Stange“, erklärt Leffer. Zur Stärkung im Saal gab’s selbst gemachte Speisen und den einen oder anderen Korn.

    Entsorgungsbetriebe EBE rücken mit zwei Kolonnen an und räumen auf

    Rosenmontagszug – das ist für die in Orange gekleideten Kräfte der Entsorgungsbetriebe EBE seit jeher ein Großeinsatz. Zwei Teams waren im Einsatz: das eine im Startbereich des Zuges an der Gruga. Das zweite Team um Einsatzleiter Ralf Quabeck hatte sich mit 20 Mann gegen 14.30 Uhr am Rüttenscheider Stern aufgebaut: mit der großen und der kleinen Kehrmaschine sowie einem Sperrmüllwagen.

    Kaum hatte der letzte Wagen des Umzugs die Kreuzung passiert, holten die EBE-Leute den Kehrbesen raus und legten los. „Feierabend haben wir spätestens um 18 Uhr“, so Quabeck.