Essen. In der Liste jener Städte, die mit Raffinerie-Müll hantierten, taucht auch Essen auf. Doch hier wurde der Stoff nur gehandelt, nicht verbrannt.
Hoch belastete Raffinerie-Abfälle, die als vermeintlicher „Petrolkoks“ verbrannt wurden und dazu eine Liste von Städten, die auch Essen aufführt – da schlug mancher in der örtlichen Politik gleich zu Jahresbeginn Alarm. Doch ein Blick auf die vom NRW-Umweltministerium anfangs weitestgehend geschwärzten und nun freigegebenen Informationen zeigt jetzt: Verbrannt wurden die Industrieabfälle in Essen nicht – „nur“ gehandelt.
Demnach hatte die im Stadthafen angesiedelte LuxCarbon Rohstoffhandelsgesellschaft im Jahr 2018 insgesamt 1295 Tonnen an Rückständen aus der Schwerölvergasung der Shell Rheinland-Raffiniere unter ihren Fittichen. Wohin diese weitergereicht wurden, bleibt einstweilen offen, eine Anfrage im Unternehmen, das vom ehemaligen Prokuristen der Evonik-Tochter Evonik Trading GmbH betrieben wird, blieb unbeantwortet.
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RWE und Steag nutzten die Rückstände als Brennstoff
Fest steht nur, dass der Stoff in Essener Stadtgrenzen weder verbrannt noch weiterverarbeitet wurde, bestätigte das NRW-Umweltministerium, wohl aber in Anlagen Essener Firmen: Mehr als 87.400 Tonnen kamen ins Steag-Kraftwerk Herne, 65.000 Tonnen ins Steag-Kraftwerk Lünen und gut 13.500 Tonnen ins RWE-Kraftwerk Eschweiler-Weisweiler.
Unterm Strich dürften die Mengen dort jeweils noch umfangreicher ausgefallen sein, weil nur Daten ab 2008 vorliegen. Die Verbrennung der Industrieabfälle als vermeintlicher „Petrolkoks“ lief aber bereits zehn Jahre früher an und war behördlicherseits auch genehmigt.
Fragliche Stoffe gehören auf Sondermüll-Deponien
Das Umweltministerium betont, strafrechtlich relevante Tatbestände seien deshalb nicht erfüllt. Dass die fraglichen Stoffe aus der Schwerölvergasung wegen ihrer hohen Belastung mit Vanadium und Nickel nicht als Regelbrennstoff taugen, sondern auf Sondermüll-Deponien gehören, diese Erkenntnis sei eher neu.