Essen-Altenessen. Für 2 Millionen Euro kauft die Essener Brauerei Stauder eine neue Abfüllanlage und Flaschenwaschmaschine. Größte Investition der Firmengeschichte

Die Privatbrauerei Stauder steht vor einer der größten Investitionen der jüngsten Firmengeschichte: In den nächsten fünf Wochen werden an der Stauderstraße in Essen-Altenessen für insgesamt zwei Millionen Euro eine neue Flaschenwaschanlage und eine neue Abfüllanlage eingebaut.

Noch rattert die alte Flaschenwaschanlage, werden stündlich in der Abfüllanlage 26.000 Flaschen mit frischem Pils, mit Bierchen, Radler oder Malzbier befüllt. Doch im Laufe des Freitags, 31. Januar, ist erst einmal Schluss: Dann werden beide Anlagen abgestellt, erfolgt der Ausbau und später der Einbau. Aber nicht nur das: „Wenn die Halle schon mal leer ist, dann nutzen wir die Gelegenheit, renovieren und erneuern die Bodenfliesen“, sagt Brauereichef Axel Stauder.

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Für die Montage wurde ein Teil der Fassade aufgeschnitten

Die neuen Anlagen wurden bereits mit Schwertransportern angeliefert und warten verpackt und verhüllt auf dem Hof vor der Brauerei. „Da oben haben wir schon einen Teil der Fassade für den Einbau wegnehmen müssen“, sagt Axel Stauder. Spezialkräne werden dann die Maschinen ins erste Obergeschoss in den sogenannten „Flaschenkeller“ heben.

Die neue Abfüllanlage wird in einem Stück in die Halle gehoben und dort angeschlossen. Laut Brauereichef Axel Stauder wird die  Produktion in spätestens fünf Wochen wieder aufgenommen.
Die neue Abfüllanlage wird in einem Stück in die Halle gehoben und dort angeschlossen. Laut Brauereichef Axel Stauder wird die Produktion in spätestens fünf Wochen wieder aufgenommen. © Dennis Ewert | Dennis Ewert

Vorher werden die mittlerweile 28 Jahre alten Anlagen von einer Firma demontiert und verschrottet. „Ein Verkauf ist leider nicht möglich, da eine sorgfältige Demontage einfach zu lange dauern würde“, erklärt Axel Stauder, „einen so langen Ausfall können wir uns dann doch nicht leisten“.

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Um Engpässe zu vermeiden, wurden extra Nachtschichten eingelegt

Schon seit geraumer Zeit würde man extra Nachtschichten fahren, um die Lager mit Flaschenbier zu füllen. „Wir haben sogar zusätzliche Lagerflächen angemietet“, sagt Thomas Stauder. Schließlich müsse man fünf Wochen Stillstand überbrücken, ohne dass es zu Versorgungsengpässen kommt.

Sollte es trotzdem eng werden, würde eine befreundete Brauerei aus Koblenz die Abfüllung zeitweise übernehmen. „Wir Privatbrauereien helfen uns da gegenseitig“, so die beiden Stauder-Chefs.

Bis zu 33.000 Flaschen können in der Stunde gefüllt werden

Die Erneuerung der Maschinen ist aus verschiedenen Gründen nötig geworden: Zum einen sind die Maschinen in die Jahre gekommen, „und man weiß nie genau, ob es im Falle einer Reparatur noch Ersatzteile gibt, die schnell eingebaut werden können“, so Axel Stauder. Das Risiko eines längeren Ausfalls aufgrund von Reparatur will man bei Stauder nicht tragen.

Zum anderen verbraucht die neue Abfüllanlage deutlich weniger Energie und sie läuft schneller, störungsfreier und effizienter – dann können 30.000 bis 33.000 Flaschen in der Stunde mit dem Gerstensaft gefüllt werden. Damit kann Stauder, wenn alles glatt läuft, in der ersten März-Hälfte starten. Dann wird neben den bekannten Bieren auch ein neues abgezapft: Das „helle Bierchen“ mit etwas mehr Stammwürze und Alkohol als das Pils kommt in diesem Frühjahr auf den Markt.

Ein klares Statement für die Zukunft der Brauerei

Die Investition ist auch ein ein klares Statement für die Zukunft der Essener Privatbrauerei, die von den Cousins Axel und Thomas Stauder bereits in der sechsten Generation betrieben wird: „Natürlich denken wir als Familienunternehmen nicht in Monaten, sondern in Jahrzehnten“, sagt Axel Stauder und betont, dass man viel Wert auf Kontinuität lege, ohne das Wachstum aus den Augen zu verlieren. So sei es Stauder gelungen, den Absatz zu steigern und sich als Marke fest in der Region zu etablieren.

Ob es bereits eine siebte Generation gibt, die diese Tradition weiterführt? „Mein Sohn ist gerade 18 und macht Abitur. Bier trinkt er übrigens gerne“, sagt Axel Stauder. „Meiner ist gerade 13, interessiert sich fürs Brauen, hat aber natürlich noch Alkoholverbot“, ergänzt Thomas Stauder und lacht.

Geschichte der Brauerei

Theodor Stauder, ein aus Bayern stammender Bierbrauergeselle und Fassbinder, pachtete 1867 die Hausbrauerei Schlicker in Essen. Er verlagerte ein Jahr später die Brauerei nach Altenessen und ließ die neue Brauerei 1888 unter seinem Namen in das Königlich Preußische Firmenregister eintragen. Seit 2005 sind Thomas Stauder und Axel Staude in der sechsten Generation für die Geschäftsführung der Brauerei verantwortlich.

Die Ausbildung genießt traditionell einen enorm hohen Stellenwert beim Altenessener Familienunternehmen. Aktuell beschäftigt die Privatbrauerei Jacob Stauder 15 Auszubildende. Davon arbeiten neun im kaufmännischen Bereich als Industriekaufleute und sechs Azubis erlernen den Beruf des Brauer und Mälzers.