Essen. Die Stadt Essen richtet eine neue Fachstelle ein, die die Angebote für Kinder psychisch und suchtkranker Eltern bündeln soll.
Die Stadt Essen richtet eine Fachstelle ein, die die Versorgung von Eltern und Kindern verbessern soll, deren Familien an Sucht- oder psychischen Krankheiten leiden. Das gab Gesundheits-Dezernent Peter Renzel bekannt. Die Fachstelle, die vom Gesundheitsamt getragen und von der Stadt finanziert wird, richtet sich an Fachkräfte. Sie soll im zweiten Halbjahr 2020 ihre Arbeit aufnehmen.
Fachstelle soll „Lotsen-Funktion“ übernehmen
Die Fachstelle soll „eine Lotsen-Funktion“ übernehmen, erklärte Renzel, und Anlaufstelle sein für Fachkräfte, die mit Eltern und Kindern zu tun haben, die von Sucht und psychischen Krankheiten betroffen sind. Die Fachstelle soll Experten vermitteln, auf bestehende Angebote hinweisen und Fort- und Weiterbildungen organisieren.
Nach Schätzungen leiden rund 20.000 Kinder und Jugendliche in Essen unter einer Sucht- oder psychischen Erkrankung der Eltern. „Obwohl Essen eine bundesweit vorbildliche Infrastruktur hat, was die Hilfe für die Betroffenen angeht, erfahren wir oft zu spät, was mit Kindern und Jugendlichen los ist“, bekannte Renzel.
Die Kinder leiden still
Kinder psychisch kranker oder suchtkranker Eltern leiden still. Ihre Probleme werden oft erst spät sichtbar. Kinder, die zu Hause keinen sicheren Hafen vorfinden, weil sich suchtkranke Erwachsene unberechenbar verhalten, übernehmen oft Aufgaben für ihre Eltern und sorgen oft mit übermäßig angepasstem Verhalten dafür, dass zu Hause zumindest zeitweise eine gewisse Stabilität herrscht.
„Parentifizierung“ nennt man es, wenn Kinder in die erwachsenen Rollen von Versorgern und Kümmerern gedrängt werden. Ihre seelische Not bleibt in der Regel unbeachtet. „Sie leiden extrem“, sagte Renzel. Sie sind einem ungleich höheren Risiko ausgesetzt, selbst seelisch zu erkranken als Kinder aus gesunden Familien. Die Erkrankung zeigt sich später unter anderem als Sucht sowie in abgebrochenen Bildungsbiografien.