Essen. Kurz hintereinander wurden in Altendorf und der nördlichen City mehr als 20 Barbershops eröffnet. Die Polizei sieht Bezüge zur Clankriminalität.

Im Kampf gegen Clankriminalität will die Essener Polizei verstärkt Barbershops unter die Lupe nehmen. Die Polizei habe in den vergangenen Monaten eine auffällige Häufung an Gewerbeanmeldungen in dem Friseurhandwerk festgestellt, sagte der Essener Hauptkommissar Thomas Weise der „Rheinischen Post“ (Bezahlinhalt): „Wir haben die Läden von Anfang an im Blick“ – wie sämtliche andere Geschäftsbereiche auch unter Beobachtung stünden, die einen möglichen Bezug zu kriminellen Mitgliedern behördenbekannter Familien haben.

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„Barbershops sind ein neues Phänomen, das in unseren Kontrollfokus gerückt ist. Die Shops werden in diesem Jahr im Zusammenhang mit Clans das Thema werden.“ Allein im Problemviertel Altendorf und der nördlichen Innenstadt in Essen seien über 20 Barbershops kurz hintereinander eröffnet worden, sagte Weise. „Da sie sich in den einschlägigen Vierteln befinden, gehen wir momentan davon aus, dass es da Bezüge zur Clankriminalität gibt.“ Man sollte jedoch nicht alle Betriebe über einen Kamm scheren. Wie groß der mutmaßlich kriminelle Anteil schwarzer Schafe ist, sei offen. Für ein eindeutiges Lagebild seien die Erkenntnisse noch nicht ausreichend, betonte der Erste Polizeihauptkommissar.

Barbershops in Essen werden überprüft – Ergebnisse erst in einigen Monaten

Die Entwicklung sei von dem Essener Netzwerk zur Bekämpfung der Clan-Kriminalität bereits im vergangenen Jahr als auffällig bewertet worden. Ob mutmaßlich illegale Geschäfte und deren Verabredung unter dem Kontrolldruck in den eher auffälligen Shisha-Bars nun in kleinere Objekte verlagerten werden, scheint denkbar, ist aber bislang nicht mehr als eine Vermutung. „Die genauen Gründe dafür kennen wir noch nicht“, sagt Weise.

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Zusammen mit der Stadt, dem Zoll und den Finanzbehörden werde man dem Phänomen aber möglichst auf den Grund gehen. So werden Gewerbeanmeldungen und auch Einnahmen überprüft, um zu schauen, ob sie den tatsächlichen Umsätzen der Barbershops entsprechen und ordnungsgemäß angegeben werden. Bis belastbare Erkenntnisse vorliegen, dürfte es allerdings noch ein paar Monate dauern. Viele der Barbershops existierten noch kein Jahr und müssen ihr erste Bilanz erst noch vorlegen.

Barbershops als Treffpunkt und Rückzugsmöglichkeit der Clan-Mitglieder

Die Problematik besteht auch in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens: „Erste Erkenntnisse zeigen, dass Barbershops im Einzelfall von kriminellen Clan-Mitgliedern betrieben und durch das Clan-Milieu als Treffpunkt und Rückzugsmöglichkeit genutzt werden“, sagte eine Sprecherin des Landesinnenministeriums der Zeitung.

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Erst vor wenigen Tagen waren in Berlin-Wedding 14 Barbershops kontrolliert worden. Zwei Läden wurden geschlossen und drei Menschen wegen unerlaubten Aufenthaltes vorläufig festgenommen. Auf Twitter erklärte die Polizei: „Die Bekämpfung krimineller Strukturen hat in Berlin auch weiterhin eine hohe Bedeutung.“ (j.m./dpa)