Essen-Rüttenscheid. Das Seniorenheim St. Martin in Essen-Rüttenscheid erweitert sein Angebot und kümmert sich nun auch um ambulante Pflege.
Das Seniorenzentrum St. Martin in Rüttenscheid baut sein Angebot aus. Kümmerten sich die Mitarbeiter bislang ausschließlich um die Bewohner des Hauses, übernehmen einige von ihnen jetzt auch auf Wunsch die ambulante Versorgung von pflegebedürftigen Menschen im Umfeld der Einrichtung.
Zehn Pflegekräfte sind für das Quartier in Essen-Rüttenscheid im Einsatz
Bisher galten für Heime enge Grenzen, erläutert Markus Kampling, Geschäftsführer der Katholischen Pflegehilfe, zu der das Haus an der Rüttenscheider Straße 277 gehört. Der Zuständigkeitsbereich sei auf die Pflege der Bewohner beschränkt gewesen. Doch nun dürfe man auch im Wohnquartier tätig sein. Die Katholische Pflegehilfe sei der „erste frei-gemeinnützige Träger in Essen“, der ein entsprechendes Konzept umsetze.
Zehn Pflegekräfte der Einrichtung bilden das Team, das die Aufgabe übernimmt. Sie alle stocken ihre Arbeitszeiten auf, haben dann beispielsweise statt einer halben dann eine 75-Prozent-Stelle. Das Leistungsspektrum im St. Martin-Heim selbst dürfe durch die Ausweitung keinesfalls geschmälert werden, sagt Einrichtungsleiterin Ute Bressler.
Ein Haus mit 102 Plätzen für Pflegedürftige
Das Seniorenheim St. Martin hat im Jahr 2007 eröffnet, hat 96 Mitarbeiter und 102 Plätze für Bewohner.
Der Träger, die katholische Pflegehilfe, vereint neben dem Haus in Rüttenscheid unter anderem eine Gruppe für ambulante Palliativpflege, eine Demenz-WG, eine Gesellschaft für Alltagsdienstleistungen sowie einen Betreuungs- und Beratungsdienst für Senioren unter ihrem Dach.
Rund 600 Mitarbeiter sind insgesamt im Einsatz und versorgen rund 2000 Pflegebedürftige.
Kontakt: 185750, info@sz-st-martin.de
Da das Angebot für einen Umkreis von wenigen hundert Metern gelte, „können die Mitarbeiter den Weg zu Fuß zurücklegen“. Bevor sie sich aufmachen, schnüren sie einen Rucksack, in dem unter anderem Schutzhandschuhe, Erste-Hilfe-Set und Desinfektionsmittel ihren Platz finden. Müssten dem Patienten Medikamente verabreicht oder Spritzen gesetzt werden, „dann befinden die sich in der Wohnung des Pflegebedürftigen“, erklärt Kampling. Diese Formen der Pflegebehandlungen machen das Angebot von St. Martin ebenso aus wie Körperpflege, Hilfe bei der Essenszubereitung oder die Begleitung zu Arztbesuchen.
Erste Anfragen aus dem Wohnquartier liegen nach Angaben des Hauses bereits vor. Man stehe derzeit im Kontakt mit Interessenten, so dass in Kürze auch die konkrete Umsetzung des Konzepts erfolgen könne.
Heim versteht sich als Ergänzung zu privaten Anbietern
Kampling betont, dass sich das Heim nicht als Konkurrent zu den ambulanten Pflegediensten verstehe, sondern vielmehr als Ergänzung. Aus vielen Gesprächen wisse man, dass der Pflegebedarf enorm groß sei, aber längst nicht alle Wünsche erfüllt werden könnten. Die Einrichtung stehe in engem Austausch mit mehreren Hausarztpraxen und daher sei die Situation im Viertel bekannt. Insbesondere gefragt seien Zeiten in den Morgenstunden, wenn die Patienten nach dem Aufstehen Hilfe beim Waschen, Ankleiden oder der Frühstückszubereitung benötigen, erläutert der Geschäftsführer.
Dass in der ambulanten Pflege eine große Nachfrage bestehe, bestätigt auch Jens Ofiera, Sprecher des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe, dem private Anbieter angehören. Daher sei es durchaus sinnvoll, wenn sich Seniorenheime auch in ihrem Stadtbezirk ambulant engagieren. Der Fachbereich Soziales der Stadtverwaltung sieht einen Vorteil in dem Konzept darin, dass die Menschen im Rahmen der ambulanten Pflege die Pflegekräfte schon kennenlernen würden und ein Eingewöhnen bei einer möglichen stationären Dauerpflege leichter fallen werde. Die Stadt begrüße es, wenn ein Anbieter wie das Seniorenheim gesetzliche Möglichkeiten ausschöpfe.
Markus Kampling hat in den vergangenen Monaten mit der Krankenkasse AOK verhandelt, um sich schließlich auf ein Versorgungskonzept für das Quartier in Rüttenscheid zu verständigen. Das Angebot gelte aber auch für Patienten anderer Kassen, betont er. Das Heim wolle einen Beitrag leisten, um Betroffene in ihrem Lebensalltag zu unterstützen.