Essen. Armbanduhren mit aufwendigen Uhrwerken kosten manchmal sechsstellige Summen. Dennoch boomt die Branche - ein Beispiel ist das „Roberto“ in Essen.

Die teuerste Armbanduhr, die Robert Halfmann je verkaufte, hat immerhin 250.000 Euro gekostet. „Aus Dubai kam die Anfrage, ob ich eine bestimmte Audemar Piguet vorrätig hätte.“ Halfmann konnte mit dem gewünschten Modell einer Schweizer Nobelmarke dienen und dann ging alles ganz schnell: „Am nächsten Tag hatte ich das Geld auf dem Konto, per Spezialversand ging die Uhr dann auf die Reise.“

Für den 53-Jährigen, der seit 1997 mit seinem Uhren-Geschäft „Roberto“ an der Rathenaustraße sitzt, ein schöner Beleg dafür, dass er offensichtlich weiterempfohlen wurde und in der Branche einen Ruf als zuverlässiger Händler genießt. Denn auch schwerreiche Scheichs dürften eine Viertelmillion Euro nicht einfach so in die Vorkasse geben.

Juwelier Robert Halfmann und Partnerin Jasmin van Bernem mit einer kleinen Auswahl: An ihrer Hand eine goldene Armbanduhr von Bulgari namens Serpenti für 40.100 Euro. Rechts hält sie eine Zenith für 11.200 Euro. Halfmann zeigt rechts eine Zenith Defi für 7100 Euro, daneben die flachste Automatikuhr der Welt, die Octo für 12.900 Euro von Bulgari. Ganz links schließlich seine private Uhr.
Juwelier Robert Halfmann und Partnerin Jasmin van Bernem mit einer kleinen Auswahl: An ihrer Hand eine goldene Armbanduhr von Bulgari namens Serpenti für 40.100 Euro. Rechts hält sie eine Zenith für 11.200 Euro. Halfmann zeigt rechts eine Zenith Defi für 7100 Euro, daneben die flachste Automatikuhr der Welt, die Octo für 12.900 Euro von Bulgari. Ganz links schließlich seine private Uhr. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Automatische Uhren waren mal „out“ – und sind längst wieder hochbegehrt

Halfmann macht kein Hehl daraus, dass seine Geschäfte auch abseits solcher Extreme gut laufen. Automatische Armbanduhren, zumal für Herren, haben in den letzten Jahrzehnten einen beispiellosen Siegeszug hingelegt, und das obwohl diese Zeitmesser-Sparte in den 1970er Jahren so gut wie tot war.

Batteriegetrieben Uhren und sekundengenaue Funkuhren schienen der alten Uhrmacherkunst für immer den Rang abzulaufen. Wer mochte sich noch die aufwendigen und eben auch oft sehr teuren Uhren ans Handgelenk binden, wenn die billigen Alternativen mindestens genauso präzise die Zeit angaben?

Ein entspanntes Verhältnis zum Luxus-Begriff

Es kam anders. „Die Faszination des Handwerklichen hat sich wieder durchgesetzt“, sagt Robert Halfmann, der viele Kunden kennt, die ganze Uhren-Sammlungen für Hunderttausende Euro besitzen. „Brauchen tun die das nicht, es geht um Emotionen“, weiß der gelernte Goldschmied, der in dritter Generation in der Branche tätig ist und das Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Jasmin van Bernem führt. Zum Luxus-Begriff hat Halfmann ein entspanntes Verhältnis. Luxus sei etwas Schönes, aber im Grunde nicht wirklich Notwendiges, eine Belohnung für sich selbst oder für andere.

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Wer Uhren sammelt, sollte sicherlich nicht ganz arm sein, was aber nicht bedeute, dass bei Roberto nur Millionäre zur Ladentür hereinkommen. „Ich habe auch Kunden, die bei der Müllabfuhr arbeiten.“ Eine einzige vernünftige Uhr zu besitzen, diese dann für jeden Tag - das täte es doch schließlich auch. Andere sähen Uhren als Statussymbol oder auch als Geldanlage. Letzteres findet Halfmann eher unpassend: „Die Leute sollen Spaß damit haben.“

Mit Jogginghose bekommt man nicht in jedem Uhrengeschäft Zutritt

Generell sei ihm die Blasiertheit der Branche ein Gräuel. Er selbst pflege ein bodenständiges Geschäftsmodell mit hohem Service-Bewusstsein, betont Halfmann. „Versuchen Sie mal, in Düsseldorfer Nobelläden bedient zu werden, wenn Sie in Jogginghose auftreten.“ Bei ihm müsse man sich jedenfalls nicht extra umziehen, um eine Uhr zu kaufen.

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In der Branche sind Exklusiv-Belieferungen üblich, nicht jeder Händler hat jede Marke im Sortiment. Halfmann ist bekannt dafür, die allererste Garnitur der zumeist aus der Schweiz stammenden Nobelmarken anderen zu überlassen, stattdessen Newcomern und der soliden Mittelklasse eine Chance zu geben. „In den Laden kommt, was uns gefällt, Qualität hat oberste Priorität.“ Das schaffe man nur, wenn man viel unterwegs ist und sich Neues anschaue.

Vor Jahren wurde Robert Halfmann mal Opfer eines Raubüberfalls

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Man kriegt bei Roberto zwar auch etwas ab 180 Euro, es ist aber auch gar kein Problem, für eine Uhr den Gegenwert eines überdurchschnittlichen Monatsgehalts (brutto) auszugeben – und vereinzelt auch weit, weit mehr. Die im Schaufenster sichtbaren Euro-Summen fanden vor Jahren auch ungebetene Gäste reizvoll, die einen Raubüberfall verübten. Robert Halfmann wehrte sich heftig und hatte flugs eine Pistole im Mund.

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„Das hat mich verändert“, sagt er. Aber anders als man meinen könnte. Er mische sich seitdem grundsätzlich ein, wenn er etwas Empörendes sehe - ohne Rücksicht auf die Folgen für ihn persönlich. In seinem Geschäft hat er allerdings nach diesem Vorfall die passive Sicherheit mit einer kostspieligen Schleuse erhöht. Einfach so hereinspazieren ist nicht mehr möglich. „Viele Kunden sind froh, dass es das gibt.“ Wer Luxuriöses besitzt, muss es halt manchmal verteidigen.

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