Essen. Das Handwerk in Essen sieht den Wohnungsbau in zunehmender Konkurrenz zu den ohnehin knappen Gewerbeflächen. Es warnt vor den Folgen.
Das Essener Handwerk sieht die verstärkte Wohnungsbaupolitik in Essen mit Sorge und verlangt ebenso mehr Gewerbeflächen für kleine Handwerksbetriebe. „Ich weiß, dass man nicht fordern kann, was nicht da ist. Aber wir müssen bestehende Flächen vor herannahenden Wohnungsraum verteidigen“, sagte Kreishandwerksmeister Martin van Beek am Montag auf dem Jahresempfang der Handwerkerorganisation vor Vertretern aus Politik und Wirtschaft.
Nach Schätzungen einer Studie fehlen in Essen bis 2030 rund 16.500 Wohnungen. Van Beek warnte in diesem Zusammenhang vor den Folgen, wenn Gewerbeflächen in der Stadt zurückgedrängt werden. „Wenn die Auflösung von Gewerbeflächen so ungebremst weitergeht wie bisher, droht Essen ein kaum umkehrbarer Substanzverlust von handwerklichen Dienstleistungsunternehmen.“
Handwerk fordert von Bürgern mehr Solidarität
In der Vergangenheit hatte das Handwerk als Beispiel für verlorenen Gewerberaum häufig Rüttenscheid angeführt, wo unter anderem auf dem Gelände von Holz Konrad Wohnungen entstehen, genauso am Standort es ehemaligen Autohauses van Eupen.
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Zwar sei auch das Essener Handwerk grundsätzlich für mehr attraktiven und bezahlbaren Wohnraum in Essen, um „kluge Köpfe“ in die Stadt zu ziehen und Pendlerströme aufzulösen. Allerdings dürfe bei der Verteilung rarer Flächen das Handwerk nicht zu kurz kommen. „Wir brauchen kleinteilige, quartiersnahe Gewerbeflächen für alle Gewerke und das in jedem Quartier“, so van Beek.
Mit Sorge sieht van Beek, wie sich in manchen Stadtteilen Bürger gegen geplante Gewerbeflächen wehren. „Es kann nicht sein, dass in der Regel finanzielle Interessen und persönliche Befindlichkeiten mit dem Deckmäntelchen des Umwelt- und Klimaschutzes zu gedeckt werden“, so van Beek. Bürgerpflicht dürfe hier nicht am eigenen Gartenzaun enden.
Bürokratiezuwachs verärgert Handwerk
Neben der andauernden Unbill mit fehlenden Gewerbeflächen prangerte van Beek die galoppierende Bürokratie an, die Handwerksbetrieben zu schaffen mache. „Wir sind nicht Unternehmer geworden, um Kassenzettel zu sortieren“, sagte der Kreishandwerksmeister und verteilte damit eine Spitze gegen die gesetzliche Bonpflicht, die seit Anfang des Jahres bundesweit gilt.
Van Beek warnte davor, dass junge Menschen mit Blick auf wachsende bürokratische Vorgaben und Pflichten den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen könnten. „Wir brauchen belastbare politische Entscheidungen, die das Handwerk durchgreifend entlasten“, forderte der Kreishandwerksmeister.