Essen. Seit drei Jahren beobachten Polizei-Kameras das Geschehen am Rheinischen Platz. Straftaten gingen vom Start an zurück. Der Trend setzt sich fort.

Drei Jahre nach der allerersten Klappe für die Polizei-Kameras am Rheinischen Platz in der Essener Innenstadt spricht die Behörde von einem Erfolg und zieht recht zufrieden Bilanz: Nachdem die Zahl der Straftaten an dem erklärten Kriminalitätsbrennpunkt bereits im ersten Jahr der Videobeobachtung um fast 36 Prozent und damit deutlicher zurückgegangen ist als im Rest der Stadt, hat sich der positive Trend auch in 2019 fortgesetzt.

Zwar habe es insbesondere bei der Drogenszene absehbare Verdrängungseffekte etwa zum Viehofer Platz gegeben. Doch eine vergleichbare kriminelle Szene habe sich an anderen Orten der Stadt schon deshalb nicht etabliert, weil viele auswärtige Händler Essen nun meiden. „Wir haben jedenfalls keine neuen Schwerpunkte“, sagte Polizeisprecher Christoph Wickhorst, auch weil die Polizei die Treffs der Dealer kenne und ihnen nachsetze, bevor sie sich an einem neuen Ort dauerhaft einrichten.

Trotz aller Erfolge gilt der Rheinische Platz nach wie vor als Brennpunkt

Trotz aller Erfolge gelte der Rheinische Platz aber nach wie vor als Brennpunkt. Zwar seien die Bürgerbeschwerden deutlich zurückgegangen, die Fallzahlen, insbesondere bei den Rauschgiftdelikten, jedoch nach wie vor hoch genug, um die Videoüberwachung auch in diesem Jahr weiterhin zu rechtfertigen und damit fortzusetzen zu können.

Die Videobeobachtung am Rheinischen Platz ist für die Polizei eine Erfolgsstory.
Die Videobeobachtung am Rheinischen Platz ist für die Polizei eine Erfolgsstory. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Genug zu tun gibt’s nach wie vor: 309 Einsätze fuhr die Polizei im vergangenen Jahr in dem überwachten Areal, nicht nur um Straftaten zu verfolgen, sondern auch um Verdächtige zu überprüfen, hilflosen Personen beizuspringen oder um Streitigkeiten zu schlichten. In solchen Fällen schnell reagieren und einen Streifenwagen an den Ort des Geschehens schicken zu können, das die Beamten „live“ auf den Monitoren auf der Leitstelle fast rund um die Uhr verfolgen, sei der große Vorteil der Videobeobachtung gegenüber einer Überwachung. Bei der werden die Bilder schlicht aufgezeichnet, was zur nachträglichen Aufklärung einer Straftat beitragen, aber keine einzige durch möglichst sofortiges Eingreifen verhindern kann.

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Für weitere Kameras gibt es noch kein grünes Licht

Auf vielen straßentypischen Kriminalitätsfeldern sind die Delikte am Rheinischen Platz rückläufig: Die Zahl der bekannt gewordenen Diebstähle sank von 51 auf 36, die der Sexualstraftaten von sieben auf zwei. Zudem registrierte die Polizei weniger Überfälle und 33 Körperverletzungen, deren Zahl im Jahresvergleich stagnierte. Dazu kommen 64 Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, im Vorjahr waren es 54. Diese Zunahme erklärt Polizeisprecher Christoph Wickhorst mit dem Prinzip sogenannter Kontrolldelikte: Je genauer die Ordnungshüter hinschauen, desto mehr Verstöße decken sie auf.

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Wickhorst betont, dass Essens erste Videobeobachtung im öffentlichen Raum mittlerweile eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung genieße. Der Ruf nach weiteren Standorten wird lauter, auch wenn die angezeigten Straftaten in Essen seit Jahren rückläufig sind. Doch so ohne Weiteres sei das nicht zu machen: Zunächst müssten neue Kriminalitätsbrennpunkte definiert werden. Teile Altendorfs und der Viehofer Platz, an dem sich nach wie vor eine Drogendealer-Szene breit zu machen versucht, waren zwar bereits in der Diskussion.

Bislang blieb’s bei Überlegungen für eine weitere Kamerastandorte

Jedoch blieb’s bislang bei Planspielen, denn eine weitere Anlage zur Videobeobachtung kostet nicht nur viel Geld - am Rheinischen Platz wurden rund 500.000 Euro investiert - sondern bindet auch jede Menge Personal, an dem es der Behörde nach wie vor mangelt. An den Monitoren in der Leitstelle kommen jedes Jahr über 7000 Arbeitsstunden zusammen.

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Auch die Stadt Essen, die Kameras mit künstlicher Intelligenz für die Viehofer Straße nach Mannheimer Vorbild ins Auge gefasst hat, ist mit ihrem Vorhaben noch nicht entscheidend weiter gekommen, sagte Ordnungsdezernent Christian Kromberg am Donnerstag auf Nachfrage: „Es werden aber viele Gespräche geführt.“