Essen. Capital Bra, Samra oder RAF Camora: Essener lieben Hip-Hop. Das zeigen die Spotify-Streaming-Charts. Da hat es sogar ein Ed Sheeran schwer.

Essener lieben die Musik des Berliner Straßenrappers Capital Bra. Keinen anderen Künstler haben sie im vergangenen Jahr häufiger beim Streaming-Dienst Spotify ausgewählt. Damit schlägt Capital Bra in den Charts dieser Stadt selbst Stars wie Ed Sheeran um Längen. Seichtere Töne wie die von Helene Fischer sucht man auf den vorderen Plätzen dieser Hitliste gar vergeblich. Essen hört Hip-Hop.

„Capital wer?“, werden viele Menschen außerhalb des Rap-Kosmos’ jetzt fragen. Denn trotz seines Erfolgs wird der Berliner mit ukrainischen und russischen Wurzeln längst nicht jedem ein Begriff sein. Bekannter wurde der 25-Jährige vor zwei, drei Jahren. Und zwar nicht nur wegen seiner Rap-Musik, sondern auch wegen seines Lebensstils. Protzige Gucci-Klamotten und dicke Autos zählen zu seinen Markenzeichen. Capital Bra versteht es, sich in Internet-Netzwerken in Szene zu setzen und provoziert auch schon mal Schlagzeilen, wenn er sich von Rap-Veteran Bushido distanziert oder erklärt, von kriminellen Clans bedroht zu werden.

Essener KC Rebel auf Platz 10. Er hat in der Rot-Weiss-Jugend mit Mesut Özil gekickt

In den Spotify-Charts 2019 für Essen haben es gleich sechs Songs von Capital Bra unter die Top 15 geschafft, darunter „Prinzessa“, „Wieder Lila“ und seine Version des alten Modern-Talking-Knüllers „Cherry Lady“. Gefolgt in der Liste der beliebtesten Download-Künstler wird Vladislav Balovatsky, wie Capital Bra eigentlich heißt, von Samra und RAF Camora, zwei Kollegen aus der Abteilung Hip-Hop.

Der Essener KC Rebell war auf dem Sprung zum Fußball-Star. Doch dann kamen ein Ausraster und seine Rap-Karriere dazwischen.
Der Essener KC Rebell war auf dem Sprung zum Fußball-Star. Doch dann kamen ein Ausraster und seine Rap-Karriere dazwischen. © dpa | Rainer Jensen

Die Hitliste geht so weiter. Auf den Plätzen folgen Rapper wie Luciano oder Mero. Auf Platz zehn findet sich ein Lokalmatador aus dem Ruhrgebiet: KC Rebell ist als Sohn kurdischer Eltern in Essen aufgewachsen und galt in seiner Jugend als große Fußball-Hoffnung. Bei Rot-Weiss hat er Seite an Seite mit dem späteren Nationalspieler Mesut Özil gespielt. Bis zu dem Tag, an dem er sich derart maßlos über eine Schiedsrichterentscheidung aufgeregt hat, dass er handgreiflich wurde, wie er später selbst erzählte. Das sei der Anfang vom Ende seiner Kickerkarriere gewesen.

Am häufigsten wurde in Essen der Song „Roller“ von Apache 207 gestreamt

Die erste Frau in der Essener Spotify-Liste muss man länger suchen. Es ist die Schweizerin Loredana auf Platz 13. Ihr Musikstil? Natürlich Hip-Hop. Der erste Nicht-Rapper taucht zwei Plätze hinter ihr auf. Es handelt sich um den britischen Vorzeige-Popstar Ed Sheeran als Fünfzehnter. Mit Essen verbindet ihn eine recht brisante Geschichte: Im Jahr 2018 war eigentlich ein Mega-Konzert auf dem Gelände des Flughafens Essen/Mülheim geplant. Doch dann war dem Star die dort brütende Feldlerche in die Quere gekommen. Das Konzert konnte niemals stattfinden.

Der Song, der im vergangenen Jahr zwischen Karnap und Kettwig am häufigsten bei Spotify gestreamt wurde, stammt allerdings nicht von Überflieger Capital Bra, sondern von Apache 207, einem weiteren Deutschrap-Vertreter. Er heißt „Roller“. Auf Platz 2 liegt „Vermissen“, ein Gemeinschaftswerk von AnnenMayKantereit-Sänger Henning May und Rapperin Juju. Bei Platz drei wären wir wieder bei Capital Bra und „Prinzessa“.

Auch deutschlandweit liegt Capital Bra vorne

So grundlegend anders als der Musikgeschmack in ganz Deutschland sind die Vorlieben der Essener übrigens nicht. Die Liste der beliebtesten Spotify-Künstler des Jahres 2019 deutschlandweit führt Capital Bra ebenfalls an – auch hier vor Samra und RAF Camora.

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hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus essenSpotify-Nutzer können sich übrigens auch ihren persönlichen Jahresrückblick ansehen und so erfahren, welche Künstler und Songs sie am häufigsten gestreamt haben. Mit den „Wrapped Share Cards” können sie diese über Instagram, Facebook, Twitter und Snapchat mit Freunden teilen. Erstmals können sich die Hörer ihren Jahresrückblick direkt in der Spotify-App auf dem Smartphone und Tablet sowie auf der Webseite unter spotify.com/wrapped ansehen.

Capital Bra: Erfolgreicher als die Beatles

Streaming-Dienste wie Spotify, Amazon Music oder Apple Music sind gerade in der populären Musik das Maß aller Dinge. Hier müssen keine Tonträger gekauft werden, es kann über einen festen Monatsbeitrag so viel Musik wie gewünscht über das Internet gehört werden.

Das Streaming hat Top-Rappern wie Capital Bra große Erfolge beschert. Gemessen an der Zahl seiner Nummer-eins-Hits in Deutschland gilt Capital Bra als der erfolgreichste Künstler überhaupt und übertrifft damit sogar die Beatles.