Essen. Zehn Jahre nach dem Umbau der Rheinischen Bahntrasse zu einem Radweg folgt am Berthold-Beitz-Boulevard nun der Lückenschluss.

Zehn Jahre sind nunmehr vergangenen, seit die Schienen der Rheinischen Bahn zum Radweg umgebaut wurden. Die Trasse ist beliebt, und doch blieb sie zu Leidwesen der vielen Radfahrer – 2000 sind es täglich – eine unvollendete. Nun schließt der Regionalverband Ruhr (RVR) die Lücke und baut eine Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard. „Darauf haben wir lange, lange warten müssen“, sagte Jörg Brinkmann, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), am Rande des obligatorischen ersten Spatenstichs.

Den nahm am Freitag Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) gemeinsam mit RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel und Oberbürgermeister Thomas Kufen vor. 2,9 Millionen Euro investieren das Land NRW und der Regionalverband in den Brückenschlag. Die 82 Meter lange und sechs Meter breite Stahlkonstruktion soll im Frühjahr 2021 eröffnet werden.

Radfahrer rasen auch schon mal bei Rot über die Ampel

Heute müssen Radfahrer die Radtrasse an der Pferdebahnstraße über Rampen verlassen und rasen auch schon mal bei Rot über die Ampel. „Das geht natürlich nicht. Das ändern wir jetzt mit der Brücke“, sagte Geiß-Netthöfel.

Die neue Brücke wird den für Radschnellwege vorgesehenen Standard erfüllen – anders als der 2010 fertiggestellte Radweg, der erst danach zum RS1 aufgewertet wurde. Das heißt, der Radweg auf der Brücke wird vier Meter breit und durch einen Trennstreifen von dem zwei Meter breiten Fußweg abgeteilt. Die Fahrbahndecke wird asphaltiert. Planerisch wurde also draufgesattelt. Auch deshalb hat sich der Bau verzögert. Erste Planungen für eine Brücke gab es schon 2015.

Rad-Aktivisten geht der Weiterbau des RS1 viel zu langsam

„Wir wollen den Lückenschluss so schnell wie möglich“, sagte nun Thomas Kufen und nährte damit wohl auch Hoffnungen bei all jenen, die darauf warten, dass der Radschnellweg endlich fertig wird. Im Eltingviertel am Rande der Innenstadt klafft die nächste Lücke. Fahrrad-Aktivisten machten darauf einmal mehr mit Protestplakaten aufmerksam.

Hendrik Wüst nahm den Ball auf: Die Schnecke sei das Wappentier für jede Planung, kommentierte der Minister. Warum auch für den Bau von Radschnellwegen eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich sei, wie sie auch beim Bau von Autobahnen verlangt wird? Auch ihm erschließe sich das nicht, gestand der Minister und ließ ein Plädoyer für den Ausbau des Radverkehrs folgen. „Am Geld wird es nicht scheitern“, betonte Wüst. Die Mittel aber flössen nur spärlich ab, weil es an fertigen Planungen fehle. Zuständig dafür ist Straßen NRW, ein landeseigener Betrieb.

ADFC-Sprecher Jörg Brinkmann hofft, dass entlang der ehemaligen Rheinischen Bahn nun wenigstens nachgebessert wird. In Schönebeck ist die Radautobahn teilweise noch eine Schotterpiste.