Essen. Wohnungslose haben auf dem angespannten Wohnungsmarkt kaum eine Chance. Der Allbau stellt Wohnraum bereit, den die GSE für Wohnungslose anmietet.

Der Essener Wohnungsmarkt ist leergefegt und die Konkurrenz unter den Wohnungssuchenden wächst. Wer abgestürzt und wohnungslos ist, hat besonders schlechte Karten, wieder ein festes Dach über den Kopf zu bekommen. Die Zusammenarbeit zweier Stadttöchter soll dieser Gruppe die Chance für einen Neuanfang geben. Die GSE (Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen) und das Wohnungsunternehmen Allbau vermitteln Mietwohnungen speziell für wohnungslose Menschen.

GSE-Prokurist Robert Grebe umreißt das durchschnittliche Profil dieser Zielgruppe. Meistens handele es sich um männliche Personen, 40 bis 50 Jahre alt, geschieden bzw. getrennt und allein lebend, arbeitslos und alkoholabhängig, überschuldet und aus der Wohnung geflogen, die Schufa-Auskünfte: negativ. Wer dann auch noch verwahrlost auftritt, hat kaum Chancen, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

Hat sich der Bewohner stabilisiert, zieht sich die GSE zurück

Das Besondere an der GSE-Allbau-Kooperation: Der Allbau stellt preiswerte Wohnungen zur Verfügung, allerdings tritt nicht der Wohnungslose als Mieter auf, sondern die GSE. Sollte sich nach einem Jahr zeigen, dass sich der Bewohner stabilisiert hat, zieht sich die GSE zurück. „Danach schließen wir den Mietvertrag direkt mit dem Bewohner ab“, sagt Allbau-Prokurist Samuel Serifi.

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In den Männer-Wohnheimen der GSE leben rund 170 wohnungslose Männer – eine schwierige Klientel. „Die ersten Erfahrungen mit dem Wohn-Projekt sind durchwachsen, man braucht einen langen Atem“, gesteht Robert Grebe. Der eine schaffe den Sprung in ein Regelmietverhältnis relativ schnell, der andere nicht.

Bei der Auswahl der Klienten gehen die Verantwortlichen mit großem Fingerspitzengefühl vor. Männer, die mit großer Wahrscheinlichkeit den Hausfrieden stören könnten, kämen eher nicht infrage. Der Allbau wiederum wählt Wohnungen in Häusern aus, die Bewohner mit schwierigem Profil aushalten. Um eine Stigmatisierung zu verhindern, werde strengste Diskretion gewahrt.

Nicht auf die Wohnung kommt es an, sondern auf die professionelle Betreuung

Die Verantwortlichen bei der GSE und beim Allbau haben eine übereinstimmende Erfahrung gemacht. „Nicht die bereitgestellte Wohnung ist für den Erfolg des Projektes maßgebend, sondern die professionelle Betreuung durch die GSE“, so der Allbau-Prokurist. Christian Becker, der bei der GSE das Betreute Wohnen koordiniert, weist darauf hin, dass mit dem Bewohner ein Betreuungsvertrag abgeschlossen werde. Dieser beinhalte einen detaillierten Hilfeplan mit klar formulierten Zielen.

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Eine Erfolgsgarantie sei dies allerdings immer noch nicht. Die GSE-Leute berichten von einem wohnungslosen Mann, der bestens für das Projekt geeignet schien. „Er machte zunächst eine stabilen Eindruck“, sagt Robert Grebe. Doch dann folgte der Rückfall in alte Verhaltensmuster. Bei vorher vereinbarten Besuchsterminen wurde die Tür nicht geöffnet, die Klingel sei abgestellt gewesen, das Handy auch, Briefe blieben ungeöffnet, Miete wurde nicht gezahlt. Erst im letzten Moment sei der Mann „gerettet“ und stabilisiert worden.

Vorerst zehn Wohnungen stellt der Allbau für das Wohnungslosen-Projekt zur Verfügung. Davon sind zurzeit sieben bewohnt. Die achte Wohnung wird voraussichtlich im März an zwei wohnungslose Brüder vermietet.