Essen-Kupferdreh. Der neue Diakonieladen an der Kupferdreher Straße bietet Accessoires, Bekleidung, Bücher, Geschenkartikel, Teller, Töpfe und Pfannen. Ein Besuch.
„In jedem Stadtteil gibt es Bedürftige“, sagt Bettina Kohls. Die 58-Jährige leitet den Ende November offiziell eröffneten Diakonieladen an der Kupferdreher Straße 179. Wo viele Jahre Brillen, Schmuck und Uhren verkauft wurden, sind jetzt gebrauchte Textilien, Spielzeug und Hausrat im Angebot. Kleine Preise sind garantiert.
„Mit jedem Artikel, der hier über die Theke geht, wird ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet“, freut sich Diakonieläden-Abteilungsleiter Karsten Schwanekamp über den positiven Nebeneffekt des Second-Hand-Prinzips. Accessoires, Bekleidung, Bücher, Geschenkartikel, Teller, Töpfe und Pfannen kommen aus Privathaushalten. „Die Leute im Essener Süden sind sehr spendabel und die Sachen meist gepflegt“, lobt Kohls den einen Teil ihrer Kundschaft. Der andere freut sich über das ebenso günstige wie attraktive Angebot.
Mantel für sechs Euro
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Selbst im Essener Süden gibt es Menschen, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Und auch Schnäppchenjäger gehören zur Kundschaft. „Sie finden hier immer wieder Neues“, weiß Schwanekamp. Gerade einmal sechs Euro soll der kamelhaarbeige Wollmantel kosten. Er kommt frisch aus der Reinigung, wie der rote Zettel innen verrät. Vom Schnitt her ein Klassiker für viele Gelegenheiten. Er wartet am Drehständer in freundlicher Atmosphäre auf eine neue Besitzerin. „Sicher nicht lange“, schätzt Kohls. So ein Markenteil kostet neu schnell 100 Euro oder mehr, je nach Hersteller.
Auch daneben hängen hübsche Teile. „Jedes ein Unikat in einer bestimmten Größe und Farbe.“ Auch das mache für viele den Reiz aus, in den Second-Hand-Läden der „Neuen Arbeit“ vorbeizuschauen.
Ein großer Parkplatz ist gleich um die Ecke
Für die neue Nutzung des Geschäftes in der Nähe der bekannten Eisdiele wurden Umkleidekabinen eingebaut. Ein großer Parkplatz ist gleich um die Ecke. „Wer Waren abgeben will, ruft vorher an und kann zur Not in zweiter Reihe vor dem Laden halten. Unsere Mitarbeiter kommen raus und helfen“, sagt Kohls. Nicht zu unterschätzen sei der soziale Aspekt des Projektes: Langzeitarbeitslose schöpfen Hoffnung und bekommen eine Chance.
Das Jobcenter vermittelt Frauen und Männer, die aus verschiedenen Gründen aus dem Raster für den ersten Arbeitsmarkt gefallen sind an die bereits 1979 gegründete „Neue Arbeit“ der Diakonie. Sie ist Mitglied im Evangelischen Fachverband für berufliche und soziale Integration in der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, einem Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege. Auch aus der „Gemeinwohlarbeit“ rekrutieren die nunmehr vier Diakonieläden im Stadtgebiet ihre Kräfte. „Das betrifft Empfänger von Arbeitslosengeld II“, fügt Schwanekamp hinzu. Derzeit seien in Kupferdreh zwölf Beschäftige schichtweise tätig, jeder maximal 30 Stunden pro Woche.
Spenden werden sortiert
In einem Nebenraum werden die Spenden zunächst gesichtet und sortiert. Nach Farben hat Kohls die Deko in durchsichtigen Kunststoffboxen ordnen lassen. Das sieht schön aus und erleichtert den Kunden die Suche, die gezielt Ausschau halten. Gleich nach den Feiertagen wartet zur Wiedereröffnung am 2. Januar die Frühlingskollektion in hellen Farben. An der Langemarckstraße in Frillendorf betreibt die Neue Arbeit ein großes Lager. Dorthin wird nicht verkaufte Ware wie Weihnachtsdeko gebracht, in ein paar Wochen überschüssige Winterkleidung. „Wir tauschen uns in den einzelnen Läden aber auch aus“, sagt Kohls. Wenn in einem anderen Stadtteil ein bestimmter Artikel benötigt wird, der dort gerade nicht vorrätig ist. „Kunden-Service zu fairen Preisen und alles für den guten Zweck“, freut sich eine ältere Dame. Sie hat im Regal der Kinderabteilung ein Bilderbuch für den Enkel entdeckt. „Sieht aus wie neu und kostet 50 Cent.“
Wichtig ist dem Team noch eines: „Entrümpelungen führen wir nicht durch“, wie Kohls betont. Doch Tipps und Adressen für Abnehmer von Möbeln und größerer Mengen Hausrat haben die Mitarbeiter allemal parat.