Essen. 2018 hat der Essener Heinz Hülsmann die 1933 erbaute „Baldeney“ erstanden. Sein Traum, aus dem Oldtimer ein Café-Schiff zu machen, ist geplatzt.
Es sollte ein Aufbruch zu neuen Ufer werden. Nun endet die Reise dort, wo sie im Sommer 2018 begann: bei Ebay, dem Internet-Auktionshaus. Als „Fähre, Hausboot oder Wohnschiff“ bietet der Essener Heinz Hülsmann dort sein Motorschiff an. Zustand gebraucht. Nur Abholung. Baujahr 1933. So steht es in der Anzeige zu lesen. Historisch Interessierte unter den potenziellen Käufern könnten angesichts des Datums vielleicht hellhörig werden. Was sie nicht ahnen: Zum Verkauf steht die ehemalige „Baldeney“, Essens ältestes Fahrgastschiff. Für 19.500 Euro ist der Oldtimer zu haben.
In einem Anflug von Lokalpatriotismus hatte Heinz Hülsmann, Inhaber einer Yacht- und Segelschule, selbst vor eineinhalb bei Ebay zugeschlagen, nachdem er durch einen Bericht dieser Zeitung auf das Schicksal der alten Baldeney aufmerksam geworden war. Als „Moornixe“ war der betagte Kahn mehr als 30 Jahre auf ostfriesischen Kanälen als Ausflugsdampfer unterwegs, bis der Eigner aus Altersgründen den Dienst an Bord quittierte. „Das Schiff gehört nach Essen“, dachte sich Hülsmann und zögerte nicht lange. Nur seine Frau war alles andere als begeistert – und darf sich nun bestätigt fühlen.
Die technischen und administrativen Hürden für eine Zulassung waren zu hoch
Denn Hülsmanns Traum von einem Party-Schiff oder einem Café-Dampfer auf dem Baldeneysee ist geplatzt wie die sprichwörtliche Seifenblase. Zwar mangelte es nicht an Zuspruch und wohlmeinenden Worten. Doch technischen und administrativen Hürden, die Hülsmann hätte überwinden müssen, um eine Zulassung als Fahrgastschiff auf dem Baldeneysee zu erhalten, erwiesen sich als zu hoch, vor allem in Sachen Sicherheit. Die Weiße Flotte Baldeney, die selbst erwogen hatte das Schiff zu erwerben, nahm deshalb davon schnell wieder Abstand: zu aufwendig, zu teuer. Nun stehen die Signale auf Abschied.
„Es wäre schade, wenn das Schiff nicht in Essen bleibt“, bedauert Alexander Farkas von der Weißen Flotte. „Es hat immerhin Stadtgeschichte geschrieben.“ Auf der Jean Stauf Schiffswerft in Königswinter erbaut, nahm die Baldeney am 1. Mai 1933 als erstes von sechs Schiffen den Betrieb auf. Erst 1979 wurde es von der heutigen Baldeney abgelöst. Und nun?
Auf die Anzeige bei Ebay hat sich nur ein Interessent gemeldet
Noch dümpelt der Oldtimer auf dem Rhein-Herne-Kanal vor sich hin. Nach Zwischenstationen an der Marina in Oberhausen und im Essener Stadthafen hat Heinz Hülsmann in Castrop-Rauxel festgemacht. „Das Boot ist fahrtüchtig“, berichtet der 61-Jährige. Der 65 PS starke Deutz Motor läuft zuverlässig, seinem Schiff hat der Eigner einen neuen Anstrich verpassen lassen, innen und außen. Das ein oder andere Teil an Bord ließ er restaurieren. Zwei Mal sei er ausgelaufen, ganz privat mit Freunden und Bekannten an Bord. Seine Passagiere waren angetan.
Ein paar tausend Euro hat Hülsmann nach eigenen Worten in sein Schiff gesteckt. Das Geld hat er draufgeschlagen auf den Kaufpreis. Auf seine Anzeige bei Ebay habe sich bislang ein Interessent gemeldet. Gehört hat Hülsmann seitdem nichts mehr. „Als Wohnschiff war es ihm wohl zu klein“, vermutet er.
Er selbst würde sogar bleiben wollen, doch für das 17,62 Meter lange Schiff findet er keinen Liegeplatz. Im März heißt es in Castrop-Rauxel „Leinen los“. Sollte sich bis dahin kein Käufer gefunden haben, will Hülsmann das Motorschiff nach Norddeutschland steuern, vielleicht auch nach Holland. Mal sehen wo die Reise der ehemaligen Baldeney dann endet.